Max Verstappen hat in einem turbulenten Regenrennen auf dem Hockenheimring seinen zweiten Sieg in der Formel-1-Saison 2019 eingefahren. Der Red-Bull-Pilot behielt im Wetterchaos den Überblick und gewann souverän seinen siebten Grand Prix. Sebastian Vettel wurde nach einer späten Offensive Zweiter. Platz drei ging sensationell an Daniil Kvyat. Mercedes erlebte einen absoluten Horror-Sonntag. Lewis Hamilton flog zweimal ab und wurde Elfter. Valtteri Bottas crashte kurz vor Schluss und schied aus.

Die Offiziellen entschieden trotz Regen auf einen stehenden Start. Der Rennverlauf hätte bei wechselhaften Bedingungen chaotischer kaum sein können. Zunächst schien Mercedes das Rennen zu kontrollieren, nachdem Verstappen durch einen verpatzten Start zurückgefallen war. Nach einem cleveren Strategie-Schachzug in Form eines Wechsels auf Slicks wurde Charles Leclerc kurzzeitig zur Gefahr für die Silbernen.

Der Ferrari-Pilot flog jedoch kurz darauf ab und wurde damit zu einem der ersten Opfer der schwierigen Verhältnisse in Hockenheim. Noch während der durch Leclerc ausgelösten Safety-Car-Phase drehte sich auch Hamilton an derselben Stelle in die Streckenbegrenzung, konnte sein Rennen nach einem Reparaturstopp aber wieder aufnehmen. Der Weltmeister erholte sich von diesem Rückschlag jedoch nicht mehr.

Verstappen hatte das Rennen ab Hälfte der Distanz sicher unter Kontrolle und ließ sich auch von weiteren Safety-Car-Phasen nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem Bottas‘ Rennen kurz vor Schluss in den Reifenstapeln endete, wurde das Rennen für die letzten fünf Runden noch einmal freigegeben. Vettel kämpfte sich in der Schlussphase noch bis auf den zweiten Platz vor und überquerte vor Kvyat die Ziellinie.

Die Punkteränge: Hinter dem Podest wurde Racing-Point-Pilot Lance Stroll überraschend Vierter. Carlos Sainz, Alexander Albon, Kimi Räikkönen, Antonio Giovinazzi, Romain Grosjean und Kevin Magnussen komplettierten die Top-10. Nico Hülkenberg war in aussichtsreicher Position vier in der zweiten Rennhälfte abgeflogen.

Das Wetter: Der vorhergesagte Regen trat anders als am Samstag ein und sorgte für eine wahre Wetterlotterie. Nachdem es den Vormittag über geregnet hatte, wurde das Rennen bei vollständig nassen Bedingungen gestartet. Während des Rennverlaufs herrschten durch wiederkehrende Schauer Mischbedingungen. Die Außentemperatur lag bei 21 Grad Celsius, der Asphalt bei 26 Grad Celsius.

Rennleitung entscheidet auf stehenden Start bei Regen

Die Startphase: Das Rennen wurde aufgrund der geschlossenen Wasserdecke auf dem Asphalt von den Offiziellen als Wet-Race deklariert. Das gesamte Feld entschied sich für den Start auf Regenreifen. Da die Piloten auf keinerlei Erfahrungswerte im Nassen zurückgreifen konnten, führte Bernd Mayländer das Feld für sechs Besichtigungsrunden an. Die Rennleitung entschied danach auf einen stehenden Start.

Hamilton erwischte einen perfekten Start und verteidigte seine Führung auf dem Weg in die erste Kurve ohne Probleme gegen die Konkurrenz. Verstappen hingegen hatte deutlich zu viel Wheelspin und fiel hinter Bottas und Räikkönen zurück. Bottas ging in der Nordkurve zwar weit, hielt jedoch den zweiten Platz vor dem Iceman. Bis auf ein enges Duell mit Berührung zwischen Hülkenberg und Magnussen in der Spitzkehre verlief die Startrunde gesittet.

Perez-Crash sorgt für Safety Car und ersten Reifenpoker

Der frühe Rennverlauf: Hamilton verschaffte sich sofort Luft und hatte nach zwei Runden bereits fünf Sekunden Vorsprung auf Bottas. Verstappen ging wieder an Räikkönen vorbei, Vettel war mittlerweile Zwölfter. Ein Unfall von Sergio Perez in Kurve elf sorgte aber noch in der zweiten Runde für eine Safety-Car-Phase. Der Mexikaner verlor beim Herausbeschleunigen das Heck und schlug auf der gegenüberliegenden Seite in die Streckenbegrenzung ein.

Vettel nutzte die Neutralisierung für den Wechsel von Regenreifen auf Intermediates. Beinahe der gesamte Rest des Feldes zog in der darauffolgenden Runde nach. Lediglich Magnussen, Stroll, Norris und das Williams-Duo blieben auf Regenreifen. Ferrari leistete sich bei Leclercs Boxenstopp den nächsten Schnitzer. Das Team schickte den Monegassen per Unsafe Realase in den herannahenden Grosjean, der eine Kollision nur durch eine Vollbremsung verhindern konnte.

In der fünften Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Hamilton kontrollierte den Restart souverän, dahinter war Magnussen auf den Full Wets in argen Problemen. Bottas und Verstappen gingen auf dem Weg zur Spitzkehre sofort vorbei. Wenige Kurven später kassierten auch Leclerc und Hülkenberg den Dänen. Vettel war auf den zehnten Platz vorgestoßen.

In der achten Runde entledigte sich Magnussen des Regenreifens, nachdem auch die übrigen Piloten ihre bei diesen Bedingungen deutlich unterlegenen Full Wets losgeworden waren. An der Spitze hatte Hamilton zu diesem Zeitpunkt drei Sekunden Vorsprung auf Bottas. Verstappen lag anderthalb Sekunden hinter dem Finnen. Vettel tat sich derweil schwer, am sechstplatzierten Räikkönen vorbeizugehen.

Ferrari reagiert richtig: Leclerc nutzt VSC-Phase für neue Intermediates

Die Strecke trocknete in den darauffolgenden Runden sukzessive ab. Der Intermediate begann langsam abzubauen. Vor allem bei Leclerc waren deutliche Abnutzungserscheinungen zu sehen. In der 15. Runde verabschiedete sich Ricciardos Renault-Motor auf der Parabolica mit einer immensen Rauchwolke. Der Australier schaffte es noch bis vor die Mercedes-Tribüne, wo er seinen Boliden abstellte. Die Rennleitung rief eine VSC-Phase aus.

Leclerc und Hülkenberg nutzten die Neutralisierung beide für einen zweiten Boxenstopp, um frische Intermediates zu fassen. Die VSC-Phase endete gleich darauf. Bottas ließ beim Restart wie schon in Frankreich viel Zeit liegen und hatte danach Verstappen am Heck kleben. Obwohl es noch leicht nieselte, wurde in der 17. Runde das DRS freigegeben.

Verstappen nutzte seine erste Chance auf der Parabolica nicht. In der Spitzkehre hatte er einen heftigen Quersteher, der ihn auf über zwei Sekunden hinter Bottas zurückwarf. Die Pace des Niederländers war jedoch deutlich schneller als die des Mercedes-Piloten. Nach einer Runde war Verstappen wieder auf einer Sekunde dran.

Die schnellsten Rundenzeiten zeigte derweil Leclerc auf den neuen Intermediates. Der Monegasse war bis zu vier Sekunden schneller unterwegs als die Spitze. In Runde 18 drehte sich Sainz in der letzten Kurve, nachdem er in die noch völlig nasse Auslaufzone untersteuert war und den Boliden auf dem stehenden Wasser nicht mehr abfangen konnte.

Wetterlotterie geht weiter

Der weitere Rennverlauf: In Runde 20. wurde weiterer Regen für den restlichen Rennverlauf vorhergesagt. Im Motodrom begann es zwei Umläufe später erneut zu tröpfeln. Dennoch entschied sich Magnussen zwei Umläufe später für den Wechsel auf Slicks. Haas verpasste dem Dänen einen frischen Satz Soft. Im Kampf um Platz zwei machte Verstappen weiter Druck auf Bottas. Für eine Attacke reichte es weiter nicht.

Ferrari nahm sich ein Beispiel an Haas und holte auch Vettel zum zweiten Mal an die Box. Der Lokalmatador fiel durch den Wechsel auf Soft vom siebten auf den elften Platz zurück. Die Ideallinie war ohne jeden Zweifel schnell genug für Slicks, denn Magnussen fuhr im Mittelsektor fast anderthalb Sekunden schneller als die Spitze.

In Runde 25 kam auch Verstappen an die Box. Red Bull wechselte beim Niederländer von Intermediates auf Medium. Kurz darauf legte er in Kurve 14 eine 360-Grad-Drehung hin. Er hielt das Auto auf dem Asphalt und nahm sein Rennen nach etwas Zeitverlust wieder auf. In Runde 27 rollte Norris mit einem Defekt im Mittelsektor aus. Erneut wurde das VSC ausgelöst.

Bottas und Leclerc zogen derweil nach. Mercedes entschied beim Finnen ebenfalls auf Medium. Leclerc erhielt den Soft-Compound. Hamilton kam im darauffolgenden Umlauf ebenfalls zum Service, auch für ihn gab es Soft. Die VSC-Phase endete just in diesem Moment, wodurch vom mittlerweile Zweitplatzierten Leclerc Gefahr für den Weltmeister ausging.

Leclerc und Hamilton fliegen ab

Die hatte sich jedoch gleich erledigt. Leclerc verlor in Kurve 15 für einen Moment das Auto, konnte den Boliden auf der noch vollständig nassen Auslaufzone aber nicht mehr stoppen. Für den 21-Jährigen endete das Rennen im Reifenstapel. Das Safety-Car rückte ein zweites Mal aus, Ferrari nutzte die Chance und setzte Vettel aufgrund des wieder stärker werdenden Regens auf Intermediates.

Trotz der Neutralisierung landete plötzlich auch Hamilton im Aus. Der Führende rutschte in derselben Kurve wie Leclerc von der Strecke und beschädigte sich den Frontflügel. Glück im Unglück für die Bergungskräfte, dass der Mercedes nicht an derselben Stelle wie Leclerc einschlug. Hamilton schaffte es zum Reparaturstopp inklusive Wechsel auf Intermediates zurück an die Box. Durch die SC-Phase fiel er trotz einer Standzeit von 50 Sekunden lediglich auf Position fünf zurück.

Die Rennleitung leitete allerdings eine Untersuchung ein, weil er auf der falschen Seite des Pollers in die Box eingebogen war. Das Ergebnis war eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Vorne kam gleich darauf auch Bottas mit etwas Verspätung zum Wechsel auf Intermediates an die Box. Er fiel auf Position drei hinter Verstappen und Hülkenberg zurück. Albon war sensationell Vierter. In der 34 Runde wurde das Rennen wieder freigegeben.

Hülkenberg vergibt Großchance

Verstappen ließ beim Restart nichts anbrennen und zog sofort davon. Hülkenberg behauptete seine Position zunächst problemlos. Albon verteidigte sich bravourös gegen Hamilton. Letzterem blühte aber schon die nächste Strafe. Hamilton wurde auch für unnötiges Langsamfahren während der SC-Phase untersucht.

In Runde 37 lag Verstappen bereits neun Sekunden vor Hülkenberg. Der musste seinen zweiten Platz nach einigen Runden tapferer Gegenwehr dann doch an Bottas abgeben. Der Finne ging in der Spitzkehre vorbei. Eine Runde später ging auch Hamilton vorbei. Vettel tat sich auf Position acht schwer, weiter Boden gutzumachen.

Räikkönen leistete sich ebenfalls in Kurve 15 einen Ausrutscher und fiel von der siebten auf die neunte Position zurück. Durch den Intermediate-Reifen konnte er sich im Gegensatz zu Leclerc und Hamilton vor einem Einschlag retten. Anders Hülkenberg, der eine Runde später an selbiger Stelle in der Mauer landete und ein mögliches Top-Resultat wegwarf.

Stroll und Kvyat brillieren im Reifenpoker

Durch den Unfall des Renault-Piloten gab es die dritte Safety-Car-Phase. Verstappen und Vettel nutzten die Gelegenheit, um einen neuen Satz Intermediates abzuholen. Der Niederländer behauptete seine Führung problemlos. Vettel fiel auf Position zehn zurück. In Runde 45 endete die Neutralisierung.

Verstappen macht erneut alles richtig und hatte bereits nach dem ersten Sektor zweieinhalb Sekunden Vorsprung auf Bottas. Albon attackierte derweil Hamilton, verlor im Zweikampf jedoch an Boden und fiel auf Platz acht zurück. Stattdessen schlüpfte Sainz durch.

Die Strecke war wieder soweit abgetrocknet, dass schon nach der ersten Runde unter Renntempo ein Großteil des Feldes zum Wechsel von Intermediates auf Slicks an die Box kam. Hamilton, Räikkönen, Vettel und Giovinazzi blieben zunächst draußen. Sie zogen erst eine Runde später nach. Hamilton saß seine 5-Sekunden-Strafe ab und fiel auf Platz zwölf zurück.

Stroll, der bereits während der SC-Phase auf Soft gewechselt hatte, übernahm kurzzeitig die Führung. Nach wenigen Kurven ging Verstappen vorbei. Kvyat lag auf Position drei, gefolgt von Bottas, Sainz, Magnussen, Album, Gasly, Vettel und Grosjean.

Verstappen kontrolliert das Rennen souverän, Bottas schmeißt Big Point weg

Die Schlussphase: Verstappen hatte an der Spitze alles im Griff und lag zehn Runden vor Schluss komfortable zehn Sekunden vor Kvyat, der mittlerweile an Stroll vorbeigegangen war. Hamilton leistete sich in der Nordkurve einen Highspeed-Dreher. Der Weltmeister fing das Auto gerade so vor dem Reifenstapel ab und blieb 13. Eine Runde später kam er an die Box und holte einen neuen Satz Soft-Reifen ab.

Bottas wiederum flog eine Runde später in der ersten Kurve ab und zerstörte seinen Mercedes, verlor damit die Chance auf den Big Point im WM-Kampf gegen Hamilton. Die darauffolgende Safety-Car-Phase bremste das Feld abermals ein. Fünf Runden vor Schluss wurde noch einmal freigegeben. Verstappen hatte abermals alles unter Kontrolle. Kvyat und Stroll hielten ebenfalls ihre Positionen.

Vettel kassierte Sainz und nahm die Verfolgung Strolls auf. Unter Einsatz des DRS ging er in der 62. Runde bei der Anfahrt auf die Spitzkehre am Kanadier vorbei. Im Kampf um Platz sechs fuhr Gasly sich an Albons Heck den Frontflügel ab und musste sein Rennen beenden. Vettel überholte einen Umlauf später auch Kvyat und übernahm Position zwei. Dahinter änderte sich nichts mehr.

Die Top-Facts des Rennens

  • Verstappen feiert 2. Saisonsieg
  • Vettel nach Aufholjagd Zweiter
  • Horror-Sonntag für Mercedes
  • Kvyat sensationell auf dem Podest
  • Bottas schmeißt Chance auf Big Point weg
  • Hülkenberg vergibt Großchance