Mick Schumacher und Jean Todt pflegen eine ganz besondere Beziehung. Der scheidende FIA-Präsident kennt wohl keinen Piloten der Formel-1-Saison 2021 so gut wie den 22-Jährigen. Als Kopf der obersten Sportbehörde ist Franzose der Neutralität verpflichtet. Ein zu enges Verhältnis zu einem aktiven Sportler könnte falsch verstanden werden, befürchtet Todt. Das pflegte er seinerzeit zu Michael Schumacher, als er in der Funktion des Ferrari-Teamchefs dessen Vorgesetzter war.

"Wie jeder weiß, liebe ich Michael und bin ihm und seiner Familie sehr nah. Als Mick drei Jahre alt war, hat meine Frau mit ihm und den Hühnern im Garten gespielt", erklärt der frühere Rallye-Beifahrer. Über das Verhältnis zum Haas-Rookie sagt er: "Es gibt ein paar Hindernisse wegen meiner Position. Es könnte etwas hineininterpretiert werden. Aber er ist wie ein Baby für mich."

Überrascht, dass der amtierende Formel-2-Champion den Aufstieg in die Königsklasse des Motorsports geschafft hat, ist Todt ist. "Es ist eine natürliche Entwicklung. Ich weiß, dass er mit seinem Vater Kart gefahren ist, als er sieben oder acht Jahre alt war. Er war in der Formel 3 erfolgreich und es wurde erwartet, dass er in die Formel 2 aufsteigt. Dann erwartete man ihn in der Formel 1", sagt Todt.

Todt lobt Schumachers Leidenschaft

Der Fahrer der Ferrari Academy gewann in beiden Nachwuchsmeisterschaft den Titel in seiner jeweils zweiten Saison. Sein Formel-1-Aufstieg war nach dem Erfolg im Vorjahr quasi besiegelt. Denn in der Formel 2 darf wie in der Formel 3 der Titelträger nicht mehr an den Start gehen.

Bevor sich die Anzeichen verdichteten, dass der Deutsche im Haas-Team sein Debüt feiern würde, wurde er auch als Stammfahrer für Alfa Romeo ins Spiel gebracht. Aufgrund des Namenssponsorings besitzt im eigentlichen Sauber-Rennstall ein Mitspracherecht bei der Cockpitbesetzung. Im Team aus Hinwil hätte er 2020 beim Heimrennen auf dem Nürburgring eigentlich seinen ersten Einsatz als Freitagsfahrer erhalten sollen. Wetterkapriolen verhinderten allerdings seine Ausfahrt. Die bekam er dann beim Saisonfinale für Haas.

Todt, der Ende des Jahres nach drei Amtszeiten als FIA-Präsident nicht mehr für das Amt kandidieren wird, glaubt, dass Schumacher ein leidenschaftlicher Motorsportler ist. "Ich bin glücklich zu sehen, dass er liebt, was er tut. Er wird davon angezogen. Ich hoffe, dass er ein Auto bekommt, mit dem er sein Talent so unter Beweis stellen kann, wie er es tun sollte", sagt er.

Haas verliert Vorherrschaft am Tabellenende

In seiner Debütsaison wird es für Schumacher schwer werden, zählbare Ergebnisse einzufahren. Im Haas-VF 21, der in diesem Jahr ohne Updates auskommen muss, gelang ihm beim Frankreich GP am vergangenen Wochenende im Qualifying ein Achtungserfolg. Schumacher schaffte den Einzug in das zweite Qualifying-Segment, an dem er aufgrund eines vorherigen Unfalls aber nicht teilnehmen konnte.

Bis zum Rennen in Le Castellet belegte Haas vor Williams den neunten Platz in der Konstrukteurs-Wertung. Durch George Russells neunten Rang schob sich das britische Traditionsteam wieder an seinem Gegner vorbei. Beide Teams haben nach sieben von 23 möglichen Rennen noch keine Punkte eingefahren.