Hat Mattias Ekström in seinem allerletzten Rennen der DTM das schönste Abschiedsgeschenk beschert: eines der besten Rennen in der Geschichte der Tourenwagenserie? Der Schwede hatte zumindest einen kleinen Anteil daran, dass es am Sonntag in Hockenheim zu einem epischen Duell zwischen Rennsieger Timo Glock und Gary Paffett kam.

Ekström wechselte als letzter aller Fahrer seine Reifen. Bevor er in Runde 22 schließlich zum Boxenstopp abbog, machte er sich vor dem zu diesem Zeitpunkt Führenden Glock etwas breiter als es nötig gewesen wäre. Dadurch konnte Verfolger Paffett zumindest etwas aufschließen und sich ein wahnsinniges Duell mit dem BMW-Piloten liefern.

"Erst habe ich innerlich geflucht, aber eigentlich müssen wir uns bei Mattias bedanken, sonst wäre der Kampf so nicht zustande gekommen", sagte Glock, der nicht den Eindruck hinterließ, sich über Ekström zu ärgern. Dazu gab es nach diesem epischen Fight mit versöhnlichem Ausgang schließlich auch keinen Grund.

Glock über die Situation mit Ekström: "Als ich meinen Freund Mattias Ekström in weiter Ferne gesehen habe, war klar, dass ein Payback kommen wird zum letzten Rennen, das wir hier gefahren sind (Saisonfinale 2017;d.Red.). Da habe ich ihn nicht kampflos überholen lassen und das hat er heute auch nicht gemacht."

Glock meinte, dass sich Ekström an diesem Sonntag gegen ihn mehr zur Wehr gesetzt hätte als es bei Paffett der Fall war. "Das hat er clever umgesetzt", sagte der frühere Formel-1-Fahrer. "Gary hat er schön vorbeigewinkt, mir hat er das Leben etwas schwerer gemacht. Dadurch ist Gary ins DRS-Fenster gekommen und dann ging der Kampf los. Wie bei zwei Boxern, die sich pausenlos Haken verpassen, aber keiner zugeben will, dass er kurz vor dem K.o. steht."

DTM Hockenheim I 2018: Highlights vom 2. Rennen (02:42 Min.)

Ekström hinterließ bei seinem großen Abschiedswochenende nicht den Eindruck, dass er wirklich das Renngeschehen zu Gunsten von Audi beeinflussen wollte. Im Fokus stand vielmehr ein würdiger Abschied des zweifachen DTM-Meisters aus der DTM. Eine anschließende Debatte über mögliche Strategie wäre einem Fahrer wie Ekström nicht würdig gewesen.

Deshalb war am Ende sogar Audi-Motorsportchef Dieter Gass froh, dass Glock als Sieger aus dem Rennen hervorging. "Alles, was wir nicht wollten, war, in irgendeiner Form Einfluss aufs Renngeschehen zu nehmen", sagte Gass zu Motorsport-Magazin.com. "Deshalb muss ich sagen: Ich bin froh, dass Timo gewonnen hat. Dann kommt später auch niemand zu mir und sagt: 'Wegen euch haben wir das Rennen verloren'.

Gass war Glocks Sichtweise zur Situation mit Ekström nicht einverstanden, räumte aber ein, dass sie von außen betrachtet nicht unbedingt geschickt wirkte. "Ich gebe zu, dass es nicht schön aussah. Ich habe mir auch Sorgen gemacht, dass da was passieren könnte. Aber wenn ich mir die Zeiten anschaue: Glock hatte in der Runde, bevor er auf Mattias aufgelaufen ist, 0,3 Sekunden auf Paffett verloren. Vorher 0,7 Sekunden, dann 0,4. Da soll mir bitte keiner erzählen, dass das einen Einfluss aufs Rennen hatte."

Gass konnte Glocks Reaktion zwar nachvollziehen nach einem solch aufregenden Rennen samt Sensations-Finish, mahnte aber: "Da muss der Timo auch mal die Emotionen ein bisschen außen vorlassen und sich auf die Fakten konzentrieren. Die Emotionen nach so einem Rennen verstehe ich aber natürlich. Wir alle haben ein geiles Rennen gesehen, da braucht man auf so einer Situation nicht rumzuhacken."

Gleichzeitig erklärte Gass den Grund, warum Ekström so lange mit seinen alten Reifen fuhr, bevor er spät auf einen frischen Satz wechselte: "Es war teilweise auch dadurch bedingt, dass Robin (Frijns;d.Red.) und Mattias noch draußen waren und in der Box am gleichen Galgen. Wir haben ja auch keinen Teamfunk. Den Fahrer schnell reinrufen kann man also nicht so einfach. Und die Runde, in der Mattias hätte reinkommen müssen, um aus dem Weg zu gehen, war der Stopp von Frijns."