Ausgerechnet vor dem Saison-Höhepunkt in Le Mans schlagen die Polit-Debatten in der FIA WEC hohe Wellen. Wie Auto Motor und Sport im Laufe der vergangenen Woche enthüllte, zweifelt Porsche die Legalität von Toyotas LMP1-Boliden, dem TS050 Hybrid, an. Demnach hat das Weltmeisterteam beim Weltverband FIA und Le-Mans-Ausrichter ACO angefragt, den Toyota einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch erwartungsgemäß will man im Lager der Japaner nichts von illegalen Lösungen an seinem Auto wissen.

Porsche zweifelt Legalität von Toyotas LMP1 an: Darum geht's

Porsche glaubt, dass gewisse Lösungen des Toyota TS050 Hybrid für die Saison 2017 nicht dem aktuellen Reglement entsprechen. Dabei bezieht man sich vor allem auf die Heckpartie des deutsch-japanischen LMP1-Fahrzeugs, speziell auf den Diffusor. Dieser soll nicht den aktuellen Regeln, dem Geist des Reglements oder internen Absprachen zwischen den beiden LMP1-Herstellern entsprechen.

Das Heck des Toyota rückt in den Fokus, Foto: Toyota
Das Heck des Toyota rückt in den Fokus, Foto: Toyota

Auto Motor und Sport zitiert einen Team-Verantwortlichen von Porsche wie folgt: "Es ist richtig, dass wir eine Anfrage bei FIA und ACO bezüglich der aerodynamischen Lösungen bei Toyota gestellt haben." Teamchef Andreas Seidl wollte am Freitag in Spa gegenüber Sportscar365 keinen weiteren Kommentar zur Sache abgeben.

So reagiert Toyota auf die Angelegenheit

Bei Toyota indes zweifelt man absolut nicht daran, dass man sich mit seinem Fahrzeug innerhalb der aktuellen LMP1-Regeln bewegt. So stellte Technikdirektor Pascal Vasselon gegenüber den internationalen Medien am Freitag in Spa unmissverständlich klar: "Ich wüsste nicht ein einziges Teil, das man in Frage stellen könnte. Unser Auto ist absolut legal, da gibt es keine Diskussion. Es entspricht zu 120 Prozent den Regeln. Beim aktuellen Homologationsprozess können die FIA und der ACO nicht noch etwas in allerletzter Minute entdecken."

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Mehr als die Tatsache, dass Porsche eine Anfrage an FIA und ACO rausgeschickt hat, wisse man aber bei Toyota auch nicht, betonte Vasselon gleichzeitig. Toyotas Technikdirektor fasst die aktuellen Entwicklungen hinter den Kulissen aber auch als Kompliment für die eigene Arbeit auf: "Wenn so eine Sache auftaucht, ist das eine gute Nachricht, denn das bedeutet, dass unsere Aerodynamiker gute Arbeit geleistet haben."

Homologierungsprozess hat sich deutlich weiterentwickelt

Toyota sieht sich auf der sicheren Seite, da man die Weltverband von Anfang an in den Homologierungsprozess des neuen Boliden mit einbezog. "Wir beginnen mit dem Homologierungsprozess schon in der Konzeptionsphase des Autos. Beim Auto für dieses Jahr haben die Diskussionen bereits im Juli begonnen und wir hatten einige spezielle Meetings, um den Fortschritt des Autos zu überwachen und sicherzustellen, dass es legal ist. Im Moment sprechen wir sogar schon über die Legalität unseres Konzepts für das nächstjährige Auto", erklärt Vasselon. Vor einigen Jahren sah das noch anders aus.

Damals ließen sich Delegierte der FIA erst wenige Wochen vor Saisonstart blicken und checkten das Auto nur relativ kurz, wenn auch gründlich. In den Entwicklungsprozess des neuen Wagens war man jedoch nicht eingebunden. Laut Vasselon ließ das den Herstellern Spielraum für fragwürdige Entwicklungen: "Früher sind die Teams mit einem zweifelhaften Teil daher gekommen und haben gesagt 'Wir können das jetzt nicht mehr ändern', und die FIA musste es homologieren, da einfach die Zeit beim Prozess gefehlt hat."

Die aktuelle Lösung verhindert derartige Spielereien. Auch wenn ein Statement zu einem möglicherweise illegalen Toyota seitens FIA und ACO noch aussteht - bei den Japanern ist man überzeugt, dass der TS050 Hybrid den aktuellen LMP1-Regeln entspricht.