Die DTM lebt! Beim Sonntagsrennen in Hockenheim erlebten die Zuschauer einen packenden Fight um den Sieg. In einem extrem engen Zweikampf über viele Runden hinweg schenkten sich Timo Glock und Gary Paffett nichts - Kollisionen inklusive. Das Ras-an-Rad-Duell gewann schließlich Timo Glock, der sich trotz beschädigtem Auto erfolgreich gegen Samstagssieger Paffett behaupten konnte. In den Schlusssekunden des Rennens quetschte sich Mike Rockenfeller an Paffett vorbei und holte den zweiten Platz.

"Das war das verdammt noch mal beste Rennen in meinem Leben", funkte Glock nach dem Überqueren der Ziellinie. "Hey Mercedes, bleibt in der DTM!"

Aus dem Zweikampf Glock/Paffett wurde in den letzten Minuten des Rennens sogar ein echter Dreikampf. Wahnsinn: Plötzlich mischte auch Joel Eriksson voll mit - der Rookie von BMW in seinem erst zweiten DTM-Rennen. Eriksson, von Platz drei gestartet, attackierte den fast doppelt so alten Paffett beherzt, schaffte das entscheidende Überholmanöver aber nicht.

Rockenfeller aus dem Nichts aufs Podest

Das verschaffte Mike Rockenfeller praktisch aus dem Nichts die Möglichkeit, um das Podium zu kämpfen. Von Startplatz neun hatte sich der frühere Champion herangeschlichen und hing in den letzten Runden plötzlich Eriksson im Heck. Rockenfeller gelang das Überholmanöver für Platz 3! Doch das reichte Rocky noch nicht: Der Audi-Pilot schnappte sich kurz vor Schluss auch noch Paffett und damit den zweiten Platz. "Das war heute eines der coolsten Rennen", sagte Rockenfeller.

Trotzdem sorgte Ericsson mit Platz vier für eine absolute Überraschung. Der 19-Jährige war zu Beginn der Saison als Vize-Meister der Formel 3 EM in die Tourenwagenserie aufgestiegen. Loic Duval, DTM-Rückkehrer Pascal Wehrlein, Champion Rene Rast und Bruno Spengler komplettierten die Top-8 eines der spannendsten Rennen der letzten Jahre.

Zum Abschied trug die Mannschaft von Ekström noch einmal ein spezielles Schwedentrikot, Foto: Motorsport-Magazin.com
Zum Abschied trug die Mannschaft von Ekström noch einmal ein spezielles Schwedentrikot, Foto: Motorsport-Magazin.com

Ekström verabschiedet sich mit Donuts

Großer emotionaler Moment: Mattias Ekström ging zum allerletzten Mal in der DTM an den Start. Der Schwede hatte seine DTM-Karriere nach dem letztjährigen Finale beendet. Um sich gebührend von seinen Fans zu verabschieden, kehrte er in Hockenheim als Gaststarter zurück. In seinen beiden Rennen ging er in einem Testträger von Audi als siebtes Auto der Ingolstädter an den Start.

In beiden Rennen tat sich Ekström nicht leicht und landete auf den hinteren Plätzen. Am Sonntag überquerte einer der größten DTM-Fahrer aller Zeiten die Ziellinie auf Platz 16. Der würdige Abschied inklusive Donut-Arie nach Rennende von seinen Fans und vielen Mitgliedern aus der DTM-Familie stand aber klar im Vordergrund.

Insgesamt bestritt Ekström in 17 Jahren 197 DTM-Rennen. Mit den beiden Titeln, 23 Siegen, 20 Pole Positions, 18 schnellsten Runden im Rennen und 1.219 Punkten ist er der erfolgreichste Audi-DTM-Pilot aller Zeiten.

Glock dankt Ekström

Diskutabel: Ekström blockierte den Führenden Glock kurz vor seinem späten Boxenstopp etwas, sodass Paffett Boden gutmachen konnte. Glock über Ekström: "Ich war wahrscheinlich auf seiner schwarzen Liste. Ich hab mir kurz davor schon gedacht, dass da was kommt. Und so kam es auch. Aber wir müssen ihm danken, denn dadurch kam es zu dem geilen Rennen."

Von der Pole gelang Timo Glock auch der Sieg, Foto: BMW AG
Von der Pole gelang Timo Glock auch der Sieg, Foto: BMW AG

Das sagen Glock, Rockenfeller und Paffett

Timo Glock: "Das war unglaublich geiler Motorsport. Mercedes soll sich wirklich noch mal überlegen ob sie aussteigen wollen. Das war geiler Tourenwagensport! Paffett hat hart gekämpft, war aber fair. Unfassbar! Das war das geilste Rennen, was ich jemals gefahren bin."

Mike Rockenfeller: "Gestern wäre für mich mehr drin gewesen. Wir lagen nach dem Boxenstopp auf Platz vier, aber dann sind die Reifen eingegangen. Das war für heute das Ziel, das Setup zu ändern, damit die Reifen besser halten. Über den Kampf an der Spitze habe ich mich gefreut, denn jedes Überholmanöver der beiden bedeutete, dass ich näher ran kam. Mein zweiter Reifensatz war nicht optimal, daher hat das sehr geholfen. Am Ende gab es noch einen schönen Vierkampf."

Gary Paffett: "Das war unglaublich! Wir hätten uns zu jedem Zeitpunkt denken können, dass wir uns mit Platz 2 zufriedengeben, damit die Autos hinter uns nicht aufholen. Aber wir sind um den Sieg gefahren. Das war das beste Rennen, das ich jemals gefahren bin. Der ganze Kampf war es wert."

So lief das Sonntagsrennen in Hockenheim

Die Startaufstellung: Timo Glock startete zum fünften Mal in seiner DTM-Karriere von der Pole Position - und zum dritten Mal auf dem Hockenheimring. Der amtierende Champion Rene Rast komplettierte die erste Startreihe. Die große Überraschung des Qualifyings war BMW-Fahrer Joel Eriksson, der sich als Rookie für den dritten Startplatz qualifizierte.

Der Start: Schrecksekunde direkt beim Start, als Edo Mortara auf Startplatz vier kurz stehen blieb, aber Glück hatte, dass er vom folgenden Feld nicht erwischt wurde. Weit hinten kam zunächst auch Mercedes-Kollege Daniel Juncadella nicht vom Fleck. Lucas Auer erwischte von P5 einen Bombenstart und verbesserte sich auf die dritte Position - wegen eines Frühstarts wurde der Mercedes-Pilot aber mit einer 5-Sekunden-Boxenstoppstrafe belegt. Timo Glock verwaltete die Pole vor Hintermann Rene Rast, Paul Di Resta, Gary Paffett und Joel Eriksson.

Die Boxenstopps: Paul Di Resta machte aus der Spitzengruppe schon in Runde 10 den Auftakt der Boxenstopps. Joel Eriksson und Audi-Pilot Nico Müller folgten als Nächste in der 12. Runde, um sich einen frischen Satz Reifen abzuholen. Timo Glock bog in Runde 14 in Führung liegend in die Boxengasse ab. Verfolger Gary Paffett reagierte und folgte eine Runde danach, blieb bei der Ausfahrt aber deutlich hinter dem BMW-Piloten.

Das Audi-Duo Rast/Rockenfeller entschied sich in aussichtsreicher Position, den Pflichtboxenstopp in der 17. Runde einzulegen. Der zu diesem Zeitpunkt Zweitplatzierte Pascal Wehrlein folgte in Umlauf 18, ebenso Jamie Green, der das Rennen wegen eines Betankungsproblems aus der Boxengasse aufgenommen hatte.

Lucas Auer bog in Runde 19 auf Platz 1 liegend zu seinem Reifenwechsel in die Box ab. Dabei saß der Österreicher seine 5-Sekunden-Strafe ab, die er wegen seines Frühstarts kassiert hatte. Weil auch der Reifenwechsel zu lange dauerte, büßte Auer einiges an Zeit ein.

Mattias Ekström legte seinen Boxenstopp als Letzter aller Fahrer in Runde 22 ein. Auf dem Weg dorthin fuhr Ekström bei einer Überrundung dem Führenden Glock vor der Nase herum.

Die Zwischenfälle: Das Mercedes-Duo Lucas Auer und Daniel Juncadella wurde wegen Frühstarts bestraft. Juncadella ärgerte sich, dass er von der Rennleitung über seine Boxenstoppstrafe nicht informiert worden war. Laut Reglement ist aber sein Team dafür verantwortlich.

Die Ausfälle: Ganz bitteres und kurzes Rennen für Edo Mortara, der sich als Vierter qualifiziert hatte. Der Mercedes-Pilot stotterte beim Start und fiel direkt weit zurück. Wenig später wurde der Grund klar: Sein Mercedes litt an Motorenproblemen. Mortara musste das Rennen schon in der ersten Runde beenden.