Drittes Rennwochenende der DTM-Saison 2023 auf dem Norisring in Nürnberg (07.-09. Juli). Vor 102.000 Zuschauern am Wochenende gewinnen Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) und Thomas Preining (Manthey-Porsche) die Saisonrennen Nummer fünf und sechs bei Temperaturen von bis zu 34 Grad. Porsche-Werksfahrer Preining reist als Tabellenführer zum nächsten DTM-Event auf dem Nürburgring (04.-06. August 2023), sein Manthey-Team führt die Teamwertung an. In der Hersteller-Meisterschaft liegt Porsche ebenfalls an der Spitze.

*** Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Sheldon van der Linde, 2. Rene Rast, 3. Dennis Olsen, 4. Lucas Auer, 5. Ayhancan Güven, 6. Mirko Bortolotti, 7. Maro Engel, 8. Ricardo Feller, 9. Marco Wittmann, 10. Laurin Heinrich ***

*** Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Thomas Preining, 2. Rene Rast, 3. Sheldon van der Linde, 4. Mirko Bortolotti, 5. Kelvin van der Linde, 6. Dennis Olsen, 7. Laurin Heinrich, 8. Ayhancan Güven, 9. Maro Engel, 10. Luca Stolz ***

*** DTM-Champion Sheldon van der Linde gelang mit 45 Punkten die beste Ausbeute am Norisring. In der Gesamtwertung belegt der Südafrikaner den zweiten Platz hinter Spitzenreiter Thomas Preining, der 33 Zähler sammeln konnte. Rene Rast erzielte mit 43 Punkten die zweitmeisten aller Fahrer auf dem Stadtkurs. In der DTM-Tabelle ist der dreifache Meister trotz des ausgelassenen Rennwochenendes in Zandvoort auf den siebten Platz vorgerückt ***

*** BMW und Porsche waren die klar dominierenden Marken am Norisring: Mit insgesamt 143 Punkten (BMW: 81, Porsche 62) errangen die beiden Hersteller mehr Zähler als alle weiteren Marken zusammengerechnet (125 - Mercedes-AMG: 39, Lamborghini 37, Audi 31, Emil-Frey-Ferrari 18) ***

DTM 2023: Tabelle nach 6/16 Rennen (Top-5)

Pos.FahrerTeamPunkte
1Thomas PreiningManthey-Porsche88
2Sheldon van der LindeSchubert-BMW78
3Ricardo FellerAbt-Audi61
4Maro EngelLandgraf-Mercedes61
5Franck PereraSSR-Lamborghini60

*** Eine lebensbedrohliche Aktion selbsternannter Klima-Aktivsten überschattete das Rennen am Sonntag. Mehrere Personen hatten Tore aufgebrochen, sich illegal Zugang zur Strecke verschafft und laut eigenen Angaben "orange gefärbtes Öl" auf den Asphalt gekippt. Nach einer Auseinandersetzung musste ein Streckenposten mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei- und Sicherheitskräfte konnten die 'Klima-Kleber' - 13 Personen waren involviert - zügig in Gewahrsam nehmen, sodass das DTM-Rennen mit 12 Minuten Verspätung begann ***

*** Lokalmatador Marco Wittmann, der bei seinem zehnjährigen Norisring-DTM-Jubiläum frenetisch von den Zuschauern auf der Steintribüne mit Bannern und Plakaten gefeiert wurde, verurteilte die Stör-Aktion aufs Schärfste: "Wenn bei dieser Aktion und an dieser Stelle etwas passiert wäre, hätte es zu einer Katastrophe kommen können. Am Bremspunkt, der hoffentlich nicht bewusst für diese Aktion gewählt wurde, fahren wir mit 260 bis 270 km/h. Wenn es gefährlich wird, sind solche Proteste inakzeptabel. Das sollte jedem Aktivisten klar sein. Wollt ihr, dass es Tote gibt?" ***

*** Der ADAC weiß um die Dringlichkeit des Umweltschutzes und hat am Norisring noch einmal nachgelegt: Am Wochenende kam ausschließlich 100-prozentiger Ökostrom zum Einsatz (inklusive des einen oder anderen Spannungsausfalls). Dazu passend: Die meisten Rennwagen fahren mit Kraftstoff, der zu 50 Prozent aus erneuerbaren Komponenten besteht. Schon 2024 könnte der Anteil auf 100 Prozent ansteigen. Kostenlose Wasserspender zur Plastikreduzierung und im Ticketpreis einbegriffene Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel kamen gut an bei den Besuchern ***

*** Nach dem Sonntagsrennen kam es zu einem überraschenden Protest von SSR Performance gegen den Manthey-Grello von Sieger Thomas Preining. Der Rennstall aus München argumentierte, dass die Schultergurte im Porsche 911 GT3 R nicht regelkonform gewesen seien, weil sie mit Klebeband und Kabelbindern fixiert worden seien. Die Sportkommissare wiesen den Protest mit der Begründung der Legalität des Systems ab. In der DTM-Geschichte hatte es zuvor nur höchst selten Proteste von Teams gegen einen anderen Bewerber gegeben ***

*** Neben den Kosten für den Protest wurde SSR Performance mit 5.000 Euro Geldstrafe zur Kasse gebeten. Lambo-Pilot Franck Perera nutzte Reifen aus dem Freien Training, die er im Qualifying oder Rennen nicht hätte nutzen dürfen. Da kein Wettbewerbsvorteil bestand und ein Fehler des Teams klar erkennbar war, verzichteten die Sportkommissare auf einen Wertungsausschluss ***

*** Viel lieber öffnete SSR Performance beim Heimrennen des eigenen Teams sowie von Teambesitzer Stefan Schlund die Kassen für eine Grill-Party am Samstagabend, gewidmet den rund 200 Streckenposten am Norisring. Die unverzichtbaren Helfer freuten sich in der SSR-Hospitality - stilecht als 'Hütt'n' errichtet - über Bratwurst und ein kühles Bier. "Das hat echten Seltenheitswert und ist eine wirkliche Wertschätzung", bedankte sich ein Streckenposten ***

*** SSR Performance begrüßte beim Sonntagsrennen auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König in der Vorzeige-Teamgarage. Der Stadtobere: "Die Box ist so sauber, da kann man vom Boden essen." ***

*** Apropos Bürgermeister: Die DTM soll auch unter dem neuen Banner des ADAC künftig auf dem Norisring gastieren. Eine Vertragsverlängerung um drei Jahre steht im Raum, nachdem für 2023 ein Short-Term-Agreement vereinbart wurde. ADAC-Motorsportchef Thomas Voss zu MSM: "Der Norisring gehört für mich zur DTM. Am Ende muss man das Ganze natürlich auch wirtschaftlich betrachten." Mit Kosten von bis zu 1,4 Millionen ist das Norisring-Event das teuerste im gesamten DTM-Rennkalender ***

*** Eine Zukunft haben soll auch das ADAC GT Masters, das am Norisring erstmals dieses Jahr im Rahmenprogramm der DTM gastierte. ADAC-Motorsportchef Thomas Voss ist zuversichtlich, dass die Starterzahlen für 2024 wieder ansteigen. In Nürnberg gingen nur 10 Teams an den Start. Salman Owega/Elias Seppänen (Landgraf-Mercedes) und Jannes Fittje/Nico Menzel (Huber-Porsche) gewannen die beiden Rennen ***

*** Ein unschöner Vorfall ereignete sich im Rahmenprogramm beim Prototype Cup Germany (LMP3). Der 30-jährige Rumäne Alex Cascatau verunfallte beim Samstagsrennen in der Aufwärmrunde und schlug heftig in die Leitplanken ein. Bei Untersuchungen im Krankenhaus wurden laut Cascatau zwei Wirbelbrüche festgestellt. Er befand sich außer Lebensgefahr und ist zuversichtlich, das Krankenhaus in Bälde verlassen zu können ***

*** Schon am Freitag hatte es im Training der DTM Classic böse gekracht. Steffan Irmler verunfallte mit seinem Opel Kadett E GSi 2.0 (Schätzwert 150.000 Euro), das früher von Kissling Motorsport eingesetzte DTM-Auto fing Feuer und musste aufwendig gelöscht werden. Irmler soll nach ersten Vermutungen einen Schulter- oder Schulterblatt-Bruch erlitten haben ***

*** Glimpflicher davon kam Abt-Audi-Pilot Ricardo Feller. Der Schweizer zog sich im DTM-Sonntagsrennen Brandwunden am linken Fuß zu, weil sein Bremspedal immer heißer wurde. Unter Schmerzen überquerte der Meisterschafts-Dritte die Ziellinie als 14. und sammelte damit sogar Punkte ***

*** Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde erlebte am Samstag beim Sieg seines Bruders Sheldon ein eigenes Drama: Auf dem Weg zum sicheren Podestplatz löste sich ein kleiner Magnet am Lenkrad seines Audi R8 LMS GT3, der für die Impulse zum Hochschalten zuständig ist. 'KVDL' blieb im zweiten Gang stecken und musste das Rennen fünf Minuten vor dem Ende aufgeben. "Das war so ein Zwei-Euro-Teil", ärgerte sich der Südafrikaner, der am folgenden Sonntag mit P5 sein bestes Saisonergebnis erreichte ***

*** Abt Sportsline aus Kempten feierte am Norisring ebenfalls sein Heimrennen. Sportmarketingchef Harry Unflath begrüßte fast 200 Gäste, darunter Ex-Fußball-Nationalspieler Thomas Helmer, die Damen-Mannschaft des 1. FC Nürnberg und die heimischen Ice Tigers Juniors sowie Ex-Rennfahrer Daniel Abt ***

*** David Schumacher und Audi wurden an diesem Wochenende keine Freunde. Am Samstag kollidierte der Winward-Mercedes-Pilot mit Luca Engstler (Engstler-Audi) und bekam eine zumindest diskussionswürdige 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt, die ihn aus den Punkterängen bugsierte. "Frechheit", schimpfte Schumacher. Am Sonntag brummten ihm die Sportkommissare dann noch eine 5-Platz-Gridstrafe fürs nächste Rennen in Folge einer Kollision mit Patric Niederhauser (Attempto-Audi) auf. David: "Das nehme ich auf meine Kappe." ***

*** Der Norisring als 'Place to Be': Branchengrößen wie Franciscus van Meel (Geschäftsführer der BMW M GmbH), Christoph Sagemüller (Leiter Mercedes-AMG Motorsport) oder Rouven Mohr (Chief Technical Officer von Lamborghini) haben wir im Fahrerlager entdeckt, dazu Führungskräfte aus der deutschen Zuliefererbranche wie den Schaeffler-Aufsichtsratsvorsitzenden Georg F. W. Schaeffler und Schaeffler-Vorstandsmitglied Matthias Zink ***

*** Auch die Motorsportchefs der Hersteller gaben sich die Ehre - obwohl die DTM ja eigentlich Kundensport ist... Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, BMW-Motorsportchef Andreas Roos, Audi-Motorsportchef Rolf Michl und Lamborghini-Motorsportleiter Giorgio Sanna waren am Wochenende vor Ort ***

*** Ein am Donnerstag vor dem Rennwochenende anberaumtes Hersteller-Meeting auf Einladung des ADAC mit den involvierten Parteien soll positiv verlaufen sein, wie wir hören. Bei der Ausrichtung für die kommenden DTM-Jahre sei man sich weitestgehend einig gewesen, heißt es von unterschiedlichen Stellen ***

*** Reifenhersteller Pirelli stattet schier unzählige Rennserien, darunter die Formel 1 und die weltweiten SRO-Serien, mit seinen Produkten aus. Seit dieser Saison zählt auch die DTM zum Portfolio - und Pirelli erlebte auf dem Norisring eine seltene Streckenpremiere. Matteo Braga, Manager Circuit Activities bei Pirelli, zu MSM: "Wir hatten im Vorfeld keine Daten über den Norisring und konnten nicht viel simulieren. Der Streckenbelag war aber gutmütig für die Reifen und es traten trotz der Hitze keine Probleme auf." Die Einführung eines Mindest-Luftdrucks für die Reifen bleibt aber ein Thema für die Zukunft. Wolfgang Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pirelli Deutschland, war ebenfalls zu Gast am Norisring ***

*** Der frühere Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld besuchte das DTM-Wochenende auf dem Norisring und befand sich in Begleitung seines früheren Mahindra-Teamchefs aus der Formel E, Dilbagh Gill. Der Inder durfte zudem eine Runde im Audi R8 GT2 von DTM-Partner Schaeffler mit Markus Winkelhock am Steuer drehen. Gill und Heidfeld arbeiten derzeit am Aufbau einer Nachwuchsserie mit elektrischen Formel-Autos, die schon 2024 im Rahmen unterschiedlicher Rennserien debütieren könnte ***

*** Die bei den Besuchern für Selfies heiß begehrten YouTube-Stars von 'PietSmiet' (2,94 Mio. Abonnenten) haben wir in der Startaufstellung getroffen. Weitere Promis am Norisring: Malle-Kultsänger Peter Wackel, Leopold Prinz von Bayern, Koch Jannis Alexandridis von 'The Taste', Nürnberg-Trainer Cristian Fiel oder Lars Soutschka, der ehemalige Geschäftsführende Vorstand des ADAC e. V. SRO-Boss Stephane Ratel überreichte zudem einen DTM-Pokal ***

*** Apropos DTM-Pokal: Die große Meisterschafts-Trophäe wurde erstmals am Freitagabend bei der traditionellen MotorSport Lounge von B&M Marketing präsentiert. Beim beliebten Branchentreff direkt am Dutzendteich konnten die versammelten DTM-Fahrer einen Blick auf den rund 20 Kilo schweren Pokal werfen, der innerhalb von drei Wochen per Handarbeit in Italien gefertigt wurde ***

*** Am Samstagvormittag luden die Vereinigung der Sportsponsoringanbieter (VSA) und der ADAC zur Talkrunde "50 Jahre Sportsponsoring. Alles andere ist Werbung" am Norisring ein. DTM-Legende Bernd Schneider, der ehemalige Motorsportchef von Mercedes-Benz Norbert Haug, Head of Sportsponsoring BWT Anna Grubeck sowie der Leiter Partnerschaften, Kooperationen und Sponsoring beim ADAC Kay Langendorff und die VSA-Geschäftsführerin Inka Müller Schmäh präsentierten ihre Erkenntnisse. Haug: "Werbung kann man kaufen, den Reiz eines Sieges aber nicht." ***

*** Die BMW M GmbH nutzte das DTM-Wochenende, um im Fahrerlager den brandneuen BMW X1 M35i xDrive zu präsentieren, der ab November in Deutschland angeboten wird ***