Williams war am Trainingsfreitag der Formel 1 in Hockenheim wieder am Ende des Feldes zu finden. Das Team von Lance Stroll und Sergey Sirotkin legte den Fokus nach dem Silverstone-Desaster jedoch auch nicht auf die Rundenzeiten. Stattdessen wurde das Setup des FW41 auf den Kopf gestellt - angefangen mit dem neuen Frontflügel. Die Erkenntnisse scheinen vielversprechend. Der Weg aus der Krise ist aber noch lang.

Vor zwei Wochen wurde das Team in Silverstone von einer aerodynamischen Fehlkonfiguration überrascht. Ein Strömungsabriss im Heckbereich sorgte dafür, dass Lance Stroll und Sergey Sirotkin im Q1 von der Strecke flogen. In Hockenheim lag die Priorität am Freitag darauf, diesen zu beheben. In diesem Zug wurde unter anderem ein neuer Frontflügel ins Spiel gebracht.

"Wir hatten zwei neue Frontflügel dabei, also konnten wir sie effizient auf beiden Seiten der Garage einsetzen", so Technikchef Paddy Lowe. "Wir haben ein umfangreiches Programm im ersten Training absolviert, bei dem wir viele Daten gemessen und Flow-Viz eingesetzt haben." Im Zeitentableau landeten Stroll und Sirotkin im FP1 auf den Rängen 13 und 16. "Wir werden den Frontflügel den Rest des Wochenendes einsetzen, da er wie erwartet funktionierte", so Lowe weiter.

Williams testet was das Zeug hält: Strammes Programm in beiden Sessions

Im zweiten Training rutschten Stroll und Sirotkin auf 18 und 19 ab. Statt auf Rundenzeiten zu gehen, experimentierte das Team weiter. "Wir haben im FP2 die unterschiedlichen Reifenmischungen und weitere Aerodynamik-Tests absolviert", erklärt Lowe. "Wir hatten in beiden Sessions ein strammes Programm und haben uns hauptsächlich auf den Frontflügel konzentriert", sagt Sirotkin.

Tatsächlich waren bei Williams sowohl Ingenieure als auch Fahrer am Freitag mal zufrieden. "Wir haben ein paar interessante und auch positive Dinge herausgefunden, die uns eine bessere Pace gegeben haben auf der wir aufbauen können. Unter dem Strich war das ein guter Schritt", so der Russe. "Wir haben jetzt viel zu analysieren und müssen dann festlegen, wie wir das Auto für das Rennen abstimmen", sagt Lowe.

Stroll bereitet der erwartete Wetterumschwung allerdings ein wenig Sorge. "Wir haben heute viel gelernt, aber letztendlich wird es von den Bedingungen morgen abhängen. Wenn der Wind zunimmt, ändern sich die Dinge wieder", so der Kanadier. Die kälteren Temperaturen können zudem auch beim Reifen wieder einen Unterschied machen: "Es wird interessant mit dem Schritt bei der Mischung von Ultrasoft zu Soft."

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Williams-Technikchef Lowe beteuert: Stroll und Sirotkin nicht das Problem

Zwar hat das Team mit dem Freitag in Hockenheim erst an der Oberfläche auf dem Weg zur Besserung gekratzt, doch Lowe ist sich dessen bewusst. "Letztendlich versuchst du Probleme zu lösen, die nicht nur mit dem Auto zu tun haben sondern mit der gesamten Organisation", so der Brite. "Die Formel 1 ist ein sehr ungeduldiger Sport und offenbart sehr viel, wenn die Dinge nicht laufen. Jeder sieht es sofort am Fernseher."

Der allgemeine Tenor ist, dass Williams sich mit dem Fahrer-Line-Up keinen Gefallen getan hat. "Natürlich würde jeder gerne einen Weltmeister im Auto haben, aber das ist nicht möglich", so Lowe. "Du musst es dir erst verdienen, dass sie für dich fahren wollen und auch, dass du sie bezahlen kannst. Wir können nicht alle Weltmeister in den Autos haben."

Der geringe Erfahrungsschatz von Stroll und Sirotkin sei darüber hinaus nicht der alleinige Grund für die Defizite bei Performance und Weiterentwicklung. "Wir sind sehr glücklich mit unseren jungen Fahrern, sie sind sehr talentiert. Ihr Feedback hat nicht dasselbe Level wie das eines Weltmeisters, aber ich denke nicht, dass sie im Moment unser Problem sind. Das Auto ist nicht schnell genug", beteuert Lowe.