Mit einem letzten Platz im Qualifying zum Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring verlief Nico Hülkenbergs sensationelles zweites Kurz-Comeback in der F1-Saison 2020 auf dem Papier enttäuschend. Wer zweimal nachdenkt, erkennt jedoch schnell: So schlecht waren diese Vorstellung und das Ergebnis nicht. 0,489 Sekunden fehlten Hülkenberg auf P15 und den Einzug in das Q2, keine zwei auf Kimi Räikkönen (P19) und neun auf Racing-Point-Teamkollege Sergio Perez.

Formel 1, Hintergründe zum Blitz-Comeback von Nico Hülkenberg! (09:44 Min.)

In der Formel 1 sind das zwar Welten, allerdings fehlte dem Emmericher jedwede Vorbereitung. Während alle anderen Fahrer nach dem wetterbedingt ausgefallenen Freitag zumindest im dritten Training am Samstagvormittag etliche Runden abspulen konnten, befand sich Hülkenberg zu diesem Zeitpunkt noch auf der Anreise zum Nürburgring.

Hülkenberg in Köln: Anruf beim Kaffeetrinken

Racing Point hatte den Edelreservisten am Morgen kurzfristig kontaktiert, weil sich Stammfahrer Lance Stroll unwohl fühlte, das FP3 ausließ. Aus Köln fuhr Hülkenberg daraufhin im privaten Porsche in die Eifel. Eigentlich sollte er in der Domstadt als RTL-Experte im Studio sitzen, nun stand er direkt an der Strecke am RTL-Mikrofon.

„Von elf Uhr bis jetzt ist wieder einmal viel passiert“, scherzte Hülkenberg nach seinem kurzen Qualifying mit zehn Runden im Q1. „Ich saß um 11 Uhr noch mit einem Freund beim Kaffee, als Otmar [Szafnauer, Teamchef] anrief und sagte: ‚Hülk, beeil‘ dich, wir brauchen dich hier! [...] Es war noch wilder als beim letzten Mal, ohne Vorbereitung, ein Kaltstart aus der kalten Hose!“

Hülkenberg zögerte nur kurz: Musste Chance ergreifen

Deshalb überlegte Hülkenberg zunächst sogar, ob er das Angebot überhaupt annehmen sollte. „Ich musste nachdenken, denn so ganz ohne Vorbereitung ist es keine einfache Geschichte. Aber am Ende bin ich Rennfahrer, Profi und es ist mein Job. So eine Möglichkeit muss ich beim Schopf packen“, sagte der Emmericher.

Zunächst galt es dann erneut, gewisse Pflichtaufgaben wie einen Corona-Schnelltest zu absolvieren, um überhaupt das Fahrerlager betreten zu dürfen. Dann folgte eine Schnelleinweisung in den RP20. Der habe sich seit Silverstone nämlich verändert, berichtete Hülkenberg.

Hülk: Änderungen an RP-Lenkung erschweren Comeback

„Speziell an der Lenkung ist seit Silverstone einiges passiert. Der erste Run und die ersten Runden waren schon ein Geeiere, weil das Einlenkverhalten und der Speed ganz anderes waren“, berichtete Hülkenberg von seinem Blitz-Comeback. „An die neue Übersetzung der Lenkung muss man sich erst einmal gewöhnen und umstellen. Aber es hat Spaß gemacht, war cool.“

Bis zum Rennen bleibt etwas mehr Zeit, sich zumindest gründlich auf den Einsatz einzustellen. „Wir machen jetzt einfach das Übliche, was eben nötig ist. Alles andere als der Rennsieg wäre eine Enttäuschung“, scherzte Hülkenberg. „Ein paar Runden habe ich ja jetzt und weiß, wie sich das Auto verhält.“

Hülkenberg schwärmt: Doch noch Teil des Nürburgring-Comebacks!

Im Rennen werde dennoch wieder einiges anders. „Mit vollem Tank wird es morgen im Renntrimm wieder anders aussehen“, weiß Hülkenberg. „Aber wir werden uns ganz normal auf das Rennen vorbereiten. Wir werden an den Start gehen und versuchen alles rauszuholen, was möglich ist. Es wird aber eine riesige Herausforderung.“

Formel 1, Hintergründe zum Blitz-Comeback von Nico Hülkenberg! (09:44 Min.)

Dass Hülkenberg sein nächstes Comeback ausgerechnet beim Comeback des Nürburgrings geben darf, freut den Deutschen ganz besonders. „Das ist cool. Die Strecke ist top. Es kamen gleich Erinnerungen hoch, eine absolute Top-Strecke“, schwärmte Hülkenberg. „Ich bin echt froh, dass die wieder dabei ist. Ich habe immer in Hockenheim mitgemacht und geweint, dass ich hier nicht fahren kann, wenn wir jetzt wieder hier sind. Ich bin echt froh, dass ich heute doch noch die Chance bekommen habe.“