Haas und die Bremsen. Eine der 'never ending stories' der Formel 1 erhielt beim ersten Rennen 2020 ihr nächstes Kapitel. Kevin Magnussen und Romain Grosjean kamen mit dem VF-20 in Spielberg einmal mehr auf keinen grünen Zweig. Erst flog der Däne mit überhitzenden Bremsen raus, später rodelte auch sein Teamkollege von der Strecke. Teamchef Günther Steiner bewahrt trotz des Debakels die Ruhe und sieht sogar noch Fortschritte.

"Die Rennpace sah akzeptabel aus. Gut wäre ein zu großes Wort", findet Steiner trotz des Doppelausfalls seiner Autos beim Saisonauftakt noch ein überraschend positives Resümee. Zuerst hatte es in Runde 24 Magnussen erwischt. 25 Umläufe später war auch für Grosjean Feierabend.

Die Bremsprobleme wurden schon beim Ausfall des Dänen offensichtlich. Bei der Anfahrt auf Kurve drei verabschiedeten sich die Bremsen an der Vorderachse. Magnussen fuhr in die Auslaufzone und drehte sich bei der Notbremsung mit den Hinterradbremsen. "Romain hatte dasselbe Problem. Als er den Defekt hatte, haben wir ihn gerade hereingerufen, weil es in dem Moment extrem wurde", erklärt Steiner.

Der Franzose war später in Kurve vier mit einer langen Bremse ins Kiesbett gefahren, fand im Gegensatz zum Stallgefährten aber aus eigener Kraft den Weg zurück an die Box. Doch wie konnte Haas in seiner fünften Saison abermals von den alten Leiden eingeholt werden? "Ich denke, wir waren zu aggressiv bei der Kühlung", gibt der Teamchef unumwunden zu. "Sie [die Bremse] hat sich einfach abgenutzt, weil sie zu heiß wurde."

Haas mit Bremsenkühlung am Limit: Das muss so

Am Trainingsfreitag hatte auf den Longruns noch alles wunderbar ausgesehen. Doch zwei Tage zuvor waren die Temperaturen über zehn Grad kühler und darüber hinaus waren die Piloten bei der Arbeit am Rennsetup nicht unmittelbar im Verkehr unterwegs. Die Temperaturen der Bremsen waren hoch, aber im grünen bereich.

"Du musst damit ans Limit gehen", verteidigt Steiner das Setup der Fahrzeuge. "Die Bremskühlung hat einen Einfluss auf die Aerodynamik und deshalb machst du sie so gering wie möglich. Du musst berechnen wie viel du brauchst und wir sind da kein unnötiges Risiko eingegangen. Irgendetwas muss bei der Korrelation schief gelaufen sein."

Für die Piloten bedeuten die Probleme, dass sie schon in den ersten Runden des Rennens beginnen mussten, die Temperaturen der Bremsen mit Lift and Coast zu verringern. "Das hilft der Performance nicht und außerdem bekommst du die Reifen nicht ans Arbeiten", erklärt Steiner die schwache Pace seiner Fahrer.

Magnussen war vor seinem Ausfall immerhin Elfter und lag vor Alfa Romeo, Williams und Esteban Ocon im Renault. "Kevin war insgesamt etwas zufriedener als Romain. Ich denke, wir konnten mit den Autos um uns herum mithalten und wir sehen ja, wo die am Ende waren", sagt er.

Grosjean chancenlos: Heiße Bremsen und kaputtes Auto

Grosjean plagte neben der Bremsentemperatur allerdings noch ein anderes Problem. "Wir hatten auf der Runde in die Startaufstellung Probleme bei meinem Auto erkannt", so der Franzose. "Wir wussten nicht, woher das kam, aber am Frontflügel gab es Probleme. Ein paar Teile waren gebrochen."

Mit der beschädigten Aerodynamik war er von Anfang an noch schlechter dran als Magnussen. Als der Teamkollege ausfiel, war Grosjean auf dem 17. und letzten Platz unterwegs. "Ich kam nicht einmal dem Williams hinterher", sagt er. Für den zweiten Auftritt in Spielberg in einer Woche ist er aber optimistisch, dass es besser laufen kann: "Da wir diese Schäden entdeckt haben, erklärt das die Sache vielleicht ein bisschen."