Portrait:

Nicholas Latifi, 1995 geboren, begann seine Rennfahrerkarriere ungewöhnlich spät. Erst 2009 startete er im Kartsport, mit finanzkräftiger Unterstützung von seinem Vater Michael, einem Großunternehmer in der Nahrungsmittelindustrie. Nach einem Auf und Ab in kanadischen Meisterschaften stieg er 2012 in den Formelsport ein und belegte in der italienischen Formel 3 mit einem Sieg den siebten Rang.

2013 versuchte sich Latifi nach diesen überraschenden ersten Erfolgen in den nächsthöheren Klassen. In der europäischen Formel 3 blieb es aber bei einem 15., in der britischen Formel 3 bei einem 5. Gesamtrang. Ein erneuter Anlauf 2014 brachte einen zehnten Rang in der europäischen F3. Dank großem Budget erweiterte er sein Rennprogramm in diesem Jahr aber deutlich: 7 Podien in der Florida Winter Series, ein Podium in sechs Starts in der Formel Renault 3.5, und sein erster Auftritt in der GP2 - der brachte aber in zwei Rennen keine Punkte ein.

Latifis langer Weg durch die Nachwuchsklassen

2015 fokussierte sich Latifi auf die Formel Renault 3.5, blieb mit Arden aber auf einem schwachen 11. Gesamtrang, und lag deutlich hinter seinem Teamkollegen zurück. In acht weiteren GP2-Starts blieb er wieder punktelos. 2016 wagte er den Sprung zum französischen DAMS-Team - wo er für die nächsten vier Jahre meist der Bezahlfahrer in Zweierkonstellationen mit Nachwuchshoffnungen aus anderen Juniorteams sein sollte. 2017 und 2018 holte er je einen Sieg.

Nebenbei diente er bei Force India 2018 als Bezahl-Testfahrer. Bei sechs Freitags-Trainings sowie bei den Young Driver Tests durfte er im Auto sitzen. Zählbare Nachwuchs-Erfolge waren aber noch immer rar. Das änderte sich erst 2019, im vierten F2-Jahr. In einem schwachen Jahrgang konnte sich der erfahrene Latifi mit vier Siegen, darunter seinem ersten in einem Hauptrennen, erstmals an der Spitze des Feldes behaupten. Für den Titel reichte es trotzdem nicht, der zukünftige Formel-E-Pilot Nyck de Vries schlug ihn deutlich.

Latifi schafft es mit Budget und Williams in die Formel 1

Im Laufe von 2019 absolvierte Latifi diesmal Testfahrten für Williams. Mit Budget hatte er für 2020 dann einen Fuß in der Tür - und bekam nach dem F2-Vizetitel 2020 ein Einsatz-Cockpit neben George Russell. Im ausfallreichen ersten Rennen holte er Platz elf, aber ansonsten wurde er vom Mercedes-Junior Russell deutlich geschlagen - im Qualifying gar zu null.

Der Schritt nach vorne kam 2021 nur langsam. Mit Russell konnte er noch immer nicht im Qualifying oder Rennen mithalten, auch wenn er ihn gegen Saisonende zweimal im Qualifying knapp schlagen konnte. Zwei Punkteresultate brachten ihm einen 17. Platz in der WM-Wertung ein. Sein Verbleib beim Team ist aber mit zahlungskräftiger Unterstützung wohl so lange sicher, wie er passable Ergebnisse liefern kann.