Zum zweiten Mal in seiner Karriere hat der britische Nachwuchsfahrer Dan Ticktum seinen Platz in einem Juniorprogramm eines Formel-1-Teams verloren. Nach dem Rauswurf aus dem Red Bull Junior Team Mitte 2019 hat sich nun das Williams-Team zu einer Freistellung des 22-Jährigen entschieden, wie der Rennstall aus Grove auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt.

Ticktum war Ende 2019 in die Williams Driver Academy aufgenommen worden, erst diesen März hatte Williams mit dem Briten verlängert. Ticktum verrichtete unter anderem Simulatorarbeit für den britischen Traditionsrennstall. Damit ist es nun vorbei. Parallel fährt Ticktum 2021 in der Formel 2. Dort belegt der Carlin-Pilot nach vier von acht Saisonevents aktuell den vierten Gesamtrang und liegt 19 Zähler hinter Spitzenreiter Oscar Piastri.

Dan Ticktums unrühmliche Vorgeschichte

Mangelnde sportliche Leistungen scheinen somit kaum hinter der Trennung zu stecken - anders als mitunter bei Ticktums Aus bei Red Bull wegen schwacher Leistungen in der japanischen Super Formula. Ticktum verteidigte sich damals damit, sein Chassis sei nicht in Ordnung gewesen. Bereits 2019 wurden allerdings auch fehlende Disziplin und charakterliche Probleme als Gründe für die Trennung genannt.

Letzteres zeichnete bereits die gesamte Karriere des Briten. So kassierte Ticktum 2015 eine zweijährige Rennsperre (davon ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt), weil er in der britischen Formel 4 unter Safety-Car-Bedingungen mehrere Autos überholt und einen Gegner gerammt hatte. Seitdem gilt Ticktum weithin als 'Bad Boy' 2018 belegte der zweimalige Macau-Sieger den zweiten Platz in der Formel 3 EM hinter Mick Schumacher und unterstellte seinem Rivalen technische Vorteile. "Ich würde ihre Pace als interessant beschreiben", stichelte Ticktum.

Ticktum beleidigte Williams-Fahrer Latifi

Ticktum weiter: "Ihr kennt die wahre Geschichte nicht, weil ihr nicht an der Strecke seid und die Daten von allen ansehen könnt. Leider kämpfte ich eine Schlacht, die ich nicht gewinnen kann, da mein Nachname nicht Schumacher ist."

Auch bei der Trennung von Williams besteht offenbar ein Zusammenhang mit dem Verhalten des Briten. Mit einer Beleidigung des kanadischen Stammfahrers Nicholas Latifi soll die Trennung allerdings nicht zusammenhängen. Den hatte Ticktum jüngst in einem Stream auf Twitch als 'Poo' bezeichnet. Ein Ausdruck aus der englischen Kindersprache, im Deutschen in etwa vergleichbar mit 'Aa'. Zudem erklärte Ticktum, Latifi, Sohn eines Milliarden-schweren kanadischen Geschäftsmanns, habe sich sein Formel-1-Cockpit gekauft.

Ticktum bestreitet Zusammenhang mit Twitch-Eklat

Während Williams über die genauen Gründe für die Trennung keine Angaben macht und lediglich mitteilt, sie sei vor dem Ungarn-GP - und damit auch vor dem Twitch-Stream - erfolgt, wehrte Ticktum via Instagram einen direkten Zusammenhang mit dem Latifi-Vorfall ab und legte gleichzeitig eine Trennung in gegenseitigem Einvernehmen nahe.

"Ich und Williams haben uns vor dem jüngsten Vorfall um Latifi getrennt, nur damit die Leute es wissen", schrieb der Brite bei Instagram Stories. Als Grund gab Ticktum an, für 2022 habe es kein F1-Cockpit für gegeben. "Ich danke Williams für die Gelegenheit! Ich hoffe, wir arbeiten in Zukunft wieder zusammen", hieß es weiter.

Steckt Beschwerde hinter Ticktums aus?

Wie die gewöhnlich gut informierten Kollegen von racefans.net berichten, soll der Rauswurf Ticktums stattdessen mit einer anderen Beschwerde zusammenhängen. So habe sich ein Mitglied der Öffentlichkeit über das Verhalten Ticktums beschwert, was dann in der Trennung gemündet sein soll.

Mit dem Ausscheiden Ticktums hat sich die Fahrerakademie Williams' um ein Viertel reduziert. Aktuell zählen F2-Pilot Roy Nissany, Reservefahrer Jack Aitken und W-Series-Champion Jamie Chadwick zum Kader Williams'.