Es ist Januar in Monaco. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Hoffnung liegt in der Luft. Hoffnung auf eine gute Saison, auf ein starkes Auto, eine tolle Performance und nicht zuletzt die Hoffnung auf den WM-Titel. Wohl niemand hat dieses Ziel so sehr vor Augen wir Jari-Matti Latvala. Unzählige Anläufe liegen hinter ihm, jedes Jahr aufs Neue ist er gescheitert. Doch der Finne gibt nicht auf.

Acht Monate später ist die bittere Wahrheit für den Volkswagen-Piloten Realität. Sein Teamkollege Sebastien Ogier ist Weltmeister. Zum vierten Mal. Im vierten Jahr hintereinander. Latvala ist zum vierten Mal in Folge geschlagen worden. Doch diesmal war es kein Kampf auf Augenhöhe. Es war kein Duell, es war eine Saison in verschiedenen Welten. Die niederschmetternde Bilanz für den Finnen vor den beiden abschließenden Rallyes der Saison 2016: Ein einziger Sieg, zwei weitere Podiumsplätze, zahlreiche Ausfälle und lediglich Rang sechs in der Gesamtwertung.

Nackenschlag Rallye Deutschland

Bei der Rallye Deutschland musste Latvala seinen WM-Traum 2016 endgültig aufgeben, Foto: ADAC Rallye Deutschland
Bei der Rallye Deutschland musste Latvala seinen WM-Traum 2016 endgültig aufgeben, Foto: ADAC Rallye Deutschland

Eine der härtesten Saisons seiner bisherigen Karriere, aber Aufgeben kam für den Finnen nicht infrage. Seinen Traum immer im Visier. Selbst als er von der Rallye Portugal mit 77 Punkten Rückstand auf Teamkollege Ogier abreiste, blieb Hoffnung bestehen. Bis zur verhängnisvollen ersten Prüfung der Rallye Deutschland, als er mit einem Getriebeproblem liegenblieb.

"In Finnland wurde ich Zweiter und es sah nicht mal so schlecht aus, was die Punkte anging. Aber als ich in Deutschland am ersten Tag diesen technischen Defekt hatte, war mir klar, dass es jetzt vorbei ist", sagte der Volkswagen-Pilot im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Von diesem Moment an lief für Latvala nichts mehr zusammen. Obwohl er bei der darauffolgenden Rallye auf Korsika ins Ziel kam, war er unglücklich. Das Setup stimmte seiner Meinung nach nicht, die Bremsen arbeiteten nicht wie erhofft und das Vertrauen in seinen Polo R WRC fehlte komplett.

Wendepunkt Spanien

Während sich der Finne nicht mehr in seinem Auto wohlfühlte, fuhren seine Teamkollegen Ogier und Andreas Mikkelsen von Top-Ergebnis zu Top-Ergebnis. Und plötzlich kam die Erkenntnis: Nicht das Auto, sondern der Fahrer war das Problem. Schon direkt nach der Rallye Frankreich begann dieser Gedanke in Latvala zu keimen, wirklich bewusst wurde es ihm am Auftakttag in Spanien.

"Als ich auf der Barcelona-Prüfung mit zwölf Sekunden Rückstand so schlecht begonnen habe, wurde mir klar, dass ich das Problem bin", gab er ehrlich zu. "Ich musste einen Schalter im Kopf umlegen, denn es war nichts falsch am Auto, sondern es lag am Fahrer."

Eine Feststellung, die schwer zu akzeptieren war und dennoch die Last von seinen Schultern nahm. "Manchmal muss man mit sich selbst kämpfen und es gibt Momente, in denen du einen konkreten Auslöser brauchst, um es zu verstehen. Ich musste eine wirklich schlechte Prüfung fahren, um zu realisieren, dass etwas mit mir nicht stimmt", analysierte der VW-Pilot. "Denn wenn du zu viel negative Energie in dir hast und alles andere bloß nicht dich selbst verantwortlich machst, es aber faktisch an dir selbst liegt, kannst du nie eine gute Performance abliefern."

Beweis bei der Rallye Großbritannien?

Jari-Matti Latvala hofft auf einen Sieg in Großbritannien, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hofft auf einen Sieg in Großbritannien, Foto: Sutton

Ein Wendepunkt in der Saison und ein gutes Omen für 2017? Zumindest sicherte sich Latvala nach dieser Erkenntnis den Sieg in der Powerstage bei der Rallye Spanien - seinen ersten in der Saison 2016. Nun zieht der Rallye-Zirkus weiter nach Wales. Bei der Rallye Großbritannien gab der heute 31-Jährige vor 14 Jahren sein Debüt. Seither stand er bei dieser Veranstaltung fünf Mal auf dem Podium und holte 2011 und 2012 den Sieg. Dort muss er zeigen, ob Spanien wirklich ein Wendepunkt war.