Williams-Pilot Lance Stroll muss am zweiten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2018 in Bahrain Wiedergutmachung leisten. Der schwache Saisonauftakt des Teams stellte Fahrer wie Ingenieure vor ein Rätsel. Ein falscher Motormodus soll Stroll in Australien kampfunfähig gemacht haben. Ein Umstand, der laut dem Kanadier nicht auf einen Fehler seinerseits zurückging.

Unmittelbar nach dem Rennen konnte sich selbst Williams-Technikchef Paddy Lowe nicht genau erklären, weshalb Stroll nicht nur von Esteban Ocon im Force India überrumpelt wurde, sondern auch gegen Sauber-Rookie Charles Leclerc machtlos war. Fakt war nur, dass der FW41 des 19-Jährigen im falschen Motormodus unterwegs war.

"Das sind Dinge... es gibt nichts, was einfach zu beheben ist. Aber das zählt zu den Dingen, die sehr im Bereich des Möglichen sind, sie zu managen", erklärt Stroll, dass ein falsches Mapping ihm in Bahrain nicht mehr im Weg stehen sollte. "Im letzten Rennen hatten wir große Probleme, die uns viele Positionen gekostet haben."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Bahrain GP (05:49 Min.)

Schon in der Startrunde war er von Ocon überrumpelt worden. "Ich war auf Platz 13 und hatte dann ein Derating-Problem", beschreibt er den Leistungsmangel seiner Mercedes-Power-Unit. "Ich war im falschen Modus, als ich vom Start- ins Rennmapping gewechselt haben." Der Grund dafür soll mittlerweile feststehen. Verhindern können hätte er es nicht.

Stroll wie Rosberg 2016 in Barcelona - aber irgendwie auch nicht

"Nein, ich hätte da nichts anders machen können", beteuert er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß nicht, wie viele km/h ich verloren habe. Aber es gibt ein Video von Ocons Onboard. Da kann jeder sehen, dass es ein Derating gab. Es war exakt dasselbe, was 2016 zwischen Lewis und Nico in Barcelona passiert ist. Da hatte Lewis massives Derating", so Stroll.

Der Williams-Pilot verwechselt die beiden Silberpfeil-Fahrer zwar in dieser Situation - tatsächlich war Rosberg derjenige mit dem Derating, der dann von Hamilton attackiert wurde - dennoch wird deutlich, worauf er hinaus will. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Stroll selbst für den falschen Motormodus in der Startunde verantwortlich gewesen ist. Denn bei der Mercedes-Kollision vor zwei Jahren hatte Rosberg nach dem Start nicht in den richtigen Modus geschaltet.

Stroll erklärt wiederum, dass er in diesem Fall nicht derjenige war, der versäumt hatte, den richtigen Schalter am Lenkrad zu betätigen. "Nein, bei mir ist es voreingestellt. Ich schalte nicht selbst in den Modus. Das Team führt eine Voreinstellung [Preset] für den Modus durch. Ich habe einen Start-Schalter, also schalte ich zuerst auf Start. Danach schalte ich auf Race und habe dann den voreingestellten Modus drin. Es gibt fünf Schalter am Lenkrad, einer davon hatte ein falsches Preset."

Formel 1 2018: Wer wird Weltmeister? (16:19 Min.)

Trotz Fehler keine Schuldzuweisung in Richtung Williams

Den Fehler des Teams kreidet er diesem aber keineswegs an. "Ich beschuldige das Team hier in keiner Weise. Ich weiß, dass sie es im Griff haben und sie wissen, was im Rennen alles passiert", stellt er klar. Letztendlich sei es ein Problem, dass in der heutigen Formel 1 sehr üblich ist. "So etwas passiert einfach. Das kommt bei einem anderen Piloten in einem anderen Auto genauso vor."

Stroll wertet den Fauxpas seiner Ingenieure als Flüchtigkeitsfehler: "Vor dem Rennen ist so viel los, alles muss perfekt zusammengesetzt werden, um das Auto vorzubereiten. So ein Detail geht da schnell durch. Ich zeige deshalb nicht mit dem Finger auf jemanden." Wichtig sei nur, dass sich der Fehler nicht wiederholt: "Es sind solche kleinen Dinge, die wir aussortieren müssen. Das hat uns Zeit gekostet und als Team müssen wir versuchen, unser Paket zu optimieren."

Schließlich wäre ohne den Vorfall in Melbourne mehr drin gewesen. "Wenn du im Qualifying eine gute Runde fährst und ein paar Zehntel auf den Fahrer hinter dir rausholst, der aber im Rennen in der ersten Runde gleich an dir vorbeifährt - so etwas wollen wir vermeiden", so Stroll weiter. Während das Team mit dem FW41 noch nicht ganz auf Kurs ist, fühlt er sich in seiner zweiten Saison im Cockpit schon deutlich wohler.

Formel 1 2018: Das ist neu im sportlichen Reglement (02:10 Min.)

Stroll: Auto zeigt nicht, dass ich ein besserer Fahrer geworden bin

"Ich denke, ich bin überall besser geworden. Ich habe mehr Erfahrung, mehr Wissen. Ich bin einfach einen Schritt weiter als letztes Jahr", gibt er zu Protokoll. Selbstverständlich ist nach wie vor Luft nach oben, doch dass die Ergebnisse seine Fortschritte nicht widerspiegeln, sei leicht zu erklären. "Die Realität in der F1 ist, dass du immer da bist, wo dein Paket ist. Wenn ich schaue, wo ich bin, habe ich das Gefühl, dass ich das auto viel besser im Griff habe als letztes Jahr", so Stroll.

Mit dem FW41 sind schlichtweg noch nicht die Ergebnisse von 2017 möglich. "Die Resultate zeigen das vielleicht nicht, denn die anderen Teams sind besser geworden. Letztes Jahr hatten wir auf manchen Strecken ein Auto, mit dem wir locker in den Punkten kämpfen konnten. Wenn das der Fall war, sind Felipe und ich in die Punkte gefahren. Aber wenn du dann nach hinten durchgereicht wirst... selbst wenn du dich als Fahrer verbesserst, heißt das dann nicht gleich, dass du dieselben Punkte holst oder dieselben Resultate einfährst wie vorher."

Generell sei der Williams des Jahrgangs 2018 trotz allem besser als der Vorgänger. "Gegenüber dem Vorjahr fehlt uns Speed auf der Geraden. Das war eine unserer Stärken. Bei den Kurvengeschwindigkeiten haben wir zugelegt. Auch insgesamt denke ich, dass wir ein schnelleres Auto als letztes Jahr haben, was die Rundenzeiten angeht. Aber alle anderen haben halt auch einen Schritt gemacht. Deshalb müssen wir versuchen, generell zuzulegen", führt er gegenüber Motorsport-Magazin.com aus.