Für Sebastian Vettel sollte der Große Preis von Belgien zum Erfolg werden. Für den Deutschen war es der 150. Grand-Prix-Start, für die Scuderia sogar Nummer 900. Zwei Jubiläen, die in Spa mit einem Knall endeten. In Umlauf 42, eineinhalb Runden vor Schluss platze Sebastian Vettels Hinterrad. Nach Nico Rosberg kaputtem Reifen am Freitag, war das der zweite Platzer an diesem Rennwochenende. Während Vettel tobt und Pirelli heftig kritisiert, weist auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene jegliche Schuld von seinem Team.

Kein guter Start

Das Wochenende hatte bereits mit Problemen begonnen. Im Freien Training fuhr Vettel am Freitagnachmittag nur auf Position zehn. Den Rhythmus, den hatte man noch nicht gefunden, so die Erklärung des Deutschen. Doch eine eher konservative Performance am Freitag, damit präsentiere sich Ferrari bereits in Ungarn. Und raste damit dennoch zum Sieg. "Der Grund warum wir am ersten Tag konservativer fahren ist eine Entscheidung von James Allison", erklärt Arrivabene auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com am Sonntag. "Aber wir hatten hier, wie auch in Ungarn, auch Probleme", gibt der Teamchef zu.

Probleme, die man auch am Samstag noch nicht beseitigen konnte. Sebastian Vettel kam im Qualifying nicht über P9 heraus, Kollege Kimi Räikkönen stoppte bereits in Q2 aufgrund eines technischen Defekts, landete auf Rang 14. Doch Vettel blieb zuversichtlich, die Pace seines SF15-T würde es im Rennen selbst schon richten.

Bis Runde 42 konnte Vettel Rang drei verteidigen, Foto: Sutton
Bis Runde 42 konnte Vettel Rang drei verteidigen, Foto: Sutton

Der Knall

Fast wäre dieses Vorhaben auch aufgegangen. Von Position acht losgefahren, kämpfte sich Vettel immer wieder nach vorne, übernahm sogar kurzeitig in Runde 14 die Führung, weil Lewis Hamilton und Nico Rosberg zum Boxenstopp kamen. Gegen die Silberpfeile bestand aber keine Chance. Position drei konnte Vettel jedoch verteidigen. Bis Runde 42.

Eineinhalb Runden fehlten dem Deutschen zum Ziel. Gestoppt hatte er allerdings erst einmal, als einziger Pilot am Grid. Seine Medium-Pneus hatten mittlerweile 27 Runden abgespult. Dann der Knall: Der rechte Hinterreifen versagt. Das Ergebnis: Ausfall, der erste für Vettel in dieser Saison. Immerhin: Er wird als Zwölfter gewertet, aufgrund der zurückgelegten Distanz im Rennen. Aber wichtige WM-Punkte gibt es für P12 natürlich keine. Die Reaktion: Vettel tobt, schiebt die Schuld auf Pirelli.

Arrivabene: Haben unseren Job richtig erledigt

Auch Arrivabene sieht den Fehler nicht bei Ferrari. "Wir haben unseren Job richtig erledigt", erklärt der Teamchef. Denn die scharf kritisierte Ein-Stopp-Strategie hatte man sorgfältig festgelegt. "Heute Mittag, exakt um 11.00 Uhr, haben wir uns dafür entschieden", bestätigt der Italiener. "Wir machen die Strategie nach den Daten die wir haben. Nur um das mal klarzustellen."

Entschieden hatte aber nicht er selbst. "Wir haben einen Ingenieur, so wie alle anderen auch. Ich denke nicht, dass er falsch lag", verteidigt er die Entscheidung von Vettels Renningenieur Riccardo Adami. "Wir sind also nicht so dumm oder verrückt und gehen einfach auf volles Risiko mit dem Fahrer", erklärt Arrivabene. "Ich kann nur sagen, selbst wenn die Strategie aggressiv ist, beruht sie immer auf den Daten die wir haben."

Die Entscheidung war kein Risiko meint Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton
Die Entscheidung war kein Risiko meint Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton

Kein Krieg

Das Vettel nach dem Rennen Pirelli stark kritisierte, wollte Arrivabene nicht weiter kommentieren. "Ich möchte hier nichts starten. Das Rennen ist vorbei und ich bin enttäuscht", blickt der Italiener nun nach vorne. "Ich möchte nämlich keinen Krieg oder irgendeine Art von Streit."

Und versucht noch irgendetwas Gutes aus diesem Rennen mitzunehmen. "Das positive an dem Rennen ist, obwohl es nicht positiv war, die Reaktion des Teams auf unsere Probleme", lobt der Teamchef zum Schluss noch seine Mannschaft. "Seb hat gekämpft wie ein Löwe", so Arrivabene. "Genauso wie Kimi, der vom Ende gestartet ist und sich dann stetig nach vorne gekämpft hat, bis auf Platz sieben."