*** Fünftes von acht Rennwochenenden in der DTM-Saison 2022 auf der 3,629 Kilometer langen Kurzanbindung des Nürburgrings. Rennen Nummer 89 und 90 auf dem Eifel-Kurs in der Geschichte der DTM. Nächste Veranstaltung in zwei Wochen im belgischen Spa-Francorchamps (09.-11. September 2022)

*** Nürburgring-Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Sheldon van der Linde (Schubert-BMW), 2. Kelvin van der Linde (Abt-Audi), 3. Ricardo Feller (Abt-Audi), 4. Maximilian Götz (Winward-Mercedes), 5. Lucas Auer (Winward-Mercedes), 6. Philipp Eng (Schubert-BMW), 7. Nick Cassidy (AF-Corse-Ferrari), 8. Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW), 9. Rene Rast (Abt-Audi), 10. Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes)

*** Nürburgring-Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Luca Stolz (HRT-Mercedes), 2. Dennis Olsen (SSR-Porsche), 3. Lucas Auer (Winward-Mercedes), 4. Kelvin van der Linde (Abt-Audi), 5. Maximilian Götz (Winward-Mercedes), 6. Nico Müller (Rosberg-Audi), 7. Thomas Preining (Bernhard-Porsche), 8. Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes), 9. Sheldon van der Linde (Schubert-BMW), 10. Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW)

*** Sheldon van der Linde verlässt den Nürburgring als neuer Gesamtführender in der DTM-Meisterschaft 2022. Der Schubert-BMW-Pilot sammelte in der Eifel insgesamt 30 Punkte und war hinter Bruder Kelvin (33 Punkte) der erfolgreichste Fahrer des Wochenendes. Mirko Bortolotti ging komplett leer aus, belegt aber immerhin Platz 2 in der Tabelle mit 89 Punkten - 21 Zähler hinter Sheldon van der Linde. Neuer Gesamtdritter ist Lucas Auer mit 85 Punkten vor Rene Rast (81 Punkte, nur 2 am Nürburgring)

*** Sheldon und Kelvin van der Linde gelang mit den Plätzen 1 und 2 Historisches: Nie zuvor standen in der DTM zwei Brüder ganz oben auf dem Podium. "Ich lasse ein Poster vom Podest machen und hänge es in der Wohnung auf", kündigte der ältere der beiden, Kelvin, an.

*** Sheldon und Kelvin legten am Sonntagmorgen nach und erzielten im Qualifying eine Brüder-Doppelpole. Eine Hundertstelsekunde trennte die beiden Südafrikaner. Bereits 2021 auf dem Lausitzring gab es eine Van-der-Linde-Startreihe 1, damals ebenfalls mit Sheldon vor Kelvin auf der Pole.

*** Der Rennausgang damals verlief weniger glücklich: Kelvin verpasste das Podium als Vierter wegen eines zwischenzeitlichen Motorenaussetzers. Sheldon, noch in Diensten von ROWE Racing im BMW M6 GT3, musste sich nach einer Strafe mit Platz neun begnügen. Verrückt: Am Nürburgring-Sonntag erzielten sie exakt die gleichen Plätze!

*** Was am Samstagabend kaum jemand mitbekam: Ricardo Feller musste kurz um seinen Podestplatz bangen! Wie Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen erfuhr, war sein Abt-Audi bei den Checks geringfügig untergewichtig. Die Äbte wiesen die Verantwortlichen darauf hin, dass aufgrund von Kollisionen Teile am Audi R8 im Parc Ferme fehlten. Diese Feststellung reichte den Stewards, die akzeptierten, dass die fehlenden Teile ans Auto angebracht werden durften. Damit entsprach der Abt-Audi wieder dem Reglement.

*** Der in Brachbach, 130 Kilometer vom Nürburgring entfernt, lebende Luca Stolz feierte am Sonntag seinen ersten Sieg in der DTM und den ersten Saisonsieg seines Teams HRT-Mercedes mit Sitz am Nürburgring. Den Ring kennt der 27-jährige AMG-Fahrer Stolz aus der Westentasche: "Manchmal ist der Nürburgring super, manchmal auf Mist. Ich fahre hier etwa zehnmal pro Jahr, das ist meine Lieblingsstrecke, trotz der Kurzanbindung."

*** Für Aufsehen sorgte Rene Rast nach seinem frühen Ausfall am Sonntag in Folge einer Kollision mit David Schumacher. Während des Rennens schimpfte der dreifache DTM-Champion unter anderem: "Die Verhaltensweise der Fahrer hier hat nichts mit professionellem Fahren zu tun. Manche sollten erst mal in die Nachwuchsserien, um Erfahrung zu sammeln. Es gibt keinen Respekt, man lässt sich keinen Platz. Es wird einfach alles durchgehen gelassen. Jeder macht, was er will. Wie ein kleiner Hundehaufen. Es macht keinen Spaß mehr! Es muss einfach härtere Strafen geben, damit sich die Jungs und Mädels an die Regeln halten."

*** Am Freitag hatte Motorsport-Magazin.com die seltene Gelegenheit, auf Einladung des Sportlichen Ausrichters AvD und des stellvertretenden Renndirektors Oliver Grodowksi das 2. Freie Training der DTM direkt aus der Race Control zu verfolgen. Ein 'Augenzeugenbericht' zu unserem Erlebnis folgt in Bälde

*** Maro Engel und Nick Cassidy erhalten wegen Vergehen im Sonntagsrennen jeweils eine Strafversetzung um 5 Plätze in der Startaufstellung für das nächste Rennen, an dem sie teilnehmen. Eine solche Strafe hatte bereits Mirko Bortolotti nach seinem Samstags-Crash mit Felipe Fraga um den Sieg kassiert

*** Felipe Fraga wurde nach einem ohnehin gebrauchten Wochenende mit 0 Punkten (Ausfall und P12) auch noch im Nachgang vom Sonntagsrennen disqualifiziert. Sein AF-Corse-Ferrari entsprach nicht der BoP. Bei der technischen Untersuchung kaum heraus, dass häufiger als erlaubt der Ladedruck (Low Overboost) überschritten wurde. Fragas Team AF Corse hatte nach eigener Aussage das Fahrzeug nach dem Brand auf dem Lausitzring neu aufgebaut und war so kurzfristig fertig geworden, dass keine Zeit mehr für ausgiebige Tests gewesen sei. Ferrari vermutet einen Fehler im Turbosystem

*** Die Balance of Performance wurde zweimal am Wochenende angepasst, nach dem 1. Rennen und nach dem 2. Qualifying. Insgesamt waren die BoP-Änderungen überschaubar. Der Audi R8 LMS GT3 erhielt 2 Mal je 5 Kilogramm. Der Ferrari 488 GT3 musste zunächst 15 Kilo einladen und durfte am Sonntag wieder 5 Kilogramm ausladen. Der Porsche 911 GT3 R erhielt nach dem ersten Rennen 5 Zusatz-Kilos. Beim BMW wurde nur der Ladedruck um 0,054 bar verkleinert und der Lamborghini Huracan GT3 musste nach Rennen 1 zusätzliche 20 Kilogramm einladen

*** Theo Oeverhaus geht mit seinem Gaststart im Alter von 17 Jahren als jüngster Fahrer in die Geschichtsbücher der DTM ein. Im BMW M4 GT3 von Walkenhorst belegte der gebürtige Osnabrücker in beiden Rennen den 19. Platz. Weil er am Sonntag als einziger Fahrer während der Safety-Car-Phase nicht den Pflicht-Boxenstopp absolvierte, sammelte er sogar wenige Führungsmeter - und sorgte für ein leichtes Chaos beim Re-Start... Anstrengend: Oeverhaus startete am Wochenende auch noch in der Rahmenserie DTM Trophy!

*** Wegen starken Nebels fiel fast der gesamte Samstag auf dem Nürburgring flach, nur das DTM-Rennen ging mit reichlich Verspätung doch noch über die Bühne. Neuer DTM-Rekord: Vom geplanten Start um 13:33 Uhr bis zur Zieldurchfahrt des Siegers, BMW-Schubert-Pilot Sheldon van der Linde, um 18:15 Uhr vergingen sage und schreibe 4:42 Stunden

*** DTM-Fans konnten das Rennen nicht im TV bei ProSieben schauen. Der Privatsender begann die Übertragung wie gewohnt um 13:00 Uhr, startete um 15:11 Uhr einen weiteren Anlauf und musste schließlich auf den Livestream im Internet verweisen. Wegen all der Wirrungen gab es auch hier einige Ausfälle

*** Weil das Qualifying am Samstag wegen des Wetters ersatzlos gestrichen werden musste, war laut Reglement der Stand in der Fahrer-Meisterschaft ausschlaggebend für die Startaufstellung. Somit startete der Gesamtführende Mirko Bortolotti vor Sheldon van der Linde, Rene Rast und Nico Müller

*** Über diese Regelung wurde im Fahrerlager eifrig diskutiert. Ist es fair, den bestplatzierten Fahrer in der DTM-Tabelle die besten Startplätze zu geben? DTM-Boss Gerhard Berger, immer auf Renn-Action bedacht, mit einem Grinsen zu Motorsport-Magazin.com: "Die stehen komplett falsch rum! Ich hätte den Letzten auf Pole gestellt. Dann hätten wir genau das, was wir wollen: Spannendes Racing und einen noch spannenderen Meisterschaftsverlauf."

*** Apropos Berger: Der frühere Formel-1-Pilot feierte am Samstag seinen 63. Geburtstag. Berger und die DTM luden am Vorabend ausgewählte Medienvertreter zum gemeinsamen Abendessen und informellen Plausch ein. Glückwunsch auch an Maro Engel, der am Samstag 37 Jahre alt wurde

*** Das Qualifying am Sonntag war eine brutal enge Kiste auf der 3,629 Kilometer langen Kurzanbindung: Die Top-6 lagen innerhalb einer Zehntelsekunde, die Top-18 innerhalb von drei Zehnteln und 26 der 28 Autos waren weniger als eine Sekunde auseinander.

*** Während der langen Unterbrechung am Samstag sorgte Rene Rast für beste Unterhaltung und hielt die Fans mit einem ewig langen Instagram-Live bei der Stange. Der dreifache Meister wanderte durch die Startaufstellung, diverse Boxen und Team-Trucks, gab nebenbei Autogramme und beantwortete Fragen. Die Fans dankten es mit vielen Likes

*** Schöne Aktion: Alle Tagesticket-Inhaber am Samstag konnten sich wegen der vielen ausgefallenen Sessions an der Tageskasse eine Freikarte für den Sonntag inklusive Zugang zum Fahrerlager kostenlos abholen. Die ITR veröffentlicht keine Zuschauerzahlen, doch zumindest am Sonntag wirkten die Tribünen gut gefüllt, obwohl die Formel 1 parallel im nahe gelegenen Spa-Francorchamps gastierte

*** Die Rennleitung hatte am Nürburgring Unterstützung von einem, der sich mit den unsteten Witterungsbedingungen in der Eifel bestens auskennt: Walter Hornung, langjähriger Rennleiter des 24h-Rennen Nürburgring auf der Nordschleife, war als 'Clerk of the Course' eingeteilt

*** Apropos Nordschleife: Die DTM wird 2023 trotz einiger Gerüchte und Wünsche offenbar keine Rennen auf der berühmtesten Rennstrecke der Welt austragen. DTM-Boss Gerhard Berger winkte ab: "Wir kommen in den Verhandlungen nicht richtig vorwärts. Es wäre ein Traum und etwas, das ich mir für die DTM wünschen würde, auch für die Fahrer. Allerdings braucht man auch die Rennstrecke dazu, die die Möglichkeiten bietet. Und da sind wir nicht so richtig vorwärts gekommen."

*** Robin Frijns, der zwischen 2018 und 2020 bei 56 Rennen für Audi 3 Siege und 18 Podestplätze erzielte, war am Ring zu Gast. Der Niederländer drückte Abt Sportsline die Daumen. Mit dem Rennstall aus Kempten und seinem alten DTM-Teamkollegen Nico Müller geht Frijns 2023 in der Formel E an den Start. "Zu Beginn wird es vielleicht ein bisschen schwierig, weil ein paar Leute noch etwas rostig sind. Aber wenn die Stimmung passt, wird alles gut."

*** Der von den DTM- und Forme-E-Übertragungen bekannte Reporter und Moderator Matthias Killing absolvierte am Ring erstmals einen Gaststart im BMW M2 Cup. Das erste Rennen fiel wegen des Wetters flach. Am Sonntag fuhr Killing bei seinem allerersten Autorennen lange und mit Respektabstand in der Führungsrunde, bevor er kurz vor Schluss unglücklich ausfiel