Es sollte eines der Alleinstellungsmerkmale der DTM unter dem neuen GT-Pro-Reglement sein: Nur Profi-Rennfahrer dürfen 2021 laut Serienchef Gerhard Berger antreten. Aber was definiert eigentlich einen professionellen Rennfahrer wie Rene Rast oder Marco Wittmann? Muss er einen Werksvertrag besitzen, so wie die aktuellen Piloten bei Audi und BMW, oder kann er selbst Sponsoren mitbringen?

"Das ist einfach die Frage, wie man einen Profi-Rennfahrer definiert", sagte Berger am Wochenende in einer Medienrunde. "Es gibt Fahrer, die absolute Profis sind und auch Geld in den Sport mitbringen. Davon können wir ein Lied singen auch in der Vergangenheit der Formel 1. Auch Ayrton Senna hat einen Sponsor mitgebracht in seinen Einstiegsjahren. Man sollte es nicht daran festmachen."

Doch irgendeine Regelung muss es geben, um klarzustellen, welche Fahrer in der DTM, die ab 2021 nicht mehr als Werkssport ausgetragen wird, antreten dürfen. Berger lieferte die Antwort auf diese Frage: "Das ist für mich ganz einfach. Fahrer mit einer FIA-Lizenz A oder B, die sind bei uns in der Meisterschaft zugelassen."

FIA-Lizenz A und B: Statt Erfolg zählt Erfahrung

Damit bezog sich Berger auf das FIA-Pyramidensystem, an dessen Spitze die Formel-1-Superlizenz steht. Direkt unter der Berechtigung, in der F1 anzutreten, sind die Lizenzen A und B angesiedelt. Dabei handelt es sich praktisch um 'Führerscheine', um in gewissen Rennserien antreten zu können. Ausschlaggebend zur Erlangung einer solchen Lizenz ist nicht der Erfolg, den ein Rennfahrer vorzuweisen hat, sondern vielmehr die Erfahrung.

Für die jeweilige Vergabe sind unterschiedliche Voraussetzungen notwendig. Ein konkretes Beispiel der FIA: Um in der FIA Formel 2 starten zu dürfen, benötigen die Fahrer eine A-Lizenz. Für den Antritt in der FIA Formel 3 reicht eine B-Lizenz.

In den regionalen Formel-3-Serien wird eine C-Lizenz benötigt, während in den FIA Formel-4-Einstiegsserien eine D-Lizenz ausreichend ist. In der aktuellen DTM, wo Fahrer von den Herstellern mit Werksverträgen ausgestattet wurden, muss ein Teilnehmer laut Sportlichem Reglement eine A- oder B-Lizenz vorweisen.

So bekommt man die A- und B-Lizenz

Die wichtigsten Voraussetzungen für die Erlangung einer A-Lizenz: Ein Fahrer muss zuvor eine B-Lizenz erworben haben. Er muss mindestens 14 Punkte in für die Superlizenz in Frage kommenden Rennserien erzielt haben. Das beinhaltet so ziemlich alle Rennserien weltweit von der Formel 2 bis hin zum Kartsport. Nationale Verbände haben obendrein die Möglichkeit, zusätzliche Punkte nach eigener Auffassung zu vergeben. Die 14 Punkte müssen also nicht zwingend ausschließlich über Rennergebnisse in den jeweiligen Serien erzielt werden. Außerdem muss der Fahrer mindestens 17 Jahre alt sein.

Um von der FIA eine B-Lizenz zu erhalten, gelten niedrigere Hürden. Der Fahrer muss bereits eine C-Lizenz (kurz: 10 Rennen gefahren, mindestens 15 Jahre alt) haben und an mindestens sieben nationalen oder internationalen Rennen teilgenommen haben; oder ohne eine vorhandene C-Lizenz mindestens zehn nationale oder internationale Rennen absolviert haben. Das Mindestalter für die B-Lizenz beträgt 16 Jahre, alle Lizenzen müssen bezahlt werden.

DTM-Material: Vom Werkfahrer bis zum Nachwuchspilot

Alle Fahrer, die diese Voraussetzungen erfüllen, dürfen demnach 2021 auch in der DTM antreten. Darunter fallen faktisch neben den bekannten Werksfahrern auch viele GT-Piloten mit einer gewissen Anzahl an Rennen sowie zahlreiche Nachwuchsfahrer aus dem Formel- und GT-Sport. Mit der geläufigen Definition, dass man für seine Arbeit bezahlt werden muss, um als Profi angesehen zu werden, hat das nicht viel zu tun.

Im ADAC GT Masters, der nationalen Konkurrenzserie zur DTM, gelten ebenfalls Einstiegshürden. Laut Reglement müssen die Fahrer im Besitz einer FIA-Lizenz der Stufe A, B oder C sein.

Lizenz nicht gleich Einstufung

Die FIA-Lizenz ist unabhängig von der FIA-Fahrer-Kategorisierung zu betrachten. Bei diesem System steht nicht die Erfahrung, sondern der tatsächliche Erfolg im Vordergrund. Die FIA ordnet Piloten hier in unterschiedliche Kategorien wie Platin, Gold oder Silber ein.

In den GT3-Serien, in denen sich zwei Fahrer einen Rennwagen teilen, dient dieses System zur Einstufung: Zwei Platinum-Fahrer würden mit mehr Zusatzgewicht starten als etwa eine Platin-Gold-Kombination. Das soll für einen ausgeglicheneren Wettbewerb sorgen. In der GT-Pro-DTM kommt dieses System nicht zum Einsatz, da jedem GT3-Auto nur ein Fahrer zugeteilt ist.