Die ersten beiden Trainings zum Großen Preis von Italien sind über die Bühne gegangen, ab Samstag wird es ernst in Monza. Motorsport-Magazin.com analysiert die Form der Favoriten-Teams vor dem zwölften Rennen der Formel-1-Saison 2013.

Red Bull

"In Spa hat sich das vielleicht angedeutet, hier ist es endgültig klar. Die Anderen können heimgehen, gegen das Auto und die Kombination ist kein Kraut gewachsen." Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner überschlug sich fast mit Lobeshymnen auf Red Bulls Performance in Monza. Von unfassbarer Dominanz und mit dem Hammer zerschlagenen Hoffnungen sprach der frühere Formel-1-Pilot. In Zahlen ausgedrückt: Sebastian Vettel und Mark Webber ließen die Konkurrenz im 2. Training am Freitag ganz alt aussehen, nahmen dem drittplatzierten Kimi Räikkönen sechs Zehntelsekunden ab. Monza galt traditionell nicht als Red-Bull-Strecke, doch die Zeiten scheinen nun endgültig vorbei zu sein.

Gute Laune bei Red Bull, Foto: Sutton
Gute Laune bei Red Bull, Foto: Sutton

1:24.453 Minuten. Bestzeit. Konkurrenz sprachlos. Vettel unterstrich im Training seinen Titelanspruch eindrucksvoll. Nicht einmal der Heppenheimer selbst hätte mit einer solchen Rundenzeit gerechnet. "Es war überraschend, vielleicht habe ich irgendwo abgekürzt", scherzte er nach seiner Hammer-Runde. Sollte über Nacht nichts Dramatisches passieren, dürfte klar sein: Die Pole Position führt nur über Red Bull. Selbst Mercedes, Red Bulls große Qualifying-Konkurrenz, zog kollektiv die Kappe vor der Performance des RB9.

Mercedes

Qualifying gleich Mercedes-Land. Das galt an den vergangenen Rennwochenenden. Lewis Hamilton spielte die Hauptrolle, eroberte zuletzt vier Pole Positions in Folge. Endet die Super-Serie in Monza? Gegen Red Bull scheint kein Kraut gewachsen, auch Hamilton hatte Zweifel. "Im Moment sieht es nicht extrem gut für Samstag aus", räumte der Brite ein. "Wir sind nicht so schnell wie die Red Bulls, aber immer noch zuversichtlich." Dass Hamilton immer in der Lage ist, eine Fabelrunde aus dem Ärmel zu schütteln, bewies er schon mehrfach. Er fragte sich nur, ob die Silberpfeile angesichts der Bedingungen des Highspeed-Tempels von Monza nicht zu viel Flügel fahren. Neun Zehntelsekunden Rückstand auf die Red Bulls waren schon eine Ansage.

Endet Hamiltons Pole-Serie?, Foto: Sutton
Endet Hamiltons Pole-Serie?, Foto: Sutton

Während Hamilton trotz der Ausgangslage ein Auge auf die nächste Pole wirft, ging Teamkollege Nico Rosberg etwas pessimistischer an die Sache heran. "Ich bin recht zuversichtlich, aber die Zeit von Red Bull war ein bisschen beunruhigend, sie sind erneut sehr schnell und es wird wahrscheinlich sehr hart, sie zu schlagen", sagte er. Zumindest nach den Eindrücken des Trainings spielt Mercedes diesmal nicht die erste Geige beim Qualifying.

Lotus

Red Bulls ärgster Verfolger in Monza war bislang Lotus. Kimi Räikkönen und Romain Grosjean belegten im 2. Training die Plätze drei und vier - allerdings mit großem Rückstand auf das Bullen-Gespann. Kurios: Räikkönen und sein Teamkollege fuhren exakt die gleiche Bestzeit: 1:25.116 Minuten. Kurioser: Beide waren mit unterschiedlichen Versionen des E21-Boliden unterwegs. Es hat sich beim Team aus Enstone inzwischen eingebürgert, dass Räikkönen bei neuen Teilen den Vorzug in den Trainings erhält. Diesmal gab Lotus dem Finnen eine Version des E21-Boliden mit längerem Radstand. Die geupdatete Variante soll für eine verbesserte Bremsstabilität und geringeren Reifenverschleiß sorgen.

Lotus-Hashtag in Monza: #Monzarella, Foto: Lotus/Twitter
Lotus-Hashtag in Monza: #Monzarella, Foto: Lotus/Twitter

Doch die Langversion des Autos wandert wohl erst einmal wieder in die Teile-Kiste, für den weiteren Verlauf des Wochenendes setzt die Mannschaft bei Räikkönen wieder auf den Vorgänger. Der Eismann selbst habe sowieso keinen großen Unterschied zwischen beiden Autovarianten verspürt und Lotus will es in Monza lieber etwas konservativer angehen. Für Räikkönen aber kein Grund, im Qualifying nicht trotzdem auf Abteilung Attacke zu setzen: "Natürlich ist das eine zu große Lücke auf Sebastian. Jedoch hatten wir schon viele Male das Phänomen, dass wir die Lücke auf die Konkurrenz samstags weiter schließen konnten. Wir können uns und unsere Position also definitiv noch verbessern."

Ferrari

Monza. Ferrari. Heimspiel. Hohe Erwartungen. Ein Sieg der Scuderia vor heimischer Kulisse ist schon fast Pflicht, doch diesmal könnte es schwierig werden für Fernando Alonso und Felipe Massa. Die Roten waren nach den Trainings nur dritte Kraft neben Mercedes und werden sich im Qualifying mächtig strecken müssen, um eine gute Ausgangslage zu ergattern. Alonso auf Platz fünf im 2. Training, P8 für Massa - und fast neun Zehntel Rückstand auf Vettel. Alonsos Reaktion? Schulterzucken. "Mein Gefühl ist das gleiche wie an jedem Freitag", sagte er lediglich. "Wir sind weder glücklich, noch richtig enttäuscht mit unserem Leistungsniveau und werden das Qualifying abwarten müssen, bis wir uns ein richtiges Bild machen können"

Alonso bleibt gelassen, Foto: Sutton
Alonso bleibt gelassen, Foto: Sutton

Ein Blick auf die vergangenen Rennen liefert zumindest einen ersten Vorgeschmack auf die Qualifying-Performance von Vettels Titelgegner. In den letzten sieben Grands Prix waren Alonsos beste Resultate fünfte Startplätze. Dass Zeittraining und Ferrari seit langer Zeit keine guten Freunde mehr sind, dürfte allerdings kein Geheimnis mehr sein. Ob die Scuderia stattdessen wieder im Rennen auftrumpft? Massa klang nicht allzu überzeugt: "Red Bull scheint grundsätzlich sehr stark zu sein, mit beiden Reifentypen, im Renntrim... Es dürfte also kein einfaches Wochenende für uns werden."