Lewis Hamilton setzte seine irre Podestserie in Großbritannien auch 2023 fort. Seit 2013 schaffte es der Brite bei seinem Heimrennen immer aufs Treppchen. Insgesamt 14-mal stand Hamilton in Silverstone auf dem Podium, die erfolgreichste Strecke des Briten. Das gelang ihm mit Platz drei auch dieses Jahr wieder. Doch trotz Podest-Feier ist die Stimmung in der Mercedes-Garage nicht ausgelassen. Die Qualifying-Pace und ein neuer Gegner im Kampf um Platz zwei bereiten dem Team Sorgen.

Hamilton fährt mit Glücksspiel-Taktik aufs Podium

Nach dem Qualifying schienen alle Podiums-Hoffnungen der Silbernen dahin. George Russell und Lewis Hamilton gingen von den Plätzen sechs und sieben ins Rennen. Geschlagen von Ferrari und sogar McLaren. "Wir wussten, dass wir ein Update hier bekommen würden. Es war enttäuschend, dass wir dadurch keinen Schritt gemacht haben, der uns weit nach vorne bringt", beschreibt Hamilton die Gefühlslage am Samstag.

Die beiden Altmeister trafen sich auf der Strecke, Foto: LAT Images
Die beiden Altmeister trafen sich auf der Strecke, Foto: LAT Images

Trotzdem gab es für den Briten immer noch einen kleinen Lichtblick aus dem dunklen Cockpit des Mercedes W14 heraus: "Wir haben eine gute Long Run Pace, das hat sich schon am Freitag gezeigt", verrät Hamilton. Mit einem guten Start und einer guten Pace im Renn-Trimm schien also doch noch alles möglich. Doch selbst das wollte dem Rekordsieger der Formel 1 zunächst nicht gelingen.

Hamilton verbremste sich in der ersten Runde in Kurve drei und fiel in Folge auf Platz neun zurück. Erst dann setzte die Wirkung der guten Long-Run-Pace ein. Der Brite mit grenadischen Wurzeln arbeitete sich wieder auf Platz sieben vor - vorbei an Pierre Gasly und Ex-Teamkollege Fernando Alonso. Daraufhin verkleinerte der Mercedes-Pilot die Lücke zu Carlos Sainz kontinuierlich, ehe dieser an die Box kam. Hamilton hingegen blieb mit einer letzten Hoffnung auf der Strecke.

"Ich habe wirklich nicht erwartet, heute auf dem Podium zu stehen. Wir haben einfach geplant, den Medium-Reifen aufzuziehen und zu warten, bis irgendwann ein Safety-Car herauskommt. Und das ist passiert", erklärt Hamilton den Schlachtplan. Ein Schlachtplan, dessen Ausgang außerhalb der eigenen Kontrolle lag. "Ich habe darauf spekuliert und wollte bis zum Schluss fahren."

Hamilton verliert Duell gegen McLaren und Norris

Hamilton kam nach seinem Stopp statt hinter Carlos Sainz vor Oscar Piastri auf Rang drei wieder auf den 5,891 Kilometer langen Silverstone Circuit zurück. Nächste Station: Der auf Position zwei liegende McLaren MCL60 von Lando Norris.

Hamilton, mit weichen Pneus aus der Box kommend, roch die Chance auf den zweiten Platz und damit drei weitere WM-Punkte, genauso wie Teamchef Toto Wolff. "Als das Safety-Car herauskam, war ich ziemlich sicher, dass wir die McLarens auffressen würden und das Rennen auf P2 und P3 beenden könnten", erzählte der Österreicher.

Das Gegenteil war der Fall. Sowohl der siebenfache Weltmeister als auch der dahinterliegende George Russell konnten die beiden McLaren auf Dauer nicht attackieren. Hamilton startete zumindest mehrere Versuche gegen Lando Norris, am McLaren war allerdings kein Vorbeikommen.

"Ich wusste nicht, wie gut sie waren. Das habe ich erst gesehen, als ich hinter Lando war. Ich habe versucht, vorbeizukommen, aber in den Highspeed-Kurven haben sie uns vernichtet. [...] Dann habe ich es in Kurve sieben innen hinein versucht, habe den Überholknopf gedrückt und wollte attackieren, aber er hatte einfach weniger Gegenwind. Und dann musste ich zurückziehen", beschreibt Hamilton das Duell. Der Brite musste sich mit Platz drei begnügen.

Ein neuer Gegner im Kampf um den zweiten Platz in der Hackordnung der Königsklasse? Während Klassenprimus Red Bull schon weit enteilt scheint, kämpften dahinter bis jetzt Mercedes, Ferrari und Aston Martin um die Vormachtstellung im Rest des Feldes.

"Ich glaube, McLaren ist eine ernsthafte Gefahr", erkennt Hamilton. "Ich denke, es ist Red Bull, McLaren, Ferrari und dann wir, wenn es um pure Pace geht. Da sind wir Vierter, aber unsere Long-Run-Pace scheint ein wenig besser als bei den anderen [Red-Bull-Verfolgern, d. Red.] zu sein", vermutet der Brite.

"Es ist alles sehr eng, aber wir müssen Verbesserungen finden. Wir brauchen einen ernsthaften Schritt, wenn wir um Siege fahren wollen", weiß Hamilton. In Belgien folgt das nächste Update der Silbernen für den W14. Bis dahin gilt es, noch das Rennen in Ungarn zu überstehen, einer weiteren Paradestrecke von Hamilton.