Bei den Wintertestfahrten der Formel 1 brannte Ferrari die schnellen Runden in den Asphalt, während Mercedes sich so gar nicht in die Karten schauen ließ. Im Zeittraining für Australien stellte Lewis Hamilton die roten Boliden von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel mit einer Fabelzeit in den Schatten. Der silberne Qualifying-Modus hatte wieder zugeschlagen - oder doch nicht? Hamilton ist überzeugt: Ferraris Power Unit kann es auch.

"Ich habe keine Zahlen, das Team hat mir gegenüber keine erwähnt", so Hamilton, als er auf den Abstand zur Scuderia befragt wird. Was er aber trotzdem zu wissen glaubt, ist, dass der vielzitierte Qualifying-Modus seiner Mercedes-Power-Unit von Maranello mittlerweile eingeholt wurde. "Sie haben mir gesagt, dass sie glauben, dass wir in Sachen Power im Qualifying mit ihnen gleichauf sind. Sie haben also einen großen Schritt gemacht."

2017 war Ferrari am Samstag häufig machtlos gegen die silberne Pace. Auf Power-Strecken wie Baku verloren die Roten sogar über eine Sekunde auf Pole-Sitter Hamilton. Dafür war Ferrari im Rennen stets eine Gefahr, die Mercedes auf dem Schirm haben müsste. Hier sieht Hamilton sein Team aktuell wiederum im Vorteil.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Bahrain GP: (05:49 Min.)

"Auf der anderen Seite haben sie das Gefühl, dass wir im Rennen Pace-mäßig ein bisschen die Nase vorne haben", so Hamilton über die Einschätzung seiner Ingenieure. Andererseits will sich der Weltmeister nach einem Rennen aber nicht vorschnell festlegen: "Sie hatten im Rennen ein anderes Programm als wir und haben andere Dinge gemacht. Ich denke, wir werden in den kommenden Rennen ein klareres Bild bekommen."

Hamilton: Halte mich für einen guten Taktiker

Ein klares Bild hatte Hamilton nach dem Auftakt in Australien von der Tatsache, dass er den Kampf gegen Vettel aufgeben musste, um seinen Motor zu schonen. Etwas, dass dem 33-Jährigen gar nicht gefiel. "Das geht gegen meinen Racing Spirit. Ich will bis zum Zielstrich kämpfen", hatte er in Melbourne verdeutlicht.

Zwei Wochen später hört sich das etwas anders an. "Ehrlich gesagt finde ich es nicht nervig", so Hamilton. "Wenn ich mir die ganzen Kids in den kleineren Klassen oder auch die Fahrer hier anschaue, die können alle schnell fahren. Manche Fahrer sind etwas schneller, aber ich denke, wir können alle ein schnelles Rennen fahren, wenn wir unsere eigene Pace fahren."

In der Formel 1 hat der strategische Aspekt für ihn aber durchaus seinen Reiz."Es geht um mehr, wenn du noch andere Skills an den Tag legen musst, um schneller ans Ende eines Rennens zu kommen", erklärt der Brite. "Das ist mehr ein Schachspiel als Racing." Dies zu beherrschen, ist für Hamilton eine Freude und eine Genugtuung gleichermaßen

"Ich persönlich genieße das und bin sehr stolz auf meine Fähigkeit, mein Rennen zu managen. Ich glaube gerne, dass ich das drauf habe und das hoffentlich auch besser, als die anderen Fahrer", führt der viermalige Champion weiter aus. "Ich bin nicht nur ein Fahrer, sondern auch ein Stratege im Auto."

Mercedes erklärt Strategie-Fehler vom Australien GP 2018: (08:20 Min.)

Hamilton: Fühlten nach Niederlage alle denselben Schmerz

In Melbourne konnte sich Hamilton diese Fähigkeiten jedoch nicht zunutze machen, denn aufgrund eines Strategie-Fehlers bei Mercedes rutschte Sebastian Vettel durch und schnappte den Silbernen den Sieg weg. "Es war wirklich schwierig für uns, aber jeder im Team fühlte denselben Schmerz. Wir saßen nach dem Rennen alle zusammen in der Lounge und waren unglaublich geschlossen", so Hamilton.

"Einige haben in dieser Nacht sicher mehr geschlafen als andere." In Bahrain wollen Hamilton und sein Team die Schmach vergessen machen. "Wir kommen sehr stark und positiv eingestellt hierher, mit einer guten Richtung, um vorwärts zu kommen. Deshalb ist das hier so ein großartiges Team. Was auch immer kommt, ich habe das Gefühl, dass wir vorbereitet sind um uns durchzuboxen."