Die Nachwuchsförderung in der Formel 1 hat mit Lewis Hamilton bei McLaren und Sebastian Vettel bei Red Bull im vergangenen Jahrzehnt ein neues Level erreicht. Seitdem setzen die Teams der Königsklasse immer stärker darauf, junge Piloten frühzeitig zu fördern und für die Aufgabe Formel 1 vorzubereiten. Auch momentan investieren die Teams im Rahmen ihrer Entwicklungsprogramme Millionen in vielversprechende Talente, die eines Tages für Mercedes, Ferrari und Co. um die Weltmeisterschaft kämpfen sollen. Wir stellen die aktuellen Förderkader vor.

Mercedes

Mercedes forcierte 2016 sein Nachwuchsprogramm, in dem erst Pascal Wehrlein und daraufin Esteban Ocon in der Formel 1 untergebracht wurde. Nach Rosbergs Rücktritt und angesichts der Ungewissheit, wie lange Lewis Hamilton noch im Silberpfeil seine Runden drehen wird, will die Mannschaft rund um Teamchef Toto Wolff sicherstellen, dass auch in Zukunft potentielle Weltmeister im Cockpit sitzen. Da die beiden Nummer-Eins-Zöglinge bereits in der Königsklasse unterwegs sind, wurde der Kader für 2017 um den Briten George Russell erweitert. Der 18-Jährige gewann 2014 die britische Formel 4 und war die vergangenen beiden Jahre in der Formel 3 EM unterwegs, wo er 2016 mit dem dritten Gesamtrang auf sich aufmerksam machen konnte. In seinem ersten Jahr als Mercedes-Junior wird er in der GP3 Serie für ART Grand Prix starten.

George Russell startet 2017 als Mercedes-Junior in der GP3, Foto: Russell/Twitter
George Russell startet 2017 als Mercedes-Junior in der GP3, Foto: Russell/Twitter

Ferrari

Die 2009 ins Leben gerufene Ferrari Driver Academy brachte bisher noch keinen Scuderia-Fahrer hervor. Die vielversprechendste Hoffnung war bis dato wohl der 2015 verstorbene Jules Bianchi, dessen Weg zu Ferrari nach seinen starken Leistungen im Marussia bereits vorgezeichnet schien. Andere einst vielversprechende Kandidaten wurden in Maranello abgesägt, noch bevor sich für sie die Tür zur Formel 1 öffnete - wie Raffaelle Marciello oder Mirko Bortolotti. Aktuell umfasst Ferraris Nachwuchsprogramm sieben Piloten, unter denen sich auch altbekannte Namen wiederfinden.

Jüngster Neuzugang ist der italienische Shooting Star Antonio Giovinazzi. Der 23-Jährige wurde 2016 in seiner Debüt-Saison in der GP2 Serie gleich Vizemeister. Ferrari fackelte nicht lange: Giovinazzi durfte im Simulator ran und wurde daraufhin als dritter Fahrer für 2017 verpflichtet. Neben ihm sind mit Antonio Fuoco und Charles Leclerc zwei Youngster im Ferrari-Kader, die bei Testfahrten und Freitagstrainings auch schon im echten F1-Boliden Platz nehmen durften. Darüber hinaus zählen außerdem der Chinese Guanyu Zhou, der Neuseeländer Marcus Armstrong, sowie Giuliano Alesi, Sohn von Ex-F1-Pilot Jean Alesi, und Enzo Fittipaldi, Enkel von F1-Weltmeister Emerson Fittipaldi, zum Förderkader der Italiener.

Antonio Giovinazzi wurde für 2017 von Ferrari unter Vertrag genommen, Foto: GP2 Series
Antonio Giovinazzi wurde für 2017 von Ferrari unter Vertrag genommen, Foto: GP2 Series

Red Bull

Red Bull hat in Sachen Nachwuchsarbeit in den vergangenen Jahren zweifelsohne ein Musterbeispiel abgeliefert. Nach Vettels vier WM-Titeln für die Österreicher, folgte mit Daniel Ricciardo direkt der nächste potentielle Champion. Mit Carlos Sainz und vor allem Max Verstappen legten die Bullen dann gleich noch einmal zwei Schippen nach. Zukunftssorgen dürften damit kein Thema sein. Trotzdem dreht sich das Rad in der Nachwuchsförderung kein bisschen langsamer.

Mit Pierre Gasly ist einer der Youngster schon ganz nah dran an der Formel 1. 2016 gewann er den GP2-Titel und saß an Testtagen sowohl bei Toro Rosso als auch bei Red Bull hinterm Lenkrad. 2017 startet der 20-jährige Franzose in der japanischen Super Formula. Ein weiterer Red-Bull-Junior mit F1-Erfahrung ist der Brasilianer Sergio Sette Camara. Der 19-Jährige durfte 2016 als Young Driver in Silverstone für Toro Rosso testen und geht dieses Jahr in der GP2 für MP Motorsport an den Start.

Noch etwas weiter von der Königsklasse entfernt sind Richard Verschoor, Dan Ticktum, Niko Kari und Neil Verhagen. Verschoor sorgte 2016 allerdings bereits für Aufsehen, stammt er doch wie Max Verstappen aus den Niederlanden und schlug in seinem ersten Jahr im Formelsport, mit Titeln in der spanischen und der nordeuropäischen Formel 4, ein wie eine Bombe. Nicht wenige wittern hier einen kommenden Superstar.

Der Niederländer Richard Verschoor steht bei Red Bull hoch im Kurs, Foto: ADAC Formel 4
Der Niederländer Richard Verschoor steht bei Red Bull hoch im Kurs, Foto: ADAC Formel 4

Renault

Als drittes Werksteam im Bunde hatte Renault 2016 mit seinem Wiedereinstieg in die Formel 1 gleich ein neues Nachwuchsprogramm gestartet. Zur Renault Sport Academy gehören aktuell Oliver Rowland, Jack Aitken, Louis Deletraz und Kevin Jörg. Während diese Youngster bisher noch nicht im F1-Boliden der Franzosen Platz nehmen durften, war Sergey Sirotkin bereits mehrfach für Renault im Einsatz. Der Russe durfte 2016 sowohl in Sochi als auch in Interlagos am Freitagstraining teilnehmen. In der GP2 belegte er vergangenes Jahr den dritten Rang. Doch mehr als sein Talent, sind es wohl die Millionen seines Vaters, die ihm in naher Zukunft den Weg in die Formel 1 ebnen könnten.

Sergey Sirotkin ist dritter Fahrer bei Renault, Foto: Sutton
Sergey Sirotkin ist dritter Fahrer bei Renault, Foto: Sutton

McLaren Honda

Bei McLaren wurde mit Stoffel Vandoorne für 2017 ein Fahrer aus dem hauseigenen Nachwuchs für die Formel 1 verpflichtet. Nach Hamilton und Magnussen ist der Belgier der dritte Fahrer aus dem Young Driver Programme, der für den britischen Traditionsrennstall in der Königsklasse antreten darf. Momentan ist damit Nyck de Vries die Speerspitze des Nachwuchskaders. Der 21-jährige Niederländer wird 2017 voraussichtlich in der GP2 starten. Außerdem gehören der Brite Oliver Turvey und der Japaner Nobuharu Matsushita zum Kreis der Förderpiloten, obwohl letzterer eher durch Honda als von McLaren gefördert wird.

McLaren wird Youngster Nyck de Vries 2017 voraussichtlich in die GP2 schicken, Foto: GP3 Series
McLaren wird Youngster Nyck de Vries 2017 voraussichtlich in die GP2 schicken, Foto: GP3 Series

Wer sonst noch auf dem Radar der F1-Teams ist

Neben den bisher genannten Piloten, die allesamt schon zum Personal eines Formel-1-Teams zählen, gibt es in den Nachwuchskategorien noch eine ganze Reihe weiterer, vielversprechender Youngster, die bereits auf dem Radar der Königsklasse sind. Allen voran Mick Schumacher, der 2017 für das Prema Powerteam seinen Einstand in der Formel 3 EM geben wird. Der Sohn von F1-Legende Michael Schumacher wird sowohl von Mercedes als auch Ferrari bereits mit Argusaugen beobachtet. Sollte er in der Formel 3 abliefern, könnte er schon bald zu einem der Nachwuchskader hinzustoßen.

Mick Schumacher wird bereits von Mercedes und Ferrari beobachtet, Foto: ADAC
Mick Schumacher wird bereits von Mercedes und Ferrari beobachtet, Foto: ADAC

Dafür muss er in der Formel 3 allerdings erst an Großbritanniens Shooting Stars Lando Norris und Callum Ilott vorbei. Der erst 17-jährige Norris galt bereits zur Kart-Zeiten als kommender Superstar und erhielt 2016 den McLaren Autosport BRDC Award, im Zuge dessen er einen Test in einem der F1-Boliden aus Woking erhalten wird. 2017 tritt er in Diensten von Carlin in der Formel 3 EM an. Sein Landsmann Ilott gehörte bis Anfang 2016 zu den Förderkandidaten von Red Bull, wurde jedoch fallengelassen. Trotzdem genießt der 18-Jährige nach wie vor ein hohes Ansehen, weshalb er als Teamkollege Schumachers beim Meisterteam Prema verpflichtet wurde.

Während der letztjährige Formel-3-Champion Lance Stroll mit den Milliarden seines Vaters bei Williams den Aufstieg in die Königsklasse geschafft hat, steht Vizemeister Maximilian Günther zweifelsohne auf dem einen oder anderen Merkzettel der Talentscouts. Der 19-jährige Deutsche, der in diesem Winter einen DTM-Boliden von Mercedes testen durfte, darf sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine Zukunft in der Formel 1 machen.