Daniel Ricciardo erlebte beim Formel-1-Rennen in Suzuka eine wahrhaftige Achterbahnfahrt. Nachdem der Red-Bull-Pilot nach dem Qualifying noch aus vollem Halse seinen Frust herausgeschrien hatte, war er am Sonntag wieder ganz der Alte. Mit einer beeindruckenden Aufholjagd und überzeugender Pace kämpfte er sich weiter vor, als er und sein Team für möglich gehalten hatten.

"In der Startaufstellung hat Helmut [Marko] sogar noch gesagt, dass er denkt, dass Platz vier etwas optimistisch und heute wahrscheinlich außer Reichweite ist", sagt Ricciardo, der auch selbst nicht mit einer derart beeindruckenden Aufholjagd gerechnet hatte: "Überraschenderweise gelang es mir durchs Feld zu kommen und problemlos zu überholen."

"Natürlich nicht weil ich gedacht habe, dass ich persönlich nicht überholen könnte", fügt er scherzhaft an. "Es ist nur auf dieser Rennstrecke nicht so einfach." Nach einem Defekt im Zeittraining waren seine Aussichten mit dem 15. Startplatz äußerst düster. Gerade in Suzuka schien der Anschluss an den vom dritten Platz gestarteten Teamkollegen Max Verstappen schon vor dem Start ausgeschlossen.

Ricciardo lobt Red Bull: Hat mit dem Setup viel Spaß gemacht

Ricciardo hingegen spielte seine große Stärke im Rennen voll aus. Er behielt von Beginn an den Überblick und positionierte sich perfekt, um einen Gegner nach dem anderen aufzuschnupfen. Bereits in der dritten Runde lag er auf dem zehnten Platz und machte kontinuierlich weiter Boden gut. "Wir hatten ein gutes Setup für den ersten Teil des Rennens, das hat viel Spaß gemacht", erklärt er.

"Ich wusste, dass wir auf den Geraden verwundbar sein würde, weil wir viel Downforce gefahren sind an diesem Wochenende. Aber ich konnte in den Kurven nah genug dranbleiben, um mich auf den Geraden in den Windschatten der Autos vor mir einzuklinken." Neben dem Setup profitierte Ricciardo in der frühen Phase des Rennens noch von einem anderen Umstand.

Durch das Verpassen des Q3 am Samstag hatte er für den Start freie Reifenwahl und war auf dem besseren Pneu unterwegs: "Ich konnte unseren Anpressdruck auf dem Soft-Reifen gut nutzen." Während die vor ihm auf Supersoft gestartete Konkurrenz nach und nach zum Reifenwechsel abbog, blieb Ricciardo draußen und legte bei freier Fahrt schnelle Zeiten hin.

Ricciardo trauert Podium nach: Platz vier trotzdem wie ein Sieg

In der 13. Runde lag er hinter Räikkönen auf Platz vier und schnell war klar, dass auch der Ferrari-Pilot nicht vor ihm sicher sein würde. Der Iceman kam in der 17. Runde zum Service, Ricciardo blieb sechs Runden länger draußen. Das reichte für den Overcut, sodass er nach dem Reifenwechsel als Vierter hinter Verstappen zurück auf die Strecke kam.

"Wir gingen auf die Medium-Reifen, um so Kimi hinter uns zu halten. Der vierte Platz stand danach mehr oder weniger fest", so Ricciardo, der die Ziellinie nur fünf Sekunden hinter Verstappen überquerte. "Ich hätte es geliebt aufs Podium zu fahren und habe irgendwie gehofft, dass vorne noch etwas passiert", sagt der 29-Jährige, der seit seinem Sieg in Monaco im Mai nicht mehr auf dem Treppchen stand.

In Anbetracht der Voraussetzungen für dieses Rennen wollte er sich über Platz vier aber nicht beschweren: "Ich habe das Gefühl, dass ich Platz vier heute zumindest verdient habe. Platz vier ist auf diese Strecke wie ein kleiner Sieg und es war gut, unsere starke Pace gegen Ferrari zu sehen."