Ein Cockpit ist in der Formel 1 für 2022 noch frei. Doch Alfa Romeo ziert sich. Von einer im September suggerierten Entscheidung über den Teamkollegen von Valtteri Bottas keine Spur. Auch, weil die Mannschaft rund um Teamchef Frederic Vasseur sehr genau auf die erst im Dezember endende Formel-2-Meisterschaft blickt.

Denn dort kämpfen die Kandidaten um die Meisterschaft. Es geht aber nicht nur um Sauber-Junior Theo Pourchaire, sondern vor allem - und etwas überraschend - um Fahrer aus dem Junior-Kader von Alpine.

Alpine-Nachwuchs im Alfa-Cockpit: Für Vasseur ein Problem

Seit Wochen wird nämlich zum einen ein Aufstieg von Guanyu Zhou kolportiert. Der chinesische Alpine-Junior soll Millionen an Mitgift mitbringen. Im Kampf um den F2-Titel ist er nun allerdings gegen seinen jüngeren und hoch gehandelten Alpine-Gegner Oscar Piastri ins Hintertreffen geraten. Schon geistert auch Piastris Name als Kandidat für Alfa Romeo durchs Fahrerlager.

Auch Vasseur lobt Piastri - doch für ihn ist er ein schwieriger Kandidat. "Ich habe es nicht mit Alpine besprochen, aber wenn sie in einen Fahrer für ein Langzeit-Programm investieren, sehe ich keinen Sinn dahinter, ihn zu einem anderen F1-Team zu schicken", erklärt er die offensichtliche Hürde. "Das wäre seltsam."

Oscar Piastri gewann 2021 bereits drei Formel-2-Rennen, Foto: LAT Images
Oscar Piastri gewann 2021 bereits drei Formel-2-Rennen, Foto: LAT Images

Piastri gewann 2019 für seine Alpine-Förderer den Renault Eurocup, 2020 die Formel 3, und führt 2021 die Formel 2 an. Er gilt als Rohdiamant - ein Fahrer, den ein Hersteller wie Alpine wohl kaum verlieren möchte. Und Vasseur hat selbst keine Lust, Platzhalter für einen Konkurrenten zu spielen: "Wenn du einen jungen Fahrer in ein neues Auto setzt und eine neue Reise in der Formel 1 startest, dann wäre es viel sinnvoller, sicherzustellen, dass du den Fahrer nicht nach einem Jahr verlierst."

Alfa-Sauber: Kein Stress am Fahrermarkt

Piastri wäre so ein Kandidat - ein Fahrer, den Alpine nur parken möchte, um ihn dann bei einem eventuellen Alonso-Abschied zu befördern. Vasseur hätte wohl lieber einen Einjahres-Deal mit Optionen, der zugleich eine Fortsetzung der Partnerschaft ermöglichen würde: "Das wird ein großer Teil der Diskussion sein. Ein Einjahres-Deal ist eine Option."

Die Diskussionen werden in den nächsten Wochen weitergehen, so Vasseur. Er bestätigt, dass man auf jeden Fall die F2-Rennen in Monza und Sotschi hatte abwarten wollen: "Wir haben mehrere Optionen auf dem Tisch und Zeit, um uns zu entscheiden. Die Situation wird sich in den nächsten Tagen nicht ändern." Andere freie Cockpits gibt es schließlich keine mehr.

Guanyu Zhous Vorteile liegen auf der Hand. Alpine wird sich lieber von ihm trennen, und er bringt Geld, welches bei Sauber nicht im Überfluss vorhanden ist. Für Piastri wären das aber schlechte Nachrichten: Gewinnt er den F2-Titel - und zwei Rennen vor Schluss wächst sein Vorsprung in der Tabelle kontinuierlich - dürfte er 2022 dort nicht mehr antreten. Und da bei Alpine kein F1-Platz frei ist, würde ihn das praktisch in die Rolle des Test- und Simulatorfahrers zwingen.