Überraschende Worte in Spielberg: Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko schlug am Rande des DTM-Wochenendes in Österreich auffallend positive Töne mit Blick auf die Tourenwagenserie an. Das klang zu Beginn der Saison noch anders, als sich Red Bull nach vielen Jahren als Sponsor von Mattias Ekström und bei BMW komplett aus der DTM zurückgezogen hatte.

Als Begründung nannte der Österreicher damals, dass sich kein Fahrer aufgedrängt hätte, der in Ekströms Fußstapfen hätte treten können. Was Marko damit meinte, liegt klar auf der Hand und wurde schon von vielen Seiten kritisiert. Es fehlen echte Typen in der DTM, welche mit Ecken und Kanten, die kein Blatt vor den Mund nehmen und offen ihre Meinung sagen.

"Ich will keinem DTM-Fahrer zu nahe treten, aber auf der Straße erkennt sie doch kein Mensch. Das ist wahrscheinlich auch ein Fehler der Hersteller, die mehr Wert auf ihre Markenpolitik legen, obwohl der Zuschauer den Fahrer als Hero sehen will", meinte Marko. "Dann erst käme das Produkt." Bezüglich des Engagements bei BMW, wo Red Bull den M4 DTM des zweimaligen DTM-Champions Marco Wittmann 2016 und 2017 gebrandet hat, wäre einfach die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht aufgegangen.

Laut Marko plane Red Bull nicht, 2019 in die DTM, in der sich der Brausehersteller von 2002 bis 2017 engagiert hat, zurückzukehren - darüber hinaus erscheint ein Comeback jedoch durchaus realistisch. "Fürs kommende Jahr ist da mal nichts vorgesehen", sagte Marko bei Sat.1. "Aber generell ist das ein Thema. Und mit der Arbeit, die Gerhard (Berger, DTM-Chef) leistet, ist der Sport wieder attraktiver und damit ganz klar ein Punkt, der für ein erneutes Engagement von Red Bull spricht."

"Helmut Marko und ich ticken bezüglich der sportlichen Ausrichtung einer Rennserie gleich. Wenn es um Themen wie Performance-Gewichtung, sumpfige Reglement oder Absprachen geht - sowas interessiert uns alles nicht. Wir wollen echten Motorsport machen", betont Berger, unter dessen Leitung sich die DTM in die richtige Richtung entwickelt.

Wieder einmal könnten sich seine Anstrengungen und hervorragende Kontakte bezahlt machen. "Ich bin ein Freund von Gerhard und wie man im Hintergrund hört, gibt es schon einige Ansätze, dass Mercedes ersetzt wird", sagte Marko hinsichtlich des Ausstiegs des Stuttgarter Autobauers zum Saisonende.

Ansätze, bei denen Red Bull eine tragende Rolle spielen könnte: Seit geraumer Zeit wird der Getränkehersteller mit dem schon seit Monaten kolportierten DTM-Engagement von Aston Martin in Verbindung gebracht. Beide Unternehmen arbeiten bereits in der Formel 1 und beim Bau eines Supersportwagens zusammen. Kommt der britische Autobauer tatsächlich in die DTM, erscheint ein Einstieg gemeinsam mit Red Bull sinnvoll.

Eine Kollaboration mit Aston Martin ist die offensichtliche Variante, die spekuliert wird. Aber: Das Unternehmen von Dietrich Mateschitz muss sich um Optionen keine Sorgen machen. Das Engagement einiger werksunterstützter Privatteams ab der DTM-Saison 2019 ist quasi beschlossen - und diese Teams, zu denen auch die EKS-Truppe von Mattias Ekström gehört, benötigen finanzstarke Sponsoren.

Marko machte kein Geheimnis daraus, dass die DTM - auch dank Bergers Arbeit - bei Red Bull wieder auf dem Radar ist. Was er in Spielberg sah, gefiel Marko jedenfalls: "Ich habe selten ein Rennen gesehen, wo sechs Autos in einer derartigen Staffelung auf eine Kurve zurasen. Die Berechtigung und der Bedarf (für die DTM; d.Red.) sind sicher da."

Was Marko ebenfalls gefallen dürfte, ist der Sensations-Plan, von dem Motorsport-Magazin.com vor knapp drei Wochen exklusiv berichtet hatte: Es gibt konkrete Überlegungen, dass 2019 sechs unterschiedliche Hersteller bei DTM-Events an den Start gehen. Neben Audi und BMW sind Honda, Lexus und Nissan mit ihren GT-500-Rennwagen aus der japanischen Super GT ebenso im Gespräch wie Aston Martin, die vor dem geplanten Werkseinstieg 2020 schon erste Testrennen absolvieren könnten.