Die Formel 1 steht bis mindestens Mitte Juni 2020 still, aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist an keinen Saisonstart vor dem Kanada-GP zu denken. Während die Fabriken geschlossen sind, müssen sich die Fahrer trotz Isolation natürlich in Form halten. Bei Red Bull gab es diesbezüglich offenbar eine ganz eigene Idee.

Man könnte ja - das erklärte Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko in der ORF-Sendung 'Sport am Sonntag' - die Fahrer absichtlich dem Coronavirus aussetzen. Seinen F1-Piloten Max Verstappen, Alex Albon, Pierre Gasly und Daniil Kvyat bereitete er damit wohl keine Freude.

Marko dachte über Coronavirus im F1-Trainingscamp nach

"Wir haben vier Formel-1-Fahrer, acht oder zehn Junioren, und die Idee war, dass wir ein Camp veranstalten, wo wir geistig und körperlich diese doch etwas tote Zeit überbrücken", beschreibt Marko. "Und da wäre es natürlich ideal - das sind alles junge, starke, sich wirklich bei guter Gesundheit befindliche Männer -, dass dann die Infektion kommt."

"Damit wäre man, wann immer es losgeht, gerüstet", erklärt Marko, der mit einer sehr harten WM rechnet, wenn die Saison erst spät starten sollte. Statistiken legen gegenwärtig schließlich nahe, dass der neue Coronavirus-Erreger für gesunde, junge Menschen nur ein geringes Risiko darstellt. Wenngleich das bei noch laufender Pandemie schwer zu beurteilen ist. Die Idee sei dann tatsächlich im kleinen Kreis einmal angesprochen worden. "Das ist aber nicht positiv aufgenommen worden", gibt Marko lächelnd zu.

Red-Bull-Piloten trainieren weiter virusfrei

Die absichtliche Coronavirus-Infektion dürfte also Geschichte sein, und Marko führt gleich im Anschluss an: Ziel ist es, Red Bulls Formel-1-Piloten für eine harte zweite Jahreshälfte fit zu bekommen. "Max Verstappen fährt glaube ich mehr Rennen als in einer richtigen Saison, er macht jetzt E-Racing, manchmal mehrere Rennen an einem Tag."

In Australien war Red Bull bereit zu fahren, Foto: LAT Images
In Australien war Red Bull bereit zu fahren, Foto: LAT Images

"Gleichzeitig hat jeder seinen Physio, mit dem sie entsprechende Konditionsübungen machen", so Marko. "Das ist jetzt ideal für den Aufbau, denn sofern es zu einer Rennsaison mit 15 bis 18 Rennen kommt, wird die sehr hart sein. In der Saison gibt es dann keine Möglichkeiten mehr, sich konditionell zu stärken."

Angst hat Marko vor allem um die Zukunft der Formel 1. Den Rechteinhabern Liberty Media prophezeit er schon Einnahmen-Verluste im dreistelligen Millionenbereich, spricht von 200 bis 300 Millionen. Seine Hoffnungen setzt er daher in eine verlängerte Saison mit neuen Rennformaten, wie zweitägige Events. Auch mit einem Finale im Januar hätte er nach dem Einfrieren des 2020er-Reglements für 2021 kein Problem: "Dann lassen wir die Testfahrten wegfallen, weil Chassis, Reifen, die bleiben ja gleich, und die Kosten von einem Test sind ungefähr mit einem Rennen vergleichbar. So gesehen hätten wir mehr Attraktivität bei gleichbleibenden Kosten."

Um seine Gesundheit - als 76-jähriger gehört er schließlich zur Risikogruppe - hat Marko keine Angst. "Ich bin von Australien über Dubai zurückgeflogen, der Flughafen war überfüllt, da ist gespuckt und gehustet worden, also wenn das kein Hotspot für Corona war - das habe ich scheinbar unbeschadet überstanden." Noch vor dem Saisonstart habe er außerdem eine schwere Verkühlung gehabt: "Die Symptome würden mit Corona übereinstimmen." Ob er das Virus wirklich schon hatte, kann er aber mangels Test nicht sagen.