Wer für Red Bull fährt, der hat einen harten Job. Erst recht, wer es in die Formel 1 schafft. Was auf den ersten Blick wie der Durchbruch erscheint, ist für Piloten im Kader des Energy-Drink-Konzerns erst der Anfang. Das musste erst jüngst Nyck de Vries erfahren, der nach nur zehn Rennen im zweiten Team AlphaTauri wieder vor die Tür gesetzt wurde. Red Bull ist eine Leistungs-Gesellschaft, unterstreicht auch der ausscheidende AlphaTauri-Teamchef Franz Tost.

Für Tost, der seit 2006 durchgehend als Teamchef der im italienischen Faenza beheimateten Truppe fungiert, ist der Job etwas anders als für viele seiner Berufskollegen. Als zweites Team im Konzern diente AlphaTauri fast immer als Ausbildungsstätte für die jungen Red-Bull-Piloten. Viel Einfluss auf Fahrer-Entscheidungen liegt so auch bei Red Bulls Motorsport-Chef Dr. Helmut Marko.

Formel-1-Fahrer für Red Bull - eine Frage der Leistung

Die beiden sind aber auf einer Wellenlänge unterwegs, was Fahrer-Entscheidungen angeht. Auch wenn Marko meist derjenige ist, der - auch öffentlich - schnell den Druck erhöht. "Es gibt selten irgendwelche Ungereimtheiten und Diskussionen", stellt Tost im Interview mit Motorsport-Magazin.com aber klar. "Sowohl Dr. Marko als auch mir geht es im Endeffekt um die Leistung."

"Wenn die Leistung erbracht wird, dann sind wir beide happy, und wenn die Leistung nicht kommt, dann sind wir beide sauer", erklärt Tost. Auch bei Nyck de Vries stellte er erst zuletzt in Österreich wiederholt kurz angebunden klar, dass es in den Händen des Fahrers liege. Wer performt, der bleibt. Wer sich nicht verbessert, der lebt gefährlich.

Nur wird bei Marko die Ungeduld vielleicht etwas schneller ersichtlich - das kann auch Tost mit einem Lächeln einräumen. Schneller am Abzug ist in der Formel 1 jedenfalls niemand als Red Bull. De Vries ist der sechste während der Saison abgesetzte Fahrer. Alle vorzeitig entlassenen Formel-1-Fahrer von Red Bull mit ihren Geschichten gibt es hier in einer Bilderserie.

Nur Verstappen lässt Frust auf Red Bull aufkommen

Für AlphaTauri als Team ist eine hohe Fahrer-Fluktuation natürlich nie einfach, aber Tost kann mit den meisten getroffenen Entscheidungen leben: "Dietrich Mateschitz hat ganz klar gesagt, das Team muss die jungen Fahrer von Red Bull Racing ausbilden. Und Synergien von Red Bull Technology nutzen. Mir hat diese Philosophie von Anfang an sehr, sehr gut gefallen, weil sie ganz klar abgesteckt hat, in welchem Fenster wir uns bewegen müssen."

"Und deshalb hat es meinerseits auch nie irgendwie Frust gegeben", erklärt Tost. Mit kleiner Einschränkung, die aber das Gegenteil betrifft. 2016 wurde keiner seiner Fahrer mitten in der Saison gefeuert, sondern befördert. Über Nacht hievten Marko und Red Bull den jungen Max Verstappen ins Hauptteam und degradierten dafür Daniil Kvyat.

Franz Tost und Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton
Franz Tost und Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton

"Das war schon schwer zu verdauen", räumt Tost ein. "Von ihm hätte ich dann auch noch während dieser Saison super Resultate mit uns erwartet. Aber ansonsten kann ich mich nie erinnern, dass es da irgendwie eine Situation gegeben hätte, wo ich frustriert gewesen wäre."

Das Interview mit Franz Tost wurde vor der Entlassung von Nyck de Vries geführt, und kann in seiner Gesamtheit im Print-Magazin von Motorsport-Magazin.com nachgelesen werden. Noch kein Abo? Jetzt hier bestellen! https://abo.motorsport-magazin.com/bestellen.html

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