Um Williams ranken sich in der Formel 1 seit dem erneut miserablen Start in die Saison 2019 einige Gerüchte. Nicht zuletzt trägt die finanzielle Situation des Teams dazu bei. Denn obwohl Williams das Geschäftsjahr 2018 zumindest finanziell mit einem Gewinn beendete, so ist ihr Budget doch deutlich begrenzt.

Neuester Dreh in der Gerüchteküche: Ein Investor aus Russland soll mit Williams über einen Einkauf verhandelt haben. Dabei handele es sich, so Medienberichte, um Dmitry Mazepin. Mazepin ist zugleich auch Vater des Formel-2-Piloten Nikita Mazepin, einem ehemaligen Force-India-Testfahrer. Mittlerweile kommen aus Russland jedoch Dementi zu den Kaufgerüchten.

Zuerst Force India, dann Williams? Mazepin-Firma wehrt ab

Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com hat jedenfalls das russische Unternehmen Uralkali, an dem Dmitry Mazepin signifikante Anteile hält, kein Interesse an einem Kauf von Williams. Nicht nur das - Uralkali dementiert auch sämtliche Gerüchte über Verhandlungen, die am letzten Wochenende im Rahmen des China-GPs stattgefunden haben sollen.

Update 26.04.2019: Im Rahmen des Aserbaidschan GP nahm nun auch Williams offiziell Stellung zu den Gerüchten - und erteilte genau wie Uralkali eine klare Absage. "Ich habe die Geschichten wahrgenommen, aber nicht wirklich beachtet. Ich habe mich nicht mit Herrn Mazepin getroffen, um darüber zu sprechen. Wir hatten im Vorjahr eine kurze Unterhaltung, aber später folgten keine weiteren Gespräche", so Teamchefin Claire Williams.

Claire Williams: Team steht nicht zum Verkauf

Die Britin weiter: "Ich möchte da ganz kategorisch sagen: Williams steht nicht zum Verkauf. Ich habe keine Absicht, Williams zu verkaufen. Ich sehe nicht, warum wir das tun sollten. Aber es ist normal, dass das Team gerade harte Zeiten durchmacht und dann immer irgendwelche Gerüchte entstehen."

Es wäre nicht der erste Versuch von Mazepin und dem riesigen Düngemittel-Konzern Uralkali gewesen, ein Formel-1-Team zu erwerben. Im Sommer 2018 gehörte Uralkali zu den Mittbietern im Kampf um den insolventen Force-India-Rennstall. Am Ende unterlagen sie jedoch dem von Lawrence Stroll aufgestellten kanadischen Konsortium.

Diese Schlacht schien zwar geschlagen, doch hinter den Kulissen läuft nach wie vor ein Rechtsstreit ab. Uralkali verkündete im Herbst 2018, dass der Verkaufsprozess ihrer Meinung nach nicht fair abgelaufen sei, und dass ihr Angebot besser gewesen sei als der der Kanadier. Rechtliche Schritte wurden eingeleitet, das Verfahren läuft noch.

Nikita Mazepin 2018 als Force-India-Tester, Foto: Sutton
Nikita Mazepin 2018 als Force-India-Tester, Foto: Sutton

Mazepin verschob in der Winterpause inzwischen seine Unterstützung. Von 2016 bis 2018 war sein Sohn Nikita Testfahrer bei Force India, aber beim Nachfolgeteam Racing Point hat er diese Rolle nicht behalten. Momentan startet Mazepin für ART in der Formel 2, hat die Saison in Bahrain mit den Plätzen 19 un 16 begonnen. Im Vorjahr war er noch in der GP3 gefahren, da wurde er mit vier Siegen Zweiter in der Meisterschaft.

Finanzielle Zukunft bei Williams fraglich

Bei Williams ist die Formel-1-Zukunft jedenfalls noch nicht gesichert. 2018 hat man zwar mit einem Gewinn von fünf Millionen Pfund vor Steuern, Zinsen und Abschreibung abgeschlossen, doch 2019 werden die Karten neu gemischt. Die Saison begann man mit neuen Fahrern und einem neuen Sponsor, da einige große Partner des Vorjahres - Stroll, die russische SMP-Bank und der Martini-Konzern - allesamt das Team verlassen haben.

Hinzu kommen noch Einbußen bei der Preisgeld-Auszahlung durch die Formel-1-Vermarkter Liberty Media. Bekam das Team 2018 noch knapp 75 Millionen Dollar an Preisgeld, dürfte diese Auszahlung 2019 nur mehr 60 Millionen betragen. Eine Konsequenz des letzten Platzes in der Konstrukteurs-WM, denn die Preisgeld-Auszahlung wird vom WM-Platz des Vorjahres bestimmt. Und die bisherigen Leistungen der Saison 2019 deuten auf keine Verbesserung für 2020 hin.

Mit ein Grund, dass Williams momentan zu den größten Verfechtern einer Budget-Obergrenze ab 2021 gehört. Die Zukunft des Teams steht also weiterhin in den Sternen. Ein Arrangement mit einem Top-Team - ähnlich wie Haas mit Ferrari oder Toro Rosso mit Red Bull - steht bei Williams angeblich trotzdem nicht zur Debatte. Das ginge gegen das Prinzip von Williams, heißt es vom Team.