Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne blieben bei der Qualifikation der Formel 1 für den Grand Prix von Bahrain 2018 weit hinter ihren Erwartungen zurück. McLaren Renault verpasste nicht nur das Q3, sondern schnitt sogar noch schlechter ab als in Melbourne. Alonso versucht die Ruhe zu bewahren, doch weitergehen kann es so nicht. Beim Team herrscht Krisenstimmung.

"Wir haben heute nicht performt", stellte Alonso unumwunden fest, nachdem er und sein Teamkollege im Zeittraining des zweiten Rennwochenendes 2018 nur auf den Rängen 13 und 14 gelandet waren. Nachdem das Duo das Q3 in Australien knapp verpasst hatte, wollte es in der Wüste eigentlich den entscheidenden Schritt nach vorne machen. Stattdessen machte man zwei Schritte zurück.

Trotz Updates fehlten auf die Spitze abermals über zwei Sekunden. Tatsächlich steht McLaren mit seiner Ausbeute kaum besser da als vor einem Jahr, als das Team noch mit Honda-Motoren unterwegs war. Da belegte Alonso im Bahrain-Qualifying den 15. Platz. Unter Berücksichtigung von Verstappens Unfall ist das Team 2018 nur eine Position weiter vorne unterwegs. Nach dem enttäuschenden Zeittraining sagte McLaren die Medienrunde mit Racing Director Eric Boullier ab - der Franzose wurde zum Krisen-Meeting einberufen.

Er bezog lediglich in der Pressemitteilung des Teams Stellung. "Obwohl das Qualifying der harte Kampf war, den wir bei diesem engen Feld erwartet hatten, wurde unsere Performance zweifelsohne nicht unseren Erwartungen gerecht. Beide Fahrer fühlten sich im Auto nicht so gut, es fehlte das Selbstvertrauen, das sie am Freitag hatten", so Boullier.

McLaren beim Setup in Bahrain zu übermütig?

Den Fragen der Medien mussten sich somit die Piloten stellen. Auf die Frage, wo genau es denn gefehlt hat, fand Alonso gegenüber Motorsport-Magazin.com keine klare Antwort. "Wahrscheinlich überall ein bisschen", so der zweimalige Weltmeister. "Wir wissen, dass wir beim Topspeed nicht die Stärksten sind. Aber die Performance auf der Bremse war dieses Mal auch nicht so gut, genau wie die Traktion..."

Alonso konnte dem MCL33 an diesem Tag offenbar kein sonderlich gutes Zeugnis ausstellen. Was er zumindest versichern konnte, war, dass die Updates für dieses Rennwochenende sich nicht negativ ausgewirkt haben. "Sie funktionieren wie erwartet. Das Auto fühlt sich besser an als in Australien." Stattdessen glaubt er, dass McLaren sich beim Setup verzockt hat.

"Am Morgen unter heißen Bedingungen lief es noch gut. Wahrscheinlich waren wir durch diese Balance etwas zu übermütig, sodass wir bei den kühleren Bedingungen am Abend eine böse Überraschung erlebten", so Alonso, der zugab, dass das Team beim Setup möglicherweise nicht kompromissbereit genug war. "Ich denke, diese Rennstrecke braucht unterschiedliche Setups für Qualifying und Renndistanz."

"Der Abbau an den Hinterreifen ist hier enorm. Auf solch einem Kurs mit viel Stop-and-go und harten Anforderungen an die Traktion benötigst du ein stabiles Heck. Aber wenn du das Auto so abstimmst, kämpfst du im Qualifying in den Haarnadeln damit, das Auto um die Ecke zu zirkeln, weil es vorne an Grip fehlt. Vielleicht haben wir das Auto zu sehr aufs Rennen abgestimmt", ging der zweimalige Weltmeister ins Detail.

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Alonso: Bahrain ist McLarens Achillesferse

Es soll aber nicht nur der falsche Riecher beim Setup gewesen sein, der für den Performance-Einbruch bei McLaren sorgte. Alonso hatte schon vor dem Rennwochenende angemerkt, dass Bahrain in den vergangenen Jahren kein gutes Pflaster für das Team war. "Das aus im Q2 war zwar etwas, das wir nicht erwartet hatten, doch wir hatten Angst davor angesichts der Performance im vergangenen Jahr", gab er zu.

"Die Natur dieses Kurses ist alles andere als ideal für unser Auto. Letztes Jahr war unsere Performance hier eine der schlechtesten des ganzen Jahres. Leider haben wir auch jetzt wieder gesehen, dass wir diese Strecke noch nicht im Griff haben, was unseren Ansatz und das Setup angeht", fügte er an. 2017 soll dafür aber auch schon die Stärken gezeigt haben, auf die sich Alonso und sein Team auch diese Saison stützen.

"Vergangenes Jahr haben wir nach einer schlechten Qualifikation bis zur letzten Runde um Platz elf gekämpft. Somit war auch letztes Jahr unsere Renn-Pace viel besser als die Quali-Pace. Wir erwarten am Sonntag deshalb wieder, bei der Performance eine ganze Ecke weiter vorne zu sein. Unser Ziel ist wieder, mit beiden Autos Punkte zu holen."

In Australien war die Ausgangslage schließlich auch nicht viel besser und am Ende sprangen für Alonso und Vandoorne die Positionen fünf und neun heraus. "Die Punkte gibt es am Sonntag, nicht am Samstag. In Australien hatten wir dasselbe Gefühl. Nach dem Qualifying waren wir mit den Plätzen elf und zwölf etwas enttäuscht und am Sonntag dann Fünfter", so Alonso. "Da war es schon fast das McLaren-Comeback und der Gedanke, dass wir dieses Jahr um die WM kämpfen," fügte er etwas scherzhaft an.

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Alonso: Auf dem Papier hat McLaren ein Top-Auto

Nichtsdestotrotz war das Bahrain-Qualifying für McLaren ein kleiner Tiefschlag, den es nun zu überwinden gilt. Schon in Australien hatte das Team angekündigt, an jedem Rennwochenende mit Weiterentwicklungen die Lücke zu den Top-Teams verringern zu wollen. "Wir kennen unsere Schwächen und wissen, wo wir das Auto verbessern müssen", bekräftigte Alonso. Im Werk des Teams in Woking steht der MCL33 außerdem schon deutlich besser da.

"Das Auto, das wir hier auf der Strecke haben ist sehr unterschiedlich zu dem, das wir in der Fabrik haben. Das Auto dort behebt all unsere Schwächen, also müssen wir es so schnell wie möglich bringen. So wie die anderen Teams, die hier einen großen Schritt nach vorne gemacht haben", erklärte Alonso und verwies dabei auf die Konkurrenz, die für den Moment den besseren Job zu machen scheint.

"Force India hat das Auto sehr verbessert zwischen den Wintertests und Bahrain. Toro Rosso hat hier ein neues Aero-Paket, Ferrari und Red Bull haben offenbar auch etwas gefunden", so der 36-Jährige. Um auch die erhofften Schritte nach vorne zu machen, muss McLaren besser arbeiten als seine Gegner. "Wir müssen diese großen Teams in den Schatten stellen, wenn wir die Lücke schließen wollen."

Das bedeutet eine noch höhere Schlagzahl bei den Updates. "Alle Teams bringen neue Teile zu jedem Grand Prix. Dann müssen wir das Doppelte bringen, wenn wir aufholen wollen. Das ist die Herausforderung, vor der wir jetzt stehen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir das schaffen können. Wir sind ein großes Team, vielleicht noch das größte in der Formel 1. Es liegt an uns", so die Marschrichtung Alonsos.