In weniger als einem Monat ist es so weit: Beim Großen Preis von Großbritannien (16.-18. Juli 2021) greift erstmals ein neues Wochenendformat in der Formel 1. Das bekannte Qualifying in drei Segmenten wird bereits am Freitag ausgetragen, dieses bestimmt die Startaufstellung für ein neues, 17 Runden kurzes und "Sprint-Qualifying" genanntes Rennen am Samstag, ehe am Sonntag dar reguläre Grand Prix auf dem Plan steht.

Nach der Sommerpause folgt in Monza noch ein zweites Wochenende mit diesem Format. Ein drittes Wochenende mit "Sprint-Qualifying" soll an einem noch undefinierten Austragsort außerhalb Europas folgen. Das neue Experiment der Formel 1, womöglich mit langfristiger Zukunft über die Saison 2021 hinaus, wird mit großer Spannung erwartet - auch von Jean Todt.

Jean Todt: Das ist kein Rennen

"Ich bin gespannt, was dabei herauskommt", sagte der Ende des Jahres scheidende FIA-Präsident im Rahmen des Frankreich Grand Prix am vergangenen Wochenende. Begeistert von der Idee ist Todt allerdings mitnichten. "Zuerst einmal sollten wie es nicht als Rennen bezeichnen. Ich war mit dafür verantwortlich, es nicht als Rennen zu bezeichnen. Für mich findet das Rennen am Sonntag statt", berichtete der Franzose.

Wie funktioniert das neue Sprint-Qualifying der Formel 1? (09:04 Min.)

Neben dieser möglichen Verwechslung mit dem Rennen am Sonntag gab es noch einen praktischen Grund für die Bezeichnung "Sprint-Qualifying" statt "Sprint-Rennen": Im Reglement hätten ansonsten unzählige Passagen, die das Wort "Rennen" nennen, präzisiert werden müssen.

Todt: Sprintqualifying wird zumindest nicht schaden

Wäre es nach Todt gegangen, hätte die Formel 1 ihr neues Konzept gleich vollständig begraben. "Wenn man mich fragt, ob ich ein großer Fan davon bin, dann lautet die Antwort nein. Ich denke nicht, dass die F1 das braucht", sagte Todt. Ähnlich hatten sich bereits Fahrer wie Sebastian Vettel geäußert.

Immerhin werde das Format auch keinen Schaden anrichten, glaubt Todt. "Ich bin sicher, dass es dem Rennen am Sonntag keinen Schaden zufügen wird. Die Leute könnten sagen, dass es am Samstag interessanter war als am Sonntag, aber das ist kein zu großes Problem für das Image und die Glaubwürdigkeit der Meisterschaft", sagte der FIA-Präsident. Deshalb könne die Formel 1 es durchaus versuchen.

Todt lobt Reaktion der Formel 1 auf Coronakrise

Begeisterung kommt bei Todt allerdings nicht auf. "Es wird dem Rennen am Sonntag nicht schaden. Es wird eine andere Art sein, eine Startaufstellung für Sonntag zu bekommen, also kostet der Versuch nichts", sagte der Franzose.

Freudiger erlebt Todt stattdessen die grundlegende Reaktion der Formel 1 und aller Beteiligter auf die Corona-Pandemie. "Wir wissen alle, dass wir durch eine schwierige Zeit gehen. Der Job, den alle getan haben, um all dies geschehen zu lassen, ist bemerkenswert", sagte Todt. "In schwierigen Zeiten siehst du die gemeinsame Stärke", lobt Todt etwa das Zustandekommen von 17 Rennen in der Vorsaison und die noch immer 23 für dieses Jahr geplanten Läufe.

Der um eine Woche vorverlegte Große Preis von Frankreich sei da ein gutes Beispiel. Todt: "Diese Woche etwa hätten wir nicht hier sein sollen, es sollte eigentlich erst nächste Woche sein. Jetzt haben wir drei Rennen in Folge. Jedes Mal, wenn es ein Problem gab, würde eine Lösung gefunden." Einzig im Fall des Sprint-Qualifying wurde für Todt ein Problem gelöst, das so nicht einmal existierte.