"Wir müssen sicherstellen, dass wir auf das schauen, was direkt vor uns liegt und nicht weiter in der Zukunft. Der Sonntag ist noch weit weg, der Mittwoch ist vorbei und das vorige Rennen Geschichte. Also müssen wir im Moment leben, jetzt alles geben, damit wir uns für die Trainings morgen gut vorbereiten", sagte Sebastian Vettel am Donnerstagabend in Abu Dhabi. Im Kampf um die Weltmeisterschaft will der Deutsche jeden Schritt bewusst machen und nicht zu viele Schritte im Voraus planen, damit er auch ja keine Fehler macht.

Auf der anderen Seite weiß er aber auch, dass ein gewisser Blick nach hinten nicht der falscheste Weg ist. "Wir haben in früheren Jahren viel gelernt, als die Saison sich ihrem Ende näherte. Wir müssen uns daran erinnern, was wir gelernt haben, wir müssen auch an die Fehler denken, die wir gemacht haben und sicherstellen, dass wir unsere Lektionen daraus gelernt haben", betonte er. Da er 2010 schon einmal in einem engen Kampf um die Weltmeisterschaft war - 2011 war ja alles andere als eng -, kann er nun zeigen, was er damals alles gelernt hat. Eine wichtige Sache, die er sich zu Herzen nehmen will, ist die Konzentration auf die eigene Arbeit und keine zu großen Blicke auf die Konkurrenz.

Man muss kein Einstein sein

"Das Ziel, sie zu schlagen, ist da und ich glaube, man muss kein Einstein sein, um zu verstehen, dass es gut ist, wenn wir vor Fernando ins Ziel kommen und dass es nicht so gut ist, wenn wir hinter ihm ins Ziel kommen", sagte Vettel. Ebenso stellte er fest, dass es in der Weltmeisterschaft klarerweise besser ist, einen Vorsprung zu haben als einen Rückstand. Um einen gewissen Blick auf die Konkurrenz kommt der Red-Bull-Pilot trotz aller Konzentration auf sich selbst aber nicht herum, denn den Updates der anderen Teams lassen sich durchaus ein paar Anregungen entlocken. "Man kann immer lernen. Wenn man ein gutes Auto hat, gibt es hier und da die eine oder andere Idee, auf die man selbst ein Auge werfen sollte."

Während Vettel sich also auf sich selbst konzentriert, während er trotzdem Konkurrenzbeobachtung macht, ist so einiges zu tun. Denn er weiß, egal ob er jetzt mit einem Vorsprung unterwegs ist, die Zeit des Taktierens ist noch lange nicht gekommen und hat vor einem Rennsonntag ohnehin nichts im Denken verloren. "Bevor es soweit kommt und man im Rennen abwägen muss, was am schlauesten ist, gibt es jede Menge zu tun. Bis dahin heißt die Devise Vollgas. Im Qualifying zu taktieren und zu sagen: 'OK, ich könnte auf eins oder zwei stehen, fahre aber auf fünf', hat noch niemand als sinnvoll erachtet. So gesehen gibt es viel zu tun, bis wir im Rennen sind und selbst dann ist es sinnvoller, sich auf jede Runde und jede Kurve einzeln zu konzentrieren, als zu weit voraus zu schauen."

Es ist nicht mehr 2010

Daher sind Überlegungen zu einem möglichen fünften Sieg in Folge für ihn genauso irrelevant wie Erinnerungen an seinen WM-Titel, den er 2010 in Abu Dhabi einfahren konnte. "Wenn ich morgens aufstehe, weiß ich, dass es 2012 ist, es also schon zwei Jahre her ist." Im Hier und Jetzt kann Vettel festhalten, dass er mit dem Auto zuletzt zufriedener war als noch vor einigen Rennen und dass dies in Abu Dhabi ähnlich sein sollte. "Wir freuen uns auf das Wochenende. Wir scheinen die Strecke zu mögen, ich fühle mich hier wohl und freue mich auf den Beginn des Wochenendes morgen." Für alle, die meinen, Vettel kämpfe mit einem viel stärkeren Red Bull gegen Fernando Alonso im nicht besonders guten Ferrari, hatte der WM-Führende auch noch was zu sagen: "Man kann mit einem schlechten Auto nicht um die WM fahren."