*** Nico Müller feierte am Sonntag seinen ersten DTM-Sieg unter dem GT3-Reglement. Auch für das dreifache Meister-Team Rosberg-Audi war es der erste Sieg seit 2020. Mit seinem elften Triumph in der DTM zog Müller mit dem heutigen GRT-Teammanager Manuel Reuter und Paul Di Resta gleich, die ebenfalls elf DTM-Rennen gewannen

*** Ergebnis zum Sonntag-Rennen (Top-10): 1. Müller (Rosberg-Audi), 2. Fraga (AF-Corse-Ferrari), 3. Bortolotti (GRT-Lamborghini), 4. Wittmann (Walkenhorst-BMW), 5. Götz (Winward-Mercedes), 6. Kelvin van der Linde (Abt-Audi), 8. Vanthoor (SSR-Porsche), 8. Sheldon van der Linde (Schubert-BMW), 9. Feller (Abt-Audi), 10. Engel (GruppeM-Mercedes)

*** Vorteil Müller: Durch seinen frühen Ausfall im Samstags-Rennen konnte sich der zweifache DTM-Vizemeister einen frischen Reifensatz für den Sonntag aufsparen. Angesichts der Reglementierung ein nicht zu unterschätzender Vorteil: "Mein erster Qualifying-Run auf frischen Reifen gab mir Vertrauen und eine Referenz, um beim zweiten Run das Maximum zu geben. Der neue Reifensatz war auch ein Vorteil im ersten Renn-Stint." Der Zweitplatzierte Felipe Fraga hatte das gleiche Reifen-Kontingent zur Verfügung wie Müller.

*** Nach 2/16 Rennen führt Mirko Bortolotti durch zwei dritte Plätzen und 5 Zusatz-Punkten aus dem Qualifying die Gesamtwertung mit 35 Punkten an. Pole-Setter und Sonntags-Sieger Nico Müller (Ausfall am Samstag) ist Zweiter mit 28 Zählern, auf P3 mit 25 Punkten liegt Samstags-Sieger Lucas Auer (Ausfall am Sonntag)

*** Erster Podestplatz in der DTM für Felipe Fraga. Die DTM kann sich als Bonus über mediale Reichweite in seiner Heimat Brasilien freuen. Der AF-Corse-Pilot: "Augusto Farfus war früher ein Superstar in der DTM, jeder kennt die Serie in Brasilien. In Brasilien drehten die Fans durch, als ich meinen DTM-Einstieg bekanntgegeben habe. Das hat man auch bei meinen Social-Media-Zahlen gesehen!"

*** Für Fragas Teamkollege Sebastien Loeb bleibt die DTM unterdessen ein einmaliger Ausflug. Laut dem neunfachen Rallye-Weltmeister - P16 am Samstag, P18 am Sonntag - seien keine weiteren Einsätze geplant. DTM-Kollegen zogen den Hut, wie Bortolotti: "Mit meinem Teamkollegen Rolf Ineichen habe ich das Rennen vom Samstag ausgewertet, er fuhr hinter Loeb. Der war super-konstant und hat fast keine Fehler gemacht. Er kämpfte und pushte und wollte das Maximum."

*** Fun Fact am Rande: Falls Loeb doch noch einmal zurückkehren sollte, wird er 'herzlich' mit einer Grid-Strafe empfangen! Weil er am Sonntag öfter als erlaubt gegen die Track-Limits verstieß, kassiert er für sein nächstes DTM-Rennen eine Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung. Glück für Nachfolger Nick Cassidy: Die Strafe ist Fahrer- und nicht Startnummer-abhängig.

*** Apropos Strafen: Für einige Teams wurde der Sonntag teuer. GRT musste 7.500 Euro blechen, weil das Team zum zweiten Mal in Folge bei einem der Lamborghini nicht das Feuerlösch-System aktiviert hatte. Am Samstag waren bereits 5.000 Euro Strafe fällig. Robert Magin, Vorsitzender der Sportkommissare DTM, zu Motorsport-Magazin.com: "Die Strafe für ein nicht funktionierendes Feuerlöschsystem sollte für ein Team einen hohen Erinnerungswert haben, erst recht, wenn es wie an diesem Wochenende gleich zweimal passiert."

*** Etwas günstiger kam Esmee Hawkey davon. Die Britin von T3-Motorsport musste 1.000 Euro zahlen, weil sie eine Balaclava nutzte, die nicht mehr dem gültigen Standard entsprach. Am Samstag musste bereits Winward-Mercedes 2.500 Euro zahlen, weil David Schumacher mit nicht zugelassenen Schuhen fuhr

*** Den Spruch des Wochenendes lieferte Nicki Thiim, der nach seinem Ausfall am Sonntag über den stark lädierten Lamborghini in typischer Thiim-Manier feixte: "Ich freue mich für die Fans, nächste Woche gibt's bestimmt einen billigen Lamborghini im Aldi-Katalog! Ich will hier aber nicht rumheulen wie ein kleines Mädchen. Für die Fans soll die Show gut sein, alles andere ist Nebensache!"

*** Wir haben bei T3-Motorsport-Teamchef Jens Feucht nachgefragt, der den Schaden an Thiims deutlich ramponierten GT3-Huracan auf rund 70.000 Euro bezifferte - ohne zunächst zu wissen, ob die Technik auch was abbekommen hat: "Nicki wurde völlig schuldlos von Ineichen und Preining getroffen."

*** Im TV nicht zu sehen war der Auslöser für den Ausfall des von P5 gestarteten Luca Stolz, der am Samstag aufs Podest gefahren war. Nach dem Rennen war lediglich die Sprache von einer Kollision mit einem Wettbewerber. Wir wissen: Dabei handelte es sich ausgerechnet um Mercedes-Markenkollege und Stolz' langjährigen Teamkollegen, Maro Engel (GruppeM-Mercedes). Stolz schlitzte sich beim Kontakt den rechten Vorderreifen auf. Für den frühen Ausfall verantwortlich war ein Schaden am Lenkgetriebe des HRT-Mercedes

*** Am Samstag verfolgten 350.000 Zuschauer den DTM-Saisonauftakt bei ProSieben, was einem Marktanteil von 3,8 Prozent entspricht. In der Zielgruppe der 14-49-Jährigen erreichte der Privatsender 130.000 Zuseher mit einem ordentlichen Marktanteil von 6,0 Prozent. Beim anschließenden Formel-E-Rennen in Monaco schalteten insgesamt noch 280.000 Zuschauer ein bei einem Marktanteil von 2,7 Prozent (Zielgruppe: 130.000 Zuschauer mit 5,3 Prozent). Das DTM-Sonntagsrennen sahen ebenfalls 350.000 Zuschauer (Marktanteil: 3,1 Prozent) gesamt und in der Zielgruppe 130.000 (4,4 Prozent Marktanteil)

*** Vor Ort war die Anzahl der Zuschauer erwartungsgemäß überschaubar. "Das haben wir gewusst", sagte DTM-Boss Gerhard Berger am Sonntagmorgen. "Wir wollten uns international etwas ausbreiten. Die DTM tut sich im Süden Europas sehr schwer, das gilt auch für Italien und Spanien. Für die Fahrer ist Portimao super, aber im TV bringt die Strecke nicht so viel Action rüber."

*** Am Sonntag ging es unheimlich eng zu im Starterfeld: Sowohl im Qualifying als auch im Rennen belegten Autos von fünf unterschiedlichen Marken die ersten fünf Plätze - nur Porsche fehlte. Im Qualifying waren Pole-Setter Nico Müller und David Schumacher auf Platz 24 nur 0,876 Sekunden voneinander getrennt

*** Für den Sonntag erfolgte eine weitere Anpassung der BoP, um möglichst große Chancengleichheit im Starterfeld mit den sechs Marken herzustellen. Der Lamborghini Huracan musste 10 Kilogramm Ballast zuladen, beim Audi R8 LMS GT3 Evo 2 und dem Mercedes-AMG GT3 wurden je 5 Kilo draufgepackt. Beim Porsche 911 GT3 R und beim BMW M4 GT3 gab es keine Veränderungen im Vergleich zum Samstag

*** Bereits nach dem Trainings-Freitag durften die Porsche von KÜS Team Bernhard (Preining) und SSR Performance (Vanthoor, Olsen) 25 Kilo ausladen und waren im Anschluss mit dem absoluten Mindestgewicht von 1.275 Kilogramm unterwegs

*** SSR-Teammanager Mario Schuhbauer zu Motorsport-Magazin.com: "Das Team hat bei unserem ersten DTM-Start 2022 in Portimao einen sehr, sehr guten Job gemacht. Wir haben viel Energie und Zeit in die Fahrzeugvorbereitung gesteckt. Dementsprechend wurde dies leider nicht belohnt. Wir würden uns freuen, beim nächsten DTM-Event auf dem Lausitzring deutlich konkurrenzfähiger zu sein."

*** BMW muss wie Porsche noch auf den ersten Podestplatz in der DTM 2022 warten. Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) scheiterte nach seinem Ausfall am Samstag im Sonntags-Rennen als Vierter knapp. "Weil wir beim M4 von Marco einen Leistungsverlust festgestellt haben, wurde der Motor ausgebaut und getauscht", sagte Walkenhorst-Teammanager Niclas Königbauer zu Motorsport-Magazin.com. Die Probleme am Samstag hätten nichts mit dem Unfall beim Test Mitte der Woche zu tun gehabt

*** Wittmann wurde im Sonntags-Rennen ganz schön heiß in seinem BMW M4 GT3. Den Grund erklärte der zweifache DTM-Meister selbst: "Ich bin ohne Klima gefahren! Ich glaube, ich habe einfach vergessen, sie einzuschalten. Die macht man ja gerne mal aus, weil man denkt, man hätte mehr Leistung. Ist so eine Kopfsache." Bei den BoP-Tests während der Hockenheim-Testfahrten musste die Klimaanlage übrigens verpflichtend eingeschaltet bleiben, um die Daten nicht zu verfälschen

*** Ähnlich heiß wurde es auch DTM-Debütant David Schumacher, der die Rennen auf den Plätzen 20 und 15 abschloss und im Anschluss lobende Worte von Winward-Teamchef Christian Hohenadel erhielt. Schumacher zu Motorsport-Magazin.com: "Ich plädiere dafür, eine Klimaanlage in unseren GT3-Autos zu installieren!"

*** Nachdem die MotoGP vor einer Woche in Portimao gastierte, sorgte BMW-Werksfahrer Eugene Laverty auch bei der DTM für ein wenig Zweirad-Flair: Der Superbike-Pilot übergab am Sonntag den Pokal für den zweiten Platz an Felipe Fraga