Sebastien Ogier könnte bei seiner Heimrallye den vierten Titel unter Dach und Fach bringen sowie in der ewigen Bestenliste mit den Finnen Juha Kankkunen und Tommi Mäkinen gleichziehen. Eine maximale Punkteausbeute auf Korsika reicht für diesen Coup jedoch nicht aus, Ogier ist auf die Schützenhilfe der verbliebenen sechs Konkurrenten um den Titel angewiesen.

Hinzukommt, dass Ogier seine Heimrallye seit 2013 nicht mehr gewonnen hat. In den letzten beiden Jahren war ausgerechnet Teamkollege Jari-Matti Latvala, der kein Asphaltspezialist ist, erfolgreich. "Nachdem Julien und ich in den vergangenen zwei Jahren nicht zum Zug gekommen sind, ist mein persönliches Ziel natürlich, endlich wieder eine gute Rallye Frankreich zu fahren und um den Sieg zu kämpfen", sagte Ogier. Auch wenn er den Titelgewinn immer im Hinterkopf habe, wolle er sich nicht darauf fokussieren.

Vielmehr hoffe er auf einen großartigen Kampf um den Sieg wie zuletzt bei der Rallye Deutschland. "Das kann auf jeden Fall passieren auf Korsika, denn das ist eine Rallye, bei der es keine wirklich großen Unterschiede durch die Startreihenfolge gibt. Die Strecken sollten recht sauber bleiben, man kann nicht wirklich cutten, denn überall sind Felsen", gab Ogier zu bedenken. Die Bedingungen seien demnach ziemlich stabil.

Auch die zu 70 Prozent erneuerte Route sorgt seiner Ansicht nach für ausgeglichene Verhältnisse. "Für mich ist es spannender, wenn wir alle ohne Erfahrung auf die Prüfungen gehen. Das ist wirklich Rallyefahren", sagte er in einer Presserunde im Rahmen der Eröffnung der Volkswagen-Sonderausstellung '50 Years of Excitement'. "Wir leben in einer Zeit, in der die Videos der Prüfungen für jeden verfügbar sind. Es scheint der neue Weg zu sein, dass junge Fahrer sich die Videos immer wieder ansehen. Ich weiß nicht, wie sehr sie es auswendig lernen, aber sie lernen dadurch sehr viel. Und Rallye fahren sollte so nicht sein. Ich mag es, wenn wir bei Null starten und uns an neue Bedingungen anpassen müssen."

Ogier freut sich über die stark veränderte Route, Foto: Volkswagen Motorsport
Ogier freut sich über die stark veränderte Route, Foto: Volkswagen Motorsport

Teamkollege Andreas Mikkelsen sieht auf Korsika eine weitere mentale Herausforderung. "Einfach Vollgas geben und nicht nachdenken - das wird bei dieser Rallye bestraft", erklärte er. "Ein Schlüssel wird meiner Meinung nach die erste Wertungsprüfung sein, auf der man aus dem Nichts heraus seinen Rhythmus für die gesamte Rallye finden muss." Gerade für ihn dürfte das nicht einfach werden, denn Mikkelsen räumte ein, dass er einen Wechsel aus kurzen und langen Prüfungen bevorzugt.

Auch wenn er aktuell in der Fahrerwertung Zweiter hinter Ogier ist, sieht er sich nicht als ernsthafter Konkurrent um den Titel. "Auch wenn in der Meisterschaft noch nichts entschieden ist, mein Blick ist aktuell eher nach hinten auf unsere Verfolger Paddon, Neuville und Jari-Matti gerichtet. Diesen Vorsprung gilt es mit einem Podiumsresultat zu vergrößern", betonte er.

Allein das wird kein einfaches Unterfangen, denn Latvala reist mit zwei Erfolgen bei der Rallye Frankreich in Folge - darunter beim Comeback der Rallye Korsika im vergangenen Jahr - an. "Ich mag es, auf dem Asphalt auf Korsika zu fahren. Der Untergrund ist sehr rau und teilweise auch etwas holprig. Die Kurven werden nicht so stark geschnitten. Dadurch kommt weniger Schmutz auf die Straße und das Griplevel ist konstant hoch. Ich mag solche Asphalt-Rallyes und entsprechend freue ich mich sehr auf Korsika", sagte er. "Die Strecken dort sind extrem kurvenreich, es gibt eigentlich keine Gerade von mehr als 150 Metern. Ich glaube, das kommt mir zugute."