"Ich hab' Magen" - Ungefähr so funkte Renault-Pilot Carlos Sainz gegen Mitte des Australien GP, dem Formel-1-Saisonstart 2018 in Melbourne, an seinen Renningenieur. Den Grund für sein mangelndes Wohlergehen im Cockpit seines R.S.17 erklärt der Teamkollege von Nico Hülkenberg später im Detail. So viel vorab: Schön klingt es nicht.

"Zu einem Zeitpunkt während des Safety Cars musste ich fast kotzen", berichtet Sainz. "Von diesem Zeitpunkt an ging es nur noch darum, zu überleben und es irgendwie ins Ziel schaffen." Dort gelangte der Spanier immerhin noch in den Punkterängen an, als Zehnter lag er allerdings drei Plätze hinter Renault-Kollege Hülkenberg.

Carlos Sainz: Ausritt direkte Folge des Defekts

Doch was war nun der Grund? Ein kurioser Defekt. An der Trinkflasche im Cockpit seines Renault. "Die Trinkflasche hat von der ersten Runde an permanent Wasser gepumpt und so habe ich unbewusst getrunken und getrunken und getrunken", schildert Sainz. "Plötzlich fühlte ich mich, als hätte ich den ganzen Magen voll Wasser. Es ging mir nicht gut."

Formel 1 2018: Vettel-Sieg mit Glück und Mercedes-Fehler (03:36 Min.)

Ob damit auch sein Ausritt ins Kiesbett von Kurve neun und der Positionsverlust gegen Fernando Alonso zusammenhingen? Ja, bestätigte Sainz. "Das war eine Konsequenz davon. Du kannst dann einfach nicht ans Limit gehen, bist nicht bei 100 Prozent, dann passiert so etwas. Es ist von Seite zu Seite geschwappt, in den Kurven habe ich das extrem gespürt. Mit den G-Kräften, die wir dieses Jahr haben, den ganzen Magen voll Wasser zu haben ..."

"Ich weiß nicht, ob es ein Magenkrampf war oder was sonst. Ich fühlte mich auf jeden Fall nicht wohl. Es war sehr schwierig, ein ganz schwieriges Rennen. Es lief unglücklich, aber ich muss jetzt einfach daraus lernen."

Hülkenberg in Australien ohne Wasserflasche: Zu schwer

Doch wie aus einem derartigen Defekt lernen? Wie soll das gehen? Sicher nicht mit einem ähnlich ausgeklügelten System, wie es in den Tanks der Formel-1-Boliden unkontrollierte Bewegungen des Benzins unterbindet. Vielleicht hilft einfach der Rat des Teamkollegen. Nico Hülkenberg war in Australien komplett ohne Trinkflasche unterwegs, weil er - als einer der schwersten Piloten im Feld - auf diese Weise Gewicht zu sparen hatte.

Abgesehen von dem kuriosen Problem zeigte sich Sainz immerhin von der Pace seines Renault angetan. "Es war ein positiver Start. Ich bin zufrieden mit der Performance, die wir das ganze Wochenende über gezeigt haben. Ohne das Magenproblem und mit einem etwas besseren Handling im ersten Stint hätte ich aber sicher noch mehr ausrichten können."

Nico Hülkenberg: Guter Renault-Start, aber Top-Teams weiter weg?

Hülkenberg bestätigt den positiven Eindruck seines Teamkollegen. "Die Pace des Autos war stark und konkurrenzfähig", sagt der Emmericher. "Aber die Jungs vor uns waren weit weg und wir wollten die Lücke über den Winter verringern. Aber es scheint, als wäre die noch mehr gewachsen. Insgesamt sollten wir aber zufrieden sein. Sechs Punkte sind eine schöne Belohnung für das Team und wir haben eine gute Basis."

Damit meint Hülkenberg, immerhin im Mittelfeld mit den Ton angeben zu können. "Bevor Grosjean und Magnussen ausgefallen sind, waren wir auf ihrer Pace, auch auf der von McLaren. Wir haben in diesem Jahr gleich zu Saisonbeginn ein gutes Auto", so Hülkenberg. Im Vorjahr war da noch das Gegenteil der Fall gewesen. Erst ab Saisonmitte gelang es Renault sich vorzuarbeiten, gegen Saisonende sogar, zur Nummer vier im Grid aufzusteigen.

"Es war ein befriedigendes Ergebnis, aber auf keinen Fall perfekt", sagt auch Managing Director Cyril Abiteboul. "Es zeigt aber, dass wir mit unserem Ziel, Fortschritte zu machen, auf Kurs liegen. Wir haben etwas, auf das wir aufbauen können, zumal uns das Safety Car etwas wehgetan hat. Aber das ist eben Racing."