Die schwache Performance von Ferrari am ersten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2020 war beim vergangenen Österreich GP eines der größten Themen des Wochenendes, eher sogar das Top-Thema schlechthin. Auch, weil die Pace vor allem auf den Geraden verloren ging. Sogar Teamchef Mattia Binotto gestand, sich den Großteil des enormen Rückstands auf die Konkurrenz geradeaus einzuhandeln.

Damit nicht genug. Ferrari war nicht nur um Klassen schlechter als Mercedes und auch Red Bull, die Scuderia fuhr sogar ihrer eigenen Performance aus dem Vorjahr hinterher. Dafür interessierte sich Binotto weniger, das sei nicht entscheidend, meinte der Italiener. Dennoch kann genau das zu einem Schluss führen: Das Ferrari/FIA-Drama rund um die Legalität des letztjährigen Ferrari-Motors wirkt sich doch gravierend auf die Performance aus.

Formel 1 Österreich: Ferrari & Motorenkunden brechen ein

Dafür spricht auch eine schwache Vorstellung der Kunden. Alfa Romeo und Haas waren im Qualifying letzte respektive drittschwächste Kraft. Ausgerechnet im Zeittraining also, dem Steckenpferd des Ferrari-Motors aus dem Vorjahr schlechthin. Vor dem zweiten Rennen in Spielberg, dem Großen Preis der Steiermark, bestätigt mit Romain Grosjean nun erstmals ein Betroffener deutlich das für viele Offensichtliche.

„Ja, es sieht so aus, als sei der Quali-Mode bei uns nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit“, sagte der Haas-Fahrer am Donnerstag vor dem zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring. Teamkollege Kevin Magnussen bestätigte die Analyse des Franzosen: „Wir sehen, dass wir auf den Geraden langsamer sind als vergangenes Jahr.“ Warum? Das fragt sich auch der Däne. Magnussen: „Wir wissen es nicht genau …“

Grosjean & Magnussen loben VF-20: Kannst wieder pushen

Abseits dieses Ärgers gibt es bei Haas jedoch auch zuversichtliche Töne. Der VF-20 taugt beiden Fahrern deutlich besser als sein biestiger Vorgänger. „Wir haben ein ganz anderes Auto als im vergangenen Jahr. Im Rennen konntest du jetzt mit Auto und Reifen pushen“, sagte Magnussen. „Letztes Jahr musste du da sehr vorsichtig sein und hattest trotzdem keine Chance, die Reifen im Fenster zu halten“, erinnerte der Däne. „Diesmal konntest du hart pushen. Das war sehr ermutigend. Im Rennen holst du die Punkte, deshalb ist es dir nur lieber, wenn das Auto da besser ist.“ Trotzdem wolle man auch im Qualifying ein stärkeres Paket.

Formel 1 Vorschau, Österreich: Zieht Ferrari sein Upgrade vor? (09:44 Min.)

Grosjean bestätigt diese grundlegende Veränderung der Stärken und Schwächen des neuen Boliden im Vergleich zu seinem Vorgänger. „Wir waren hier letztes Jahr im Qualifying stark, aber im Rennen war es kompliziert. Dieses Jahr war das besser, zumindest bei Kevin. Ich hatte in paar Probleme, weshalb es nicht so gut war, wie es hätte sein sollen“, sagte Grosjean. „Aber die Longrun-Pace am Freitag sah sehr ermutigend aus, die war schneller als AlphaTauri, manchmal so gut wie bei Mclaren.“ Umso mehr ärgert sich Grosjean über den verlorenen Extra-Boost im Qualifying. „Die Rennpace ist besser, aber von hinten zu starten macht es nicht leichter …“

Grosjean sieht Chance auf stärkeren Steiermark GP

Komplett auf den Motor führt der Franzose das jedoch nicht zurück. Immerhin gehe es nur um mit Blick auf das Qualifying-Resultat um maximal zwei Zehntel. Die seien mit Feintuning drin - sowohl am Auto, da habe Haas schon einige Ideen, auch ohne Updates, als auch von Fahrer-Seite. Grosjean „Wir sind ja so lang kein Qualifying gefahren, da hat sicher jeder gedacht, dass er zwei Zehntel noch hätte holen können!“

Mit einem ganzen Wochenende auf dem Red Bull Ring direkt im Gepäck erwartet der Franzose nun ein noch engeres Wochenende. „Wir werden versuchen, das so gut es geht zu nutzen. Schauen wir mal, ob wir noch mehr Potential aus dem Auto kitzeln können. Am Setup haben wir etwas gefunden“, sagte Grosjean. Einen riesigen Sprung können man allerdings nicht erwarten.

Haas-Leidthema Bremsen: Diesmal keine Angst

Ohnehin muss und will Haas im Training am Freitag erst einmal ein altbekanntes Leid aufarbeiten: Probleme mit den Bremsen. So altbekannt wie viele zunächst dachten waren die Probleme den Haas-Piloten zufolge jedoch nicht. Es sei nicht um die Bremsen selbst gegangen, sondern mehr eine falsch kalkulierte Kühlung, erinnern Grosjean wie Magnussen nach ihrem Doppelausfall. „Ich hatte solche Probleme zuvor noch nicht“, sagte der Däne.

„Unsere Kühlung war nicht effizient genug, vor allem im Verkehr“, sagte Grosjean. „Wir müssen also unsere Möglichkeiten ansehen, die Bremsen unter Kontrolle zu bekommen. Es ist nie toll, wenn du schon in Runde zwei eines Rennens Lift&Coast betreiben musst, um die Bremsen zu schonen. Wir konzentrieren uns morgen darauf, die Bremsen unter Kontrolle zu bekommen.“ Magnussen erwartet hier kein Problem. Auch das Vertrauen in sein Auto habe darunter nicht gelitten. K-Mag: „Ich denke da nicht drüber nach. Ich gehe davon aus, dass alles in Ordnung ist.“