Der Sieg von Max Verstappen war in Silverstone nie ernsthaft in Gefahr. Die Stars des Rennens waren aber die McLaren, die ihre starke Pace in Großbritannien beweisen konnten. Kurz lag Lando Norris nach dem Start sogar in Führung. Ein Safety Car brachte sein Team allerdings aus dem Tritt. Norris musste danach Lewis Hamilton im Duell um den zweiten Platz mit Reifennachteil abwehren.

Der Sieger: Verstappen kontrollierte das Rennen souverän - nachdem Norris in der Startphase fünf Runden lang den Störer gespielt hatte und kurz in Führung gelegen war. Ein schlechter Start war jedoch das einzige Makel für den Red-Bull-Piloten. Mit besserer Pace holte er sich in Runde fünf die Führung von Norris wieder. Danach kontrollierte er die Lücke zu Norris, auch wenn er sich nie ganz absetzte. Auf dem Weg zum Sieg holte er sich schließlich noch die schnellste Runde.

Das Podium: Ein Safety Car brachte McLaren wohl um ein Doppel-Podium. Norris und Oscar Piastri hatten Mercedes und Ferrari das ganze Rennen über im Griff, aber Piastri stoppte vor einem Safety Car, von dem Hamilton profitieren konnte und dadurch den dritten Rang übernahm. Norris stoppte zeitgleich, aber auf Hard - Hamilton bekam Soft, und setzte ihn daher in den letzten 13 Runden gehörig unter Druck. Doch es reichte nicht, Norris überstand zwei aggressive Attacken und sicherte sich P2.

Das restliche Ergebnis: Piastri und George Russell verloren durch das Safety Car Plätze, komplettierten aber die Top-5. Sergio Perez kämpfte sich langsam, aber beständig vor auf den sechsten Platz vor einem in Silverstone zahnlosen Fernando Alonso. Alex Albon lieferte ein starkes Rennen, während Ferrari strategisch und pace-technisch nie gut aussah. Diese beiden Faktoren bedeuteten, dass für Charles Leclerc und Carlos Sainz nur die letzten beiden Punkteränge blieben.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Silverstone

  • Verstappen nicht dominant, aber souverän
  • McLaren-Pace sensationell
  • Starker Norris von Hamilton nicht kleinzukriegen
  • Ferrari-Pleite mit Strategie & Pace
  • Hülkenberg-Rennen schon zu Beginn vorbei

Formel 1 - WM-Stand 2023: McLaren-Recovery beginnt

Die WM-Tabelle: Verstappen, Perez, Alonso, Hamilton - an der Spitze des WM-Klassements ändert sich nichts. Die großen Gewinner sind McLaren. Lando Norris springt vor auf den neunten WM-Platz, liegt jetzt nur zwei Punkte hinter Lance Stroll. McLaren übernimmt mit einer satten Punkte-Ausbeute von 30 Zählern den fünften Platz von Alpine.

Auch Williams gewinnt - dank des nächsten tollen Albon-Resultats liegt das Team jetzt auf dem siebten Rang vor Haas, Alfa Romeo und AlphaTauri, die allesamt üble Rennen erlebten. Besonders Haas. Nico Hülkenberg war früh in eine Kollision mit Sergio Perez verwickelt, und Kevin Magnussen fiel mit Motorschaden aus.

Vor dem Start: Erst schien noch die Sonne, aber kurz vor Rennbeginn tauchten dunkle Wolken auf. Die Regenwahrscheinlichkeit wurde mit 40 Prozent beziffert, bei 21 Grad Luft- und 28 Grad Streckentemperatur. Die Mehrheit startete auf Medium. Nur George Russell, Esteban Ocon und die AlphaTauri wählten Soft. Nico Hülkenberg und Valtteri Bottas setzten auf Hard. Bei Sergio Perez wurde in der Startaufstellung noch am Unterboden repariert.

Norris ärgert Verstappen beim Silverstone-Start

Der Start: Verstappen kam mit durchdrehenden Rädern nicht vom Fleck und wurde von Norris hin zur ersten Kurve abgefertigt. Der WM-Führende musste sich erst einmal nach hinten orientieren. Piastri drückte und zwang Verstappen sowohl in Brooklands als auch in Woodcote in die Defensive, kam aber nicht vorbei.

Die McLaren setzten Verstappen am Start zu, Foto: LAT Images
Die McLaren setzten Verstappen am Start zu, Foto: LAT Images

Norris hielt sich wacker bis Runde fünf vorne. Dann ging Verstappen mit DRS-Hilfe hin zu Brooklands in Führung. Das McLaren-Duo hielt trotzdem lange den Anschluss. Leclerc dahinter fiel in den ersten Runden tatsächlich zurück, bis zu 3,5 Sekunden ging die Lücke auf. Der Ferrari kämpfte mit Russell, der sich dank Soft-Reifen beim Start an Sainz vorbeigeschoben hatte. In Runde fünf warf Leclerc dem Mercedes aggressiv hin zu Stowe die Tür zu, woraufhin sich Russell am Funk beschwerte.

Start-Probleme für Hamilton & Hülkenberg

Lewis Hamilton war beim Start in Kurve drei in die Auslaufzone gerutscht und dadurch kurz bis auf P8 zurückgefallen. Mit einem stark gestarteten Fernando Alonso hatte er bis Runde sieben zu kämpfen, dann kam er mit DRS vor Brooklands vorbei. Auf das Trio Leclerc-Russell-Sainz hatte er da schon drei Sekunden verloren.

Alonsos Pace war schwach, er musste sich nach hinten gegen Gasly, Albon, Stroll und bald auch Perez orientieren. Der war in Runde fünf am Ausgang von Kurve vier mit Nico Hülkenberg aneinandergeraten, als er sich vorbeigebremst und dabei die linke Frontflügel-Endplatte des Haas mit seinem Hinterreifen touchiert hatte. Hülkenberg musste schon in Runde acht an die Box, nachdem die Endplatte abbrach. Für Perez hatte der Zwischenfall keine Konsequenzen.

Magnussen brennt ab und setzt McLaren unter Druck

Das Rennen entwickelte sich langsam. Die Reifen hielten gut, selbst Russell auf dem Soft konnte lange damit gute Zeiten fahren. McLaren hielt sich wacker, Verstappen kam nur langsam weg. Nur Leclerc stoppte sehr früh, in Runde 19, auf Hard, wovon sich die Mercedes-Box nicht aus der Ruhe bringen ließ. Russell wechselte erst in Runde 29 auf Medium, und überholte Leclerc daraufhin in Runde 31 mit deutlich mehr Grip außen in Luffield.

In Runde 33 wirbelte ein Haas-Feuer den Status quo durcheinander. Kevin Magnussen rollte mit Flammen aus dem Auspuff auf der Wellington-Geraden aus, was ein Safety Car auslöste. Neben Russell und Leclerc waren da auch Piastri und Sainz bereits an der Box gewesen. Viele ihrer Gegner bekamen jetzt Boxenstopps zum Billig-Tarif.

Verstappen holte sich Soft und blieb in Führung. McLaren blieb konservativ und steckte Hard bei Norris auf, was den schnell unglücklich stimmte. Denn er hatte jetzt Hamilton, den größten Profiteur, auf neuen Soft-Reifen hinter sich. Piastri und Russell fielen durch ihre frühen Stopps auf vier und fünf zurück. Alonso profitierte ebenfalls vom Safety Car und ging an Sainz vorbei auf P6. Der Ferrari rutschte zurück auf P7.

Norris vs. Hamilton kämpfen Platz 2 in Silverstone aus

Verstappen fuhr beim Restart in Runde 39 gleich weg, denn Norris und Hamilton waren dahinter mit dem Kampf um den zweiten Platz beschäftigt. Hamilton hatte die Soft schnell auf Temperatur, doch in zwei aufeinanderfolgenden Runden verteidigte sich Norris mit allen Mitteln gegen mehrere Attacken in Luffield und Copse. Dann kamen seine harten Reifen ins Arbeitsfenster - und Hamiltons Chancen schwanden.

Während Verstappen den Sieg ins Ziel fuhr, begann sich Norris in den letzten Runden wieder von Hamilton absetzen. Die beiden Briten holten die letzten beiden Podiums-Plätze. Piastri landete auf Platz vier, Russell stellte trotz Medium-Reifen nie eine Bedrohung für ihn dar.

Perez rettet P6 gegen Alonso, Desaster für Ferrari

Sergio Perez holte den sechsten Platz. Er war zwar schon vor dem Safety Car an der Box gewesen, hatte aber Soft-Reifen mitgenommen und dank eines Zwischenspurts nicht viel Zeit verloren. Nach dem Restart holte er sich schnell Sainz, der auf alten Hard-Reifen leichte Beute war, und fing dann in Runde 46 auch noch Alonso ab, der im Rennen nie die Pace hatte und sich mit P7 zufrieden geben musste.

Sainz wurde in den letzten Runden brutal durchgereicht. Albon und Leclerc, die alle unter dem Safety Car gestoppt hatten, gingen vorbei. Bei Leclerc war das der zweite Stopp gewesen, er hatte anders als die Gegner Soft aufgezogen. Albon konnte sich bis ins Ziel den Leclerc-Attacken erwehren und den achten Platz heimbringen.

Sainz rettete hinter Leclerc den letzten Punkt. Auch, weil es hinter den beiden Ferrari zwischen Pierre Gasly und Lance Stroll zur Sache ging. Nach einem Hin und Her rutschte Stroll in der Vale-Schikane von der Strecke, und rammte Gasly beim Zurückfahren. Dessen Aufhängung brach, Stroll erhielt eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Damit kam Logan Sargeant nach einem soliden Rennen fast zum ersten Punkt. Er wurde Elfter vor Valtteri Bottas und Nico Hülkenberg. Stroll fiel auf P14 zurück, vor Guanyu Zhou, Yuki Tsunoda und Nyck de Vries. Gasly, Magnussen, und nach einem frühen Hydraulik-Defekt Esteban Ocon waren die Ausfälle.