McLaren im Jahr 2013: mit gerade einmal 14 Punkten abgeschlagen auf Platz fünf der Konstrukteurswertung. Zum Vergleich: Spitzenreiter Red Bull hat bereits 78 Zähler auf dem Konto. Jenson Button brachte es in den ersten drei Rennen auf insgesamt 12 Punkte, Teamkollege Sergio Perez dümpelt mit 2 Pünktchen im Niemandsland der WM-Tabelle vor sich hin. Der Einzug ins Q3 wird schon als Erfolg gewertet, die Zielvorgabe für den Bahrain Grand Prix lautet, wenn möglich, ein paar Punkte mitzunehmen. Das gesamte Team kann es kaum erwarten, wenn es endlich auf Europa-Tour nach Spanien geht. In Barcelona will McLaren mit einem großflächig umgebauten Auto aufwarten und den Löwenanteil der aktuellen Probleme ausmerzen.

"Barcelona wird wichtig für uns, wohl wichtiger als jemals zuvor", maß Button dem kommenden Rennen große Bedeutung bei. "Ab dem Spanien Grand Prix darf es nicht mehr unser Ziel sein, über den Einzug in die letzte Qualifyingrunde zu jubeln." In Bahrain hatte Button noch nicht einmal gerechnet, diese für McLaren eigentlich lockere Hürde zu überwinden. So eklatant sind die Probleme mit dem Chrompfeil, der wegen seines komplizierten Designs und Fehlern beim Aufbau für enorme Schwierigkeiten sorgt. Das Team nutzt die Trainings an den Rennwochenenden, um neue Teile auszutesten - eine Belastung für die Piloten, die sich nur schwer auf den weiteren Verlauf einstellen können.

Bei Perez änderte das Team etwa selbst nach dem 3. Training - also kurz vor dem Qualifying - noch einige Aero-Komponenten. "Es hilft nicht, wenn man sich an jedem Wochenende mit einem komplett neuen Setup vertraut machen muss", sagte Perez, der sich sowieso noch an sein neues Auto gewöhnen muss und aktuell nur hinterher fährt. Der Teamchef versteht die vertrakte Lage seiner Fahrer und nimmt etwas Druck heraus. "Wir machen es unseren Fahrern wirklich nicht leicht", räumte der Teamchef ein. "In den Trainings mussten sie sich an die Reifensituation gewöhnen, wurden aber durch unsere Performancearbeit stark abgelenkt."

Button wünscht sich so sehr, endlich wieder in einem konkurrenzfähigen Auto Platz nehmen zu können. Mit seiner starken Fahrweise rettete er bislang die Ehre des Teams, in China ging etwa die unübliche Zwei-Stopp-Strategie auf. Der Grund für diese Taktik lag allerdings nicht an der reifenschonenden Fahrweise des McLaren, sondern schlichtweg an dem Fakt, dass das Auto nicht die Pace der anderen Spitzen-Teams gehen kann. Daran dürfte sich auch in Bahrain nichts ändern, schlimmer noch: Diesmal klaffen die beiden Reifenmischungen nicht so sehr auseinander wie in Shanghai, das engt die Möglichkeit der Strategien stark ein.

Mit seinen langsamen Kurven, in denen gute Traktion enorm wichtig ist, bereitet Bahrain dem Team noch größere Probleme als sowieso schon vorhanden. Immerhin etwas Positives sah Whitmarsh an dieser Konstellation. "Wir haben Probleme in den Low-Speed-Kurven", bestätigte er. "Deshalb nutzen wir dieses Rennen als gute Gelegenheit, die Schwachstellen des Autos weiter aufzudecken." Aktuell sei das Verständnis der neuen Teile, die McLaren in Spanien einsetzen will, recht gut, sagte Whitmarsh: "Wir haben ein paar Antworten, aber noch nicht alle. Noch funktioniert nicht alles."

Das Team in Woking hatte nun einige Wochen Zeit, an Updates zu basteln und Daten zu sammeln. Es ist davon auszugehen, dass McLaren in Spanien einen ordentlichen Sprung nach vorn macht. Doch bis die neuen Teile innerhalb des Komplettpakets verstanden sind, wird auch wieder eine gewisse Zeit vergehen. Deshalb dämpfte Button vorsorglich die Erwartungen. "Wir werden mit den neuen Teilen nicht sofort sieben, acht Zehntelsekunden finden - die fehlen uns aktuell im Qualifying", sagte er. "Aber es gibt so viel, das wir mit dem Auto machen können, wenn die Richtung stimmt."

Allmählich läuft dem Team mit dem aktuellen Auto die Zeit davon, außerdem steht der Aufbau des 2014er-Projektes an. Sollten sich nicht schnell Verbesserungen einstellen, müssen die Fahrer fürchten, dass McLaren sich im weiteren Verlauf des Jahres vorrangig auf die Konstruktion des Turbo-Boliden fokussiert. Deshalb gab sich Button kämpferisch und wollte selbst den WM-Titel noch nicht abschreiben: "Wir sollten jetzt noch nicht an 2014 denken, wir wollen dieses Jahr Rennen gewinnen. Erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf Barcelona - ich will siegen und um die Weltmeisterschaft kämpfen. So weit liege ich schließlich auch nicht zurück."