In der Formel 1 bahnt sich eine nächste große Übernahme an. Am Rande des Türkei-GPs verdichten sich an diesem Wochenende die Anzeichen, dass eine Unternehmung angeführt von Ex-F1-Pilot und Motorsport-Entrepreneur Michael Andretti mit einem Millionendeal beim Schweizer Traditionsrennstall Sauber einsteigen soll.

Laut den Kollegen von 'Racefans.net' nähert sich der Deal seiner Vollstreckung. Andretti, der nach einer langen und erfolgreichen Rennfahrerkarriere in den USA ins Motorsport-Management einstieg, soll sich schon länger nach offenen Türen in der Formel 1 umgesehen haben. Sein Rennteam Andretti Autosport gehört zu den Top-Mannschaften der IndyCar-Serie und unterhält außerdem eine Formel-E-Mannschaft, ein Team in der australischen Supercars-Meisterschaft und ein Extreme-E-Team.

Im März dieses Jahres wurde mit der Andretti Acquisition Corporation eigens eine Unternehmung für Übernahmen gegründet. Diese sollte mittels Börsengang 216 Millionen Euro lukrieren. Gerüchte um Andrettis Interesse an Sauber, das momentan in der Formel 1 unter dem Namen Alfa Romeo antritt, folgten im Sommer. Laut einem Sprecher der Unternehmung ist sie allerdings nicht beteiligt.

Andretti-Übernahme von Sauber für 350 Millionen

Laut 'Racefans.net' soll Andretti jetzt für 350 Millionen Euro 80 Prozent an Islero Investments erwerben - jenes Unternehmen, das gegenwärtig als Eigentümer von Sauber auftritt. Das Team, welches lange von Peter Sauber geführt worden war, wurde 2016 vom schwedischen Investment-Unternehmen Longbow erworben. 2018 folgte die Umstrukturierung der Eigentumsverhältnisse mit dem Schaffen von Islero.

Kurz davor war Alfa Romeo als Titelsponsor an Bord gekommen. Zwar tritt das Team seit 2019 als Alfa Romeo in der Formel 1 an, aber die Operation ist vollständig in der Hand von Sauber Motorsport. Ob das Alfa-Sponsoring von der Übernahme betroffen wäre, ist nicht klar. Der Vertrag geht noch über mehrere Jahre - allerdings mit vertraglich fixierten jährlichen Evaluierungen.

Andretti und Sauber zum Thema Übernahme still

Gegenüber 'Racefans.net' wollte ein Andretti-Sprecher vorerst keine Details nennen: "Wir haben über die Jahre mehrere Optionen untersucht und waren nahe dran, aber es gibt nichts Neues zu berichten. Unsere Leidenschaft ist Racing, in allen Formen. Wenn sich die Chance bietet, den Andretti-Namen zurück in die F1 zu bringen, würden wir drauf anspringen. Aber momentan ist uns diese Gelegenheit noch nicht in den Schoß gefallen."

F1-Teamchef Frederic Vasseur wollte in der Türkei am Freitag ebenfalls keinen Kommentar abgeben: "Ich kann nichts sagen, weil das nicht in meinem Bereich liegt. Ich bin der CEO und Teamchef. Solche Diskussionen liegen nicht bei mir, die wären mit den Anteilseignern." Laut dem US-Medium 'Racer' sollen weitere Gespräche der Beteiligten in zwei Wochen im Rahmen des GPs der USA stattfinden.

Für US-Unternehmungen wird die Formel 1 jedenfalls zunehmend attraktiv. 2022 sollen mit Austin und Miami dort zwei Rennen stattfinden. US-verbundene Firmen haben zuletzt in Williams und McLaren investiert. Obendrauf unterstreichen alle diese Investoren: Die neue Formel 1, mit Kostengrenze und besserer Gewinnstruktur, bietet enormen Markenwert.