Es ist schon ein wenig kurios: Mercedes hat sich bereits zwei der drei Meisterschaften in der DTM-Saison 2018 gesichert, und auch mit Titel Nummer drei - dem prestigeträchtigsten - sieht es gut aus: Paul Di Resta führt die Fahrerwertung vor seinem Mercedes-Markenkollegen Gary Paffett an. Aber: Alle reden derzeit nur von Serienrennsieger Rene Rast - und diversen Mercedes-Fehlern bei Boxenstopps.

Vor dem Saisonfinale in Hockenheim vom 14. bis 16. Oktober steigt der Druck auf den Autobauer aus Stuttgart. Trotz der Meisterschaften in der Hersteller- und Teamwertung: Verliert Mercedes den Fahrertitel tatsächlich noch auf der Zielgeraden der vorerst letzten Saison im Tourenwagensport, wäre das der GAU.

Mercedes-Teamchef Uli Fritz warnt davor, kurz vor Schluss die Nerven zu verlieren und besinnt sich stattdessen auf die eigenen Stärken. "Ich warne ausdrücklich davor, jetzt alles schlecht zu reden oder sich in irgendeine Negativspirale zu begeben", so Fritz nach dem letzten Rennwochenende in Spielberg. "Wenn man sich gerade die Herstellerwertung anschaut, dann muss man sagen, dass wir dieses Jahr dominiert haben."

Fritz: Leider an Boden verloren

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Mercedes fuhr den Hersteller-Titel vorzeitig auf dem Red Bull Ring ein, liegt mit 865 Punkten an der Spitze der Wertung. Der Vorsprung auf BMW beträgt 302 Zähler, auf Audi sind es sogar 382. Fritz: "Natürlich haben wir uns alle über die Titelgewinne gefreut. Aber die wichtigste Trophäe in der DTM ist nun mal der Fahrertitel. Und im Kampf um diesen haben wir leider Boden verloren."

Eine nicht unberechtigte Sorge: Rene Rast könnte Di Resta und Paffett beim Finale größere Probleme bereiten als gewünscht. Zwar hat der amtierende Champion 30 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Di Resta, doch angesichts der starken Verfassung von Rast und auch Audi könnte es wirklich eng werden.

Rückschläge gehören dazu

Mit seinen vier Siegen in Folge am Nürburgring und in Spielberg hat Rast eine erstaunliche Aufholjagd hingelegt. Der Audi-Champion erzielte in den letzten vier Rennen 106 Punkte. Di Resta kam im gleichen Zeitraum auf 43 Zähler, bei Paffett waren es 48. "Das lag zum einen daran, dass Audi in den letzten Rennen immer stärker wurde, zum anderen aber an unserer eigenen Leistung", sagte Fritz. "Aber solche Rückschläge gehören zum Sport."

Die absolute Dominanz der ersten Saisonhälfte hat Mercedes zwar eingebüßt, doch noch immer sind die Titelfavoriten Di Resta und Paffett mehr als konstant unterwegs. Di Resta tat sich in den letzten vier Qualifyings schwer, sicherte sich am Nürburgring aber einen Podestplatz und in Spielberg insgesamt 24 Punkte. Paffett startete zweimal aus der ersten Reihe und fuhr ebenso oft aufs Podest.

"Wir haben mit Paul und Gary zwei Mercedes-AMG Motorsport DTM-Fahrer auf den ersten beiden Positionen der Meisterschaftswertung, kommen mit einem Punktevorsprung nach Hockenheim und das schaffst du in der DTM nicht, wenn es im Team nicht funktioniert", bekräftigte Fritz und stellte sich zudem vor die HWA-Boxencrews, die zuletzt einiges an öffentlicher Kritik wegen diverser Patzer einstecken mussten.

Mercedes-Plan: Alles Negative abschütteln

Audi-Power hin oder her: Die Chancen für Mercedes, auch den dritten Titel nach Hause zu bringen, stehen gut. Rast muss 30 Punkte bei zwei verbleibenden Rennen und insgesamt 56 noch zu holenden Punkten aufholen - und das im 'Mercedes-Land' Hockenheim. 2017 holte er einen Rückstand von 21 Punkten auf Audi-Rivale Mattias Ekström auf und schnappte sich in letzter Sekunde die Meisterschaft.

Fritz' Ansage deshalb vor dem packenden Finale: "Dass wir uns wieder auf unsere Stärke konzentrieren und alles Negative abschütteln. Abgesehen davon, werden wir genauso fokussiert weiterarbeiten wie bisher. Wir wollen das Triple perfekt machen - und dazu gehört auch der Fahrertitel. Das steht außer Frage."