Die ersten Rennen der Formel-1-Saison 2020 bleiben auch am Donnerstag vor dem Auftakt in Australien aufgrund des Coronavirus unsicher. Noch ist zumindest das Rennen in Melbourne auf Kurs, doch ob die Saison 2020 wirklich wie eigentlich geplant ein Rekord-Jahr mit 22 Rennen wird, steht in den Sternen.

China wurde bereits auf unbestimmte Zeit verschoben, Vietnam wackelt, und da die weitere Ausbreitung des Virus nur schwer vorauszusagen ist, könnten noch mehr Probleme auftreten. "Wenn wir nicht zu Rennen fahren, müssen wir auch bedenken, was mit dem Preisgeld-Topf passiert, wird der kleiner?", sorgt sich Williams-Teamchefin Claire Williams daher. Jeder Tropfen aus diesem Topf ist für kleine Teams nämlich wichtig.

Endgültige Renn-Absagen würden auf jeden Fall finanzielle Folgen nach sich ziehen. Schon allein, weil die Formel 1 selbst dadurch weniger einnehmen würde. Eben diese Einnahmen sind es, die Rechtevermarkter Liberty Media im darauffolgenden Jahr an die Teams ausschüttet. Williams, eines der kleinsten Teams mit einem Budget von geschätzt unter 150 Millionen Dollar, dürfte (auch wenn das natürlich vor der Saison schwer abzuschätzen ist) mit Beträgen im mittleren zweistelligen Millionenbereich rechnen.

Sollten mehrere Rennen ersatzlos gestrichen werden, könnte diese Ausschüttung schnell schrumpfen, was bei Williams' knappem Budget ganz und gar nicht hilfreich wäre. "Es wäre sehr schwierig zu managen", gibt Teamchefin Williams zu. "Momentan hoffen wir einfach, dass das nicht eintreten wird."

Williams: Gehälter laufen weiter, Blick auf Versicherung

Zwar würden weniger Formel-1-Rennen natürlich weniger Kosten verursachen - aber Williams zweifelt, dass das einen Preisgeld-Verlust ausgleichen würde: "Wir haben ja noch immer Gehälter zu zahlen. Du gibst weniger aus, aber für die meisten Teams sind die Gehälter der größte Anteil an den monatlichen Ausgaben. Und du musst die Gehälter weiterzahlen."

"Natürlich haben wir gegenwärtig Konversationen bezüglich Versicherungen, sollte der Fall eintreten", erklärt Williams. Doch die Situation ändert sich zu schnell und zu regelmäßig, die Zukunft ist schwer abzuschätzen.

Williams: Vorbereitung auf Ausfälle schwierig

Ein Lenkungs-Komitee, das Williams schon vor längerer Zeit teamintern eingerichtet hat, soll zumindest das eigene Personal schon so gut wie möglich auf die Coronavirus-Situation vorbereiten. "Das hat bestimmte Pläne ausgearbeitet, sollten wir einen Fall haben", erklärt Williams. "Wir haben keinen Fall, aber wir müssen sicherstellen, dass wir unser Geschäft schützen."

Laut Williams wurde bereits vorgearbeitet, um alle Teammitglieder so gut wie möglich zu beschützen: "Damit alle wissen, was sie machen sollen und was nicht." Von Händewasch-Vorgaben bis zum richtigen Verhalten bei Symptomen sei alles dabei. Das Komitee bereitet genauso Notfallpläne für das Arbeiten von zu Hause statt in der Fabrik vor. "Ich schätze, das Hauptproblem für jedes Team ist die Herstellung", gibt Williams allerdings zu bedenken. "Man kann zu Hause keine Teile fertigen. Würden wir die Fabrik zusperren müssen, dann wäre das extrem schwierig."

Das Vertrauen in die Formel 1 ist zumindest noch da, so Williams: "Es gibt reguläre Meetings. Eines hatten wir heute am Morgen mit der Formel 1 und den ganzen Media-Leuten. Dann gibt es natürlich das geplante Teamchef-Meeting mit Chase [Carey, von Liberty Media] am Samstag, da wird Corona sicher ganz oben auf der Agenda stehen, wenn wir nicht schon davor ein Meeting haben."

"Ich denke, die Entscheidungen werden Tag für Tag getroffen, was wir machen sollten und was nicht", so Williams. "China wurde natürlich gestrichen. Keine Ahnung, wann die anderen Entscheidungen kommen. Wir sind gerade erst angekommen, Chase hält uns auf dem Laufenden. Wir werden uns an sie halten."