Toro Rosso hat für die Formel-1-Saison 2019 noch keine Fahrerpaarung bekanntgegeben. Im Nachwuchskader von Red Bull gilt Dan Ticktum als heißestes Eisen auf einen Aufstieg in die Königsklasse, wird 2019 jedoch trotz einer starken Saison in der Formel 3 nicht über die notwendige Superlizenz verfügen. Nicht zuletzt Mick Schumachers Siegesserie wird Ticktum am Ende wohl wichtige Lizenzpunkte kosten .

Der Red-Bull-Junior galt 2018 lange Zeit als Favorit auf den Titel in der Formel 3 Europameisterschaft, bis Schumacher in der zweiten Saisonhälfte zum Seriensieger wurde. Ticktum äußerte sich angesichts der plötzlichen Leistungsexplosion Schumachers nach Spielberg zuletzt spitzzüngig. Red-Bull-Teamchef Christian Horner relativierte die Aussagen seines Schützlings in Sotschi.

Gegenüber dem britischen TV-Sender Sky Sports F1 sagte Horner, dass Ticktum ein Charakter sei, "der manchmal den Mund aufmacht ohne vorher sein Gehirn zu benutzen." Ticktum hatte die Performance Schumachers in einem mittlerweile gelöschten Instagram-Post äußerst kritisch zur Kenntnis genommen, nachdem er in den vergangenen acht Rennen 86 Punkte und die Meisterschaftsführung an den Deutschen verloren hatte.

Ticktum hinterfragt Schumacher-Dominanz: Spezielles Motormapping bei Prema?

Dieser gewann zuletzt fünf Rennen in Folge. Vor den drei beim Finale ausstehenden Läufen liegt Ticktum in der Meisterschaft 49 Punkte hinter dem Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Angesichts nur noch 75 offener Punkte äußerte Ticktum, sich "der Meisterschaft beraubt zu fühlen", da Schumachers Auto gegenüber seinem offenbar über einen technischen Vorteil verfüge.

"Sie könnten einfach ein spezielles Motormapping haben", mutmaßte Ticktum, der jedoch betonte, dem Gegner damit keinen Regelverstoß unterstellen zu wollen. "Ich habe nie gesagt, dass es illegal sei." Für ihn sei es lediglich auffällig, dass gegen Schumacher und dessen Prema-Teamkollegen Robert Shwartzman nach einer eher mittelmäßigen ersten Saisonhälfte plötzlich kein Kraut mehr gewachsen ist.

"Gegen die Top-2 hat niemand im Feld eine Chance. Selbst ihre eigenen Teamkollegen, die selbst gute Piloten sind, sind im Vergleich nirgendwo. Ich würde ihre Pace als interessant beschreiben und ich bin mir sicher, dass einige Leute im Formel-3-Fahrerlager das genauso sehen", so Ticktum nach dem letzten Rennwochenende auf dem Red Bull Ring.

Mick Schumacher gewann in der Formel 3 fünf der letzten sechs Rennen, Foto: FIAF3
Mick Schumacher gewann in der Formel 3 fünf der letzten sechs Rennen, Foto: FIAF3

Horner über Ticktum: Talentierter Fahrer mit Ecken und Kanten

Für seine Aussagen erntete Ticktum in den sozialen Medien viel Gegenwind. Der 19-Jährige kommentierte daraufhin, "riesigen Respekt" vor Schumacher zu haben. "Ich sage nur, dass es [die Performance] scheinbar aus dem Nichts gekommen ist. Ich habe aber nie gesagt, dass es illegal ist." Er sei weder ein schlechter Verlierer noch verbittert.

"Er ist ein talentierter Fahrer, aber er muss sich noch weiterentwickeln, bevor er auch nur annähernd Formel-1-Level erreicht", so Horner. "Er ist schnell, aber er muss einige seiner Ecken und Kanten begradigen." Letzteres sieht auch Ticktum selbst ein: "Ich weiß, dass ich auch noch einige Lektionen lernen muss. Das bestreite ich nicht." Auf seine Meinung hinsichtlich Schumachers Leistungen besteht er jedoch.

Mick Schumacher: Als F3-Meister in die Formel 1? (18:49 Min.)

Ticktum: Kann nicht gewinnen, weil ich nicht Schumacher heiße

"Ihr kennt die wahre Geschichte nicht, weil ihr nicht an der Strecke seid und die Daten von allen ansehen könnt. Leider kämpfte ich eine Schlacht die ich nicht gewinnen kann, da mein Nachname nicht Schumacher ist", so Ticktum. Dass Ticktum ein impulsiver Typ ist, offenbarte sich schon früh in seiner Motorsport-Karriere. 2015 rastete er bei einem Rennen zur britischen Formel 4 aus.

In Silverstone hatte er während einer Safety-Car-Phase zehn Autos überholt, um seinen Konkurrenten Ricky Collard abzuschießen. Das Revanchefoul führte zu einer einjährigen Sperre plus einem weiteren Jahr auf Bewährung. Ein Jahr später gab er beim Finale der Formel 3 EM in Hockenheim sein Comeback, im Januar 2017 folgte die Aufnahme in den Red-Bull-Kader.