Alex Albon war im Formel-1-Qualifying in Monza der Geheimtipp. Nach starken Trainings reichte es beim Williams-Fahrer am Samstag nicht für die ganz große Sensation. Auf das Wochenende in Zandvoort ließ er in Italien dennoch die nächste Glanzleistung folgen. Der Thailänder schaffte es zum fünften Mal in dieser Saison ins Q3 und zog sich dort als Sechster hervorragend aus der Affäre. Die Kehrseite der Medaille: Für den Erfolg nutzte er alle Reifensätze und steht für das Rennen ohne frische Gummis da. Teamkollege Logan Sargeant gelang es nicht, das Potential des Autos auszuschöpfen. Der Rookie scheiterte am Medium-Reifen.

"In Ungarn sind wir den harten Reifen vorher nicht gefahren und im Q1 rausgeflogen. Wir hatten das gesamte Wochenende die Pace und wollten den Fehler nicht noch einmal machen", erklärt Albon gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass Williams die in Monza zum zweiten Mal in der Formel 1 eingesetzte alternative Reifenzuteilung nicht noch einmal auf die Füße fallen sollte. Den Teams stehen gemäß dieser nur 11 statt 13 Reifensätze zur Verfügung. Darüber hinaus muss im Q1 der harte, im Q2 der mittlere und im Q3 der weiche Compound eingesetzt werden.

Bereits im ersten Training am Freitag hatte Albon auf dem harten Reifen mit Platz zehn ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Top-10 erreichte er auch in FP2 und FP3, doch der Eindruck täuschte. "Ehrlich gesagt haben wir bis zum Qualifying in jeder Session das Auto verändert. Wir haben an diesem Wochenende mehr Schwierigkeiten und legten nicht so los, wie in Zandvoort. Es dauerte hier länger aber zum Qualifying hat das Auto gepasst", erklärt der 27-Jährige.

Albon verbraucht für Monza-Qualifying sämtliche Reifensätze

Um nichts dem Zufall zu überlassen, verbrauchten er und sein Team allerdings ohne Rücksicht auf Verluste die für das gesamte Wochenende zur Verfügung stehenden Reifen. "Wir haben für das Rennen morgen keine neuen Reifen mehr", so Albon. "Wir sind im dritten Training noch drei Sätze gefahren."

Er wäre im Qualifying gerne etwas sparsamer mit dem schwarzen Gold umgegangen. Nachdem er es im Q1 als Zweiter locker in die nächste Runde geschafft hatte, war seine Pitwall nach dem ersten Run im Q2 noch nicht vollends überzeugt, dass es fürs Finale reichen würde. Albon fuhr im zweiten Teil dementsprechend einen zweiten Run auf dem Medium-Compound.

"Ich denke, wir hätten uns den einen Medium-Reifensatz sparen können. Mein erster Run fühlte sich ziemlich stark an und ich war relativ überzeugt, dass es reichen würde, um ins Q3 einzuziehen", sagt er. "Aber wir wollten kein Risiko eingehen. Das geht schon klar, aber letztendlich haben wir einen neuen Reifensatz für das Rennen verschwendet."

Williams muss in Italien punkten

Im Q3 sortierte er sich als Sechster mit knapp einer halben Sekunde Rückstand auf Pole-Setter Carlos Sainz ein. Mehr wäre schön, aber nicht nötig gewesen. "Wir haben ein gutes Auto aber ich denke, die Autos vor uns sind in Sachen Rennpace schneller. So gesehen fahre ich gegen sie kein Rennen. Für uns geht es gegen Aston Martin und McLaren", so Albon, der darüber hinaus auch ein Auge auf AlphaTauri hat.

Red Bulls Schwesterteam geht am Sonntag mit Yuki Tsunoda und Daniel-Ricciardo-Ersatz Liam Lawson von den Starplätzen elf und zwölf in den Grand Prix. In der Gesamtwertung liegt die Truppe zwölf Punkte hinter Williams. Für Albon ist das kein allzu beruhigendes Polster: "Ich war überrascht, wie konkurrenzfähig AlphaTauri war. Wir müssen diese Rennen und Wochenenden nutzen, um uns in der Konstrukteurswertung abzusetzen. Realistisch gesehen haben wir hier und in Las Vegas die Möglichkeit dafür, also müssen wir hart pushen, um diese Punkte zu holen."

Sargeant bringt es nicht zusammen

Für den Teamkollegen war das 14. Qualifying der Saison eine weitere Enttäuschung. In den Trainings hatte Logan Sargeant ein gutes Gefühl und war zuweilen mit einem Gap von drei Zehntelsekunden auf Albon nicht allzu weit weg. Im entscheidenden Moment brachte der US-Amerikaner die Runde jedoch nicht zusammen. "Mir hat dieses Wochenende etwas Pace gefehlt, aber nicht so viel, wie im Q2, so der 21-Jährige.

Er schied im zweiten Teil als 15. aus und war dabei sieben Zehntelsekunden langsamer als Albon. Im Q1 war der Rückstand nur halb so groß. "Auf dem harten Reifen fühlte ich mich wirklich gut und wir haben das an der Pace im Q1 gesehen. Aber auf dem Medium habe ich wenn überhaupt nur minimal mehr Grip gespürt. Ich war mit diesem Reifen einfach nicht im Fenster und hatte damit schon das ganze Wochenende meine Probleme", erklärt er.

Der Rookie ist in seiner ersten Formel-1-Saison bisher punktelos und weiß, dass die Williams-Performance in Monza für ihn trotz allem eine gute Chance bietet, das zu ändern. "Wir haben im Rennen ein gutes Auto und insgesamt gab es kaum repräsentative Longruns. Wir werden unser Bestes geben, um etwas zu erreichen", sagt er. "Ich muss einfach nur einen guten Start haben und so viele Autos wie möglich überholen. Danach muss ich mich Stück für Stück nach vorne arbeiten. Hoffentlich reicht die Pace dafür." Alle Stimmen zum Formel-1-Rennen heute in Monza gibt es im Live-Ticker.