Die Formel-1-Saison 2022 ist beendet. Es war ein Jahr mit einem dominanten Weltmeister, vielen Überraschungen, aber auch eine Reihe von Enttäuschungen. Zum Jahresabschluss nimmt Motorsport-Magazin.com alle Fahrer der abgelaufenen Saison noch einmal unter die Lupe. Den Auftakt macht der WM-Letzte: Nicholas Latifi.

Latifi muss sich nach der Saison 2022 aus der Formel 1 verabschieden. Angesichts seiner Leistungen wenig überraschend, denn auch im dritten Jahr bei Williams konnte der Kanadier im Vergleich zu seinem Teamkollegen keinen Stich setzen. Im Duell mit Albon blieb er genauso chancenlos wie in den letzten beiden Jahren gegen George Russell. Dazu kam noch eine peinliche Niederlage gegen Ersatz-Pilot Nyck De Vries beim Italien-GP.

Nicholas Latifis Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles0
Ø Ergebnis18,6
Ø Rückstand auf Teamkollegen+ 0,588
Siege im Quali-Duell1

Nicholas Latifi im Qualifying: Auf eine Runde sah Latifi selten Licht gegen Albon und konnte nur selten überhaupt aus eigener Kraft andere Piloten hinter sich halten. Alex Albon enteilte ihm mit durchschnittlich über einer halben Sekunde pro Runde. Einen Lichtblick gab es jedoch: Bei der verregneten Qualifikation in Großbritannien sorgte Latifi für den ersten und bis dahin einzigen Q3-Einzug von Williams. Es blieb aber die einzige Qualifying-Niederlage, die er Albon zufügen konnte. In der restlichen Saison blieb ihm sogar ein Q2-Einzug verwehrt. Dazu kamen noch Unfälle wie etwa in Saudi Arabien oder in Australien.

Nicholas Latifis Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien0
Punkte2
WM-Platz20
Ø Zielankunft15,6
Beste Zielankunft9
Ausfälle5

Nicholas Latifi im Rennen: Im Rennen lief es selten besser als im Qualifying. Die Pace im Vergleich zu Alex Albon und auch zu Nyck De Vries bei dessen Gaststart in Monza war einfach nicht vorhanden. Vor allem zu Saisonbeginn hatte Latifi mit der neuen Fahrzeug-Generation und dem schwierig zu kontrollierenden Williams Probleme.

Der Reifenverschließ, der bei Williams 2022 sowieso schon ein Problem war, fiel bei Latifi umso höher aus. Auch im Rennen leistete er sich peinliche Unfälle, wie etwa beim GP in Saudi Arabien oder in Singapur, wo er Guanyu Zhou in der ersten Runde in die Wand bugsierte und in der Folge selbst ausschied. Die einzigen Punkte erreichte Latifi passenderweise beim verkürzten Chaos-GP in Japan, was vor allem auf ein gelungenes Boxenstopp-Timing seines Teams zurückzuführen ist.

Sein wohl schlechtestes Rennen nach dem Saudi-Arabien-GP, lieferte Latifi in Italien ab. Nicht nur wurde er Ersatzpilot Nyck De Vries bei dessen erstem Grand-Prix-Start gebügelt, Latifi schaffte es auch nicht mit einem punktefähigen Auto überhaupt in die Nähe der Top 10 zu kommen und landete schließlich auf P15.

Nicholas Latifis Entwicklung: Latifi startete in die Formel-1-Saison mit viel Ballast aus letztem Jahr. Nach seinem Abu-Dhabi-Unfall, der mitentscheidend für die WM war, musste er viel Hass und sogar Todesdrohungen einstecken. Als Ausrede für seine schlechten Leistungen zu Saisonbeginn wollte Latifi das aber nicht verwenden.

Denn auch in das neue Jahr startete Latifi mit mehreren Kollisionen und peinlichen Ausrutschern. Im Laufe der Saison konnte er diese Crashes zwar größtenteils abstellen und den Zeitrückstand zu Albon marginal verringern, mit über fünf Zehntel auf eine Qualifying-Runde war dieser aber dennoch beträchtlich.

Nicholas Latifis Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote4,35 (20.)
Redaktionsnote4,33 (20.)
Lesernote4,37 (20.)
......
Bestes RennenJapan (2,32 - 6.)
Schlechtestes RennenSaudi-Arabien (5,26 - 20.)

Das sagt Nicholas Latifi: "Meine Zeit in der Formel 1 war sehr charakterbildend, aber gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich diese drei Jahre hatte. Andere Fahrer würden töten, um ein Formel-1-Rennen fahren zu können, ich hatte drei Saisonen in der F1. Es war natürlich hart, ich gehe mit dem Gefühl, dass ich mehr erreichen wollte. Ich wäre gerne geblieben und hätte mich und das Team gerne verbessert, aber es hat nicht funktioniert. Jetzt fokussiere ich mich auf das nächste Kapitel"

Das sagt MSM: So sehr man Nicholas Latifi auf menschlicher Seite im Paddock vermissen wird, so wenig Tränen wird man dem Ende der professionellen Formel-1-Karriere des Kanadiers nachweinen und zwar nicht nur weil damit ein reiner Paydriver aus dem Sport verschwindet, sondern vielmehr weil er leistungsmäßig überhaupt nie in der Formel 1 hätte sein sollen. Wer in der Formel 2/GP2 über vier Jahre benötigt, um sich durchzukämpfen, hat seinen Platz in der Königsklasse nicht verdient. Drei Jahre lang bekam er die Möglichkeit einen Gegenbeweis dazu zu liefern, drei Jahre lang misslang ihm dies. 2022 machte er verglichen mit dem Vorjahr sogar noch einen Schritt zurück.