Ferrari-Pilot Sebastian Vettel ist in einem Interview hart mit der Königsklasse ins Gericht gegangen. "Wir müssen aufpassen, dass die Formel 1 ihr Gesicht nicht verliert", sagte er im Gespräch mit einer Beilage der Welt am Sonntag. Derzeit drohe die Rennserie, am "Kern des Motorsports" vorbei zu handeln. Den Hauptgrund dafür sieht der 28-Jährige im Reglement.
"Seitdem ich dabei bin, hat man sehr viel unternommen, um das Ganze aufzuwerten. Mit manchem ist das gelungen, mit manchem nicht. Manches ist eher künstlich gemacht, und das mag der Zuschauer auch nicht. Damit kann sich kein Fan identifizieren", so Vettel. Ein Beispiel seien die zur Saison 2014 eingeführten Hybrid-Motoren. "Die Autos sind deutlich effizienter geworden, was den Verbrauch angeht. Ob das aber ein modernes Argument ist, das die Zuschauer begeistert – oder gar die Fahrer –, das bezweifle ich", meinte der Deutsche.
Beim Qualifying ärgern Vettel das Wann und das Wie
Die Einführung eines neuen Qualifying-Regelements zur aktuellen Saison hatte der Weltmeister von 2010-2013 bereits zuvor mehrfach kritisiert und sich an die Spitze des Protests dagegen gestellt. Aber nicht nur der Modus an sich gefiel Vettel nicht. "Drei Wochen vor Saisonstart das Qualifying-Format zu ändern, allein das war schon Quark", schimpfte er.
Als sich die nach den neuen Regeln gefahrene Session beim Saisonauftakt in Australien zum undurchsichtigen Langeweiler entwickelte, liefen Fahrer, Medien und Fans Sturm gegen die Maßnahme. Daraufhin gab es ein quälendes Hin und Her zwischen den Entscheidern, an dessen Ende letztlich doch die Rückkehr zum Modus von 2015 stand. Stellenweise sei die F1 "nur noch peinlich", attestierte der gebürtige Heppenheimer nun.
Die Königsklasse solle sich ein Beispiel am Kartfahren nehmen, über das die meisten Piloten - auch Vettel - den Einstieg in den Motorsport gefunden haben. "Da geht es eigentlich ständig um die gewählte Linie und die Überwindung jenes Punktes, für den du Eier in der Hose brauchst", erklärte er. 2001 war der Pilot deutscher Juniorenmeister im Kart geworden.
So lief das Qualifying-Chaos 2016
23.02.2016: Strategiegruppe denkt sich neues Knockout-Quali aus
24.02.2016: F1-Kommission stimmt zu, FIA bestätigt neuen Modus
27.02.2016: Ecclestone-Boykott: Technisch angeblich frühestens in Spanien umsetzbar
01.03.2016: Teamchefs diskutieren am Rand der Testfahrten Für und Wider
03.03.2016: Neue Hybrid-Idee kommt auf: K.O.-Modus nur in Q1 & Q2, Q3 wie früher
04.03.2016: WMSC bestätigt final vollständigen K.O.-Modus ab Saisonstart
19.03.2016, Melbourne: Quali-Desaster, große Kritik am neuen Format
20.03.2016, Melbourne: Teamchefs stimmen geschlossen für sofortige Rückkehr zum 2015er Format
24.03.2016: Abstimmung der F1-Kommission: Rückkehr steht nicht zu Wahl, stattdessen wieder der Hybrid-Modus. Der wird abgelehnt, zweite Chance für K.O.-Quali in Bahrain
02.04.2016, Bahrain, morgens: FIA-Präsident Todt verteidigt zweite Chance
02.04.2016, Bahrain, nachmittags: Zweiter Versuch floppt ebenfalls
03.04.2016, Bahrain, morgens: Teamchefs fordern erneut sofortige Rückkehr zu 2015er Modus; Ecclestone und Todt lehnen ab, Additions-Quali als Gegenvorschlag
07.04.2016, morgens: Abstimmung der Strategiegruppe über Additions-Quali oder K.O.-Quali in China; Rückkehr zum 2015er Format steht erneut nicht zu Wahl; Entscheidung pro K.O.-Quali
07.04.2016, nachmittags: Protestbrief an Ecclestone und Todt; Teams fordern Rückkehr zum 2015er Format
07.04.2016, abends: Ecclestone und FIA kommen zur Besinnung; 2015er Quali in China
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