Trainingsabbruch erklärt: Gully-Drama in Baku (09:35 Min.)

Beschäftigt der Unfall von Williams-Pilot George Russell in Baku die Formel 1 noch länger? Zumindest wenn es nach seiner Teamchefin geht. Claire Williams ist nach dem Unfall ihres Piloten durch einen losen Kanaldeckel im ersten Freien Training zum Aserbaidschan GP 2019 jedenfalls auf eine Entschädigung aus.

"Wir wissen welche Schäden entstanden sind, aber wir müssen erst noch schauen, was das kosten wird. Wir werden das aber ansehen und mit der FIA besprechen", sagte Williams zunächst kurz nach dem Training in der offiziellen Teamchef-PK auf eine Frage, wie es denn um Forderungen nach Schadenersatz ihres Teams stehe.

Claire Williams: Kein Schuldiger, Kompensation muss aber sein

Wenig später wurde die Britin im TV-Interview mit den britischen Kollegen von Sky Sports F1 jedoch konkreter. Es gehe sicherlich um mehrere Hunderttausend. "Deshalb müssen wir da ganz klar mit ihnen darüber [Kompensationszahlungen, Anm. d. Red.] sprechen." Verantwortlich ist die FIA jedoch gar nicht, kann allenfalls als vermittelnde Instanz wirken.

Stattdessen geht es um den Streckenbetreiber, der für einen tadellosen Zustand zu garantieren hat. Schuldzuweisungen gibt es dafür von Williams jedoch nicht. "Es ist ziemlich nervig. Das Chassis ist beschädigt, daher müssen wir auf Nummer drei umrüsten. Den Unterboden können wir abhaken und es gibt noch einige andere Schäden am Auto. Die Umstände wurden uns aber schon erklärt und es ist nicht unbedingt jemand daran schuld", so Williams weiter.

FIA-Statement: So lockerte sich der Gullydeckel

Dazu passt auch ein späteres Statement der FIA, wonach an der Unterseite des Kanaldeckels eine Befestigung gebrochen sei. Alle anderen 360 Deckel waren in tadellosem Zustand. Zumindest ganz grobe Fahrlässigkeit sieht anders aus.

Dennoch wird Williams auf Schadensersatz pochen. In der nicht nur sportlich, sondern auch finanziell wenig rosigen Lage des Traditionsteams zählt immerhin jeder Euro. "Wir sind ein unabhängiges Team und haben ein sehr enges Budget zu kontrollieren. Mit Dingen wir diesen kannst du da nicht rechnen. Niemand kann das, das verstehe ich, aber es sollte ganz klar eine Form von Kompensation geben", sagt Williams.

Schadenersatz? Gully-Präzedenzfall Haas

Noch dazu gebe es einen Präzedenzfall, erinnert Williams an Romain Grosjeans Gullydeckel-Unfall in Sepang 2017. Damals wollte Haas ebenfalls die Kosten für die nötigen Reparaturen vom Streckenbetreiber zurückerstattet bekommen. Rund ein Jahr später zahlte die Versicherung tatsächlich.

Deshalb werde Williams auch mit Haas Kontakt aufnehmen, um sich über deren Erfahrungen auszutauschen, so Williams. "Noch hat sie aber nicht angerufen", scherzte kurz darauf Haas-Teamchef Günther Steiner während des FP2 bei n-tv.