Weit weniger glamourös als andere Werke hat sich Aprilia Racing zwei Tage vor dem ersten Training in Australien vorgestellt. Die Message ist klar: Konzentration aufs Wesentliche. Und im Wesentlichen hat Aprilia Racing in den vergangenen Jahren den Jackpot geknackt: Seit der Rückkehr im Jahr 2010 holte Aprilia sieben von zehn möglichen Titeln, 2014 gelang erneut das Doppel von Fahrer- und Teammeisterschaft.

Trotzdem müssen auch beim erfolgreichsten Hersteller der letzten Jahre angesichts des MotoGP-Einstiegs Opfer gebracht werden; das Team hat die größte Restrukturierung seit dem Einstieg hinter sich. Weltmeister Sylvain Guintoli ist zu Pata-Honda abgewandert, Marco Melandri für die MotoGP abkommandiert worden. Somit blieb Romano Albesiano nur, zwei neue Fahrer zu verpflichten. Leon Haslam bekommt nun die Chance, seinen 2010 knapp (gegen Aprilia-Werksfahrer Max Biaggi) verpassten WM-Titel nachzuholen, Jordi Torres beeindruckte als Rookie bei den Tests.

Neues Paket auf Anhieb konkurrenzfähig

Im silbernen Kleid werden sich die beiden neuen Aprilia-Piloten 2015 präsentieren. "Anpassung" lautet angesichts der veränderten Situation das Zauberwort. Neben dem komplett neuen Fahrer-Lineup galt es auch, die Aprilia RSV4 für die neuen Regularien anzupassen, die insbesondere im Bereich der Elektronik Restriktionen vorsehen. "Manche Variablen können die Dinge auf dem Spielfeld verändern, aber wir haben hart gearbeitet, um uns drauf einzustellen", so Albesiano.

Die neuen Piloten schlugen sich bei den Testfahrten gut, Foto: Aprilia
Die neuen Piloten schlugen sich bei den Testfahrten gut, Foto: Aprilia

Leon Haslam soll mit seiner Erfahrung die Erfolgsgeschichte von Aprilia weiterschreiben. "Mein Ziel ist, diese Saison zu gewinnen, wie immer", strotzt er vor Selbstvertrauen. "Dieses Jahr bin ich mir absolut sicher, dass ich das bestmögliche Paket habe." Nach zwei durchwachsenen Honda-Jahren mit vielen Verletzungen war der Tapetenwechsel genau das, was der Engländer brauchte. "Zum ersten Mal komme ich ohne physische Probleme aus einer Winterpause", frohlockt der 31-Jährige. "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent Fitness, aber ich verbessere mich Tag für Tag und arbeite mit einem hochprofessionellen Team zusammen."

Jordi Torres bewies mit der drittschnellsten Zeit beim Test, dass ihm Umstieg aus der Moto2 keine Probleme bereitet. Albesiano will ihm trotzdem Zeit geben: "Die ersten Rennen werden für ihn sicher eine Herausforderung, aber ich glaube, dass er innerhalb kurzer Zeit in der Lage sein wird, unter die Besten zu kommen." Torres selbst will die Gelegenheit beim Schopf packen: "In einem Team zu fahren, das so oft gewonnen hat, ist eine Garantie. Alles ist neu für mich, sogar einige Strecken. Aber ich bin zuversichtlich. Ich verbessere mich Runde für Runde und kann es nicht abwarten zu zeigen, was ich drauf habe."

Weitere Stimmen vor dem Saisonstart

Andrea Petricca, Teamchef: "Leon und Jordi sind beide aufgeputscht und hochmotiviert. Sie waren von der RSV4 von Beginn an beeindruckt und wissen, dass sie das bestmögliche Material unter ihren Fingern haben. In den letzten Jahren hat Aprilia seinen ganzen Wert im Bereich der Motorrad-Serienderivate unter Beweis gestellt, aber das heißt nicht, dass wir jetzt spazieren gehen. Harte Arbeit und Konzentration sind fundamental, ebenso wie die Zusammenarbeit mit Partnern, die unser Superbike-Abenteuer unterstützen."

Dario Raimondi, Team-Koordinator: "Wir haben in den letzten Jahren viel gewonnen. Wir sind die Titelverteidiger, und das ist zum Glück ein positiver Druck, an den wir uns mittlerweile gewöhnt haben. Selbst das außergewöhnliche Finale in Doha letztes Jahr hat das gezeigt. Über den Winter haben wir sowohl daran gearbeitet, die neue Struktur auf bestmöglichem Wege zu implementieren, als auch die richtige Atmosphäre mit unseren Neuzugängen zu kreieren. Beide Fahrer haben bereits ein exzellentes Gefühl für das Motorrad und das Team entwickelt. Unsere Rivalen werden uns das Leben nicht leicht machen, aber wir haben alles am richtigen Ort, um auch 2015 eine große Rolle zu spielen."