Sie haben in Silverstone beim Auftakt zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) die Maximalpunktzahl erreicht. Wie wichtig ist dieses Ergebnis?
Allan McNish: Es ist ein Vorteil, einen guten Start hinzulegen und früh viele Punkte zu sammeln. Der Doppelsieg war wertvoll für die Fahrer- und die Herstellerwertung. Und die Piloten, die ich als unsere möglichen Hauptkonkurrenten ansehe, sind auf Platz vier gelandet. Aber bei den nächsten Rennen erwarte ich einen viel härteren Wettbewerb.

Nach sieben Jahren im Team mit Dindo Capello gab es für Tom Kristensen und Sie einen neuen Teamkollegen. Wie war Ihr erster Start mit Loïc Duval?
Allan McNish: Mit Tom und Loïc nach dem ersten Lauf zu führen, ist eine perfekte Ausgangslage. Wenn man bedenkt, wie lange wir mit Dindo fuhren, haben Loïc, Tom und ich rasch zusammengefunden. Loïc kam ins Team, hat sich gut angepasst und ist sehr schnell. Bis Le Mans wird sich unsere Arbeit sicher noch ein wenig vertiefen. Man kann nicht in zwei Wochen dasselbe Verständnis erwarten wie nach sieben Jahren. Aber der beste Beginn einer neuen Partnerschaft ist einfach ein Sieg.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn der Tourist Trophy beim Heimspiel?
Allan McNish: Meine Familie und viele Freunde kamen zu Besuch. Etliche Streckenposten kenne ich, seit ich dort 1987 mein erstes Autorennen gefahren bin. Silverstone war für mich immer ein erfolgreiches Pflaster, und jetzt habe ich dort meinen vierten Sportwagen-Sieg eingefahren. Die RAC Tourist Trophy ist einer der bedeutendsten Motorsport-Pokale in Großbritannien. Er ist mehr als 100 Jahre alt und es sind viele große Namen darauf eingraviert - von Fahrern, aber auch von Marken. Zum Beispiel ist das erste Siegerauto, ein Arrol-Johnston von 1905, nur etwa einen Kilometer von meinem Elternhaus entfernt gebaut worden. Wolfgang Dürheimer, Vorstandsmitglied der AUDI AG und auch zuständig für den Motorsport, war stolz, dass er die Tourist Trophy mit nach Ingolstadt nehmen konnte.

Ihnen ist eine Premiere gelungen. Seit 2000 fuhren sie mit Unterbrechungen für Audi. Nun haben Sie zum ersten Mal mit einem quattro gewonnen. Ein emotionaler Moment?
Allan McNish: Ich fahre schon lange für Audi und habe viele technologische Neuerungen erlebt, von der Benzin-Direkteinspritzung TFSI bis zu den verschiedenen TDI-Motoren mit zwölf, zehn oder aktuell sechs Zylindern. Tom, Dindo und ich standen mehrfach kurz vor einem Sieg, haben mit dem R18 e-tron quattro aber nie gewonnen. Umso schöner war dieser erste Erfolg. Und es war hoffentlich nicht der letzte in diesem Jahr.