Kein MotoGP-Sieg seit dem Deutschland-GP 2022, nur vier Podiumsplatzierungen 2023 und ein siebter Platz als bestes Resultat der ersten beiden Rennwochenenden 2024. Fabio Quartararo konnte mit Yamaha zuletzt ohne Zweifel immer seltener an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Zu sehr ist der Hersteller aus Iwata im MotoGP-Entwicklungsrennen ins Hintertreffen geraten. Dennoch verlängerte Quartararo seinen Yamaha-Vertrag vergangene Woche etwas überraschend um zwei Jahre. Nun erklärt der Weltmeister von 2021, wie ihn Yamaha trotz anderer Angebote vom Verbleib überzeugen konnte.

"Natürlich habe ich auch mit anderen Herstellern gesprochen", beginnt Quartararo, an dem speziell Aprilia starkes Interesse gezeigt haben soll. Anschließend fährt er fort: "Die Saison war bislang nicht einfach. In Portimao hatte ich dann aber ein großes Meeting mit dem Top-Management von Yamaha und zahlreichen Ingenieuren. Dabei ging es um das Projekt von jetzt bis zum Ende des Jahres, 2025 und 2026. Es werden einige interessante Dinge passieren, neue Leute werden kommen. Das Projekt wird rießig werden."

Bei Yamaha soll in Zukunft viel in das MotoGP-Projekt investiert werden, Foto: LAT Images
Bei Yamaha soll in Zukunft viel in das MotoGP-Projekt investiert werden, Foto: LAT Images

Großes Meeting in Portimao: Yamaha offenbart Quartararo Zukunftspläne

Nach dem Portugal Grand Prix Ende März war die Yamaha-Truppe noch einen Tag länger am Algarve International Circuit geblieben, um dort einen Privattest mit den beiden Stammpiloten Quartararo und Alex Rins abzuhalten. Der Test selbst entpuppte sich dabei als wenig nützlich, konnte aufgrund von schlechtem Wetter doch nur sehr wenig gefahren werden. Die unverhofft freie Zeit scheint Yamaha aber gut genutzt zu haben. "Meine Entscheidung, hier zu bleiben, ist in Portimao gefallen", bestätigt Quartararo diese Annahme.

Dort hatte 'El Diablo' zuvor eigentlich ein recht schweres Wochenende erlebt. Trotz gutem Qualifying war im Sprint nicht mehr als Platz neun möglich gewesen. Im Hauptrennen am Sonntag war der 'gute' siebte Rang dann vor allem den zahlreichen Stürzen besser platzierter Piloten zu verdanken und nicht der Yamaha-Performance. Auf Rennsieger Jorge Martin verlor Quartararo über die 25 Rennrunden mehr als 20 Sekunden. Anschließend hatte er klargestellt, dass es bei Yamaha derzeit nicht das eine große Problem gebe, sondern die Lage in Iwata vielmehr einer Großbaustelle gleiche.

Umso überraschender kam daher die Vertragsverlängerung nur fünf Tage später. "Ich habe in Portimao viele Informationen erhalten, die mich zum Bleiben verleitet haben. Yamaha will das Projekt neu aufleben lassen. Wir haben die Art und Weise, wie wir arbeiten komplett verändert", meint der Franzose. Tatsächlich war ihm die langsame, vorsichtige Arbeitsweise der Japaner schon länger ein Dorn im Auge, er forderte seit geraumer Zeit eine Anpassung an den schnellen, risiko- und erfolgreichen Stil der europäischen Werke. Das wird nun langsam umgesetzt. "Beim Sepang-Test hat eines der neuen Teile nicht funktioniert. Einige alte Ingenieure wollten es schon wieder rausnehmen, aber die neuen haben gesagt: 'Lasst es drin, wir bekommen das zum Arbeiten'. Und das haben wir dann auch geschafft", freut sich der elffache GP-Sieger.

2025 will Fabio Quartararo mit Yamaha wieder an der MotoGP-Spitze anklopfen, Foto: LAT Images
2025 will Fabio Quartararo mit Yamaha wieder an der MotoGP-Spitze anklopfen, Foto: LAT Images

Fabio Quartararo glaubt: 2025 viel häufiger vorne dabei!

Yamaha-Teamchef Lin Jarvis hatte diesen Sinneswandel im Yamaha-Lager bereits bei der Präsentation des neuen 2024er-Bikes Anfang Februar angekündigt. "Wir haben unsere Arbeitsweise verändert. Wir wussten, dass wir 'frisches Blut' brauchen. Daher haben wir einige wichtige Ingenieure von der Konkurrenz verpflichtet", erklärte er seinerzeit. In Massimo Bartolini konnte Ducatis Motorenchef abgeworden werden, zuvor war auch schon Marco Nicotra zu den Japanern übergesiedelt. Und in Zukunft werden wohl Weitere folgen. "Ich habe einige vertrauliche Infos, es wird groß. Yamaha investiert enorm in dieses Projekt", kündigt Quartararo an.

Trotzdem stellt sich natürlich die Frage, wie schnell sich die Veränderungen im Yamaha-Lager Auswirkungen auf die Performance auf der Strecke auswirken werden. "Die Ankunft von Massimo Bartolini [Ex-Ducati-Motorenchef, Anm.] hat uns einige gute Ideen verschafft. Aber wir können sie nicht so schnell umsetzen, wir brauchen Zeit", meint 'El Diablo'. Er will keinen Druck machen, ist aber zuversichtlich: "Ich denke, dass schon nächste Saison ganz anders werden wird. Ich weiß nicht wann, aber wird werden wieder an die Spitze zurückkommen. 2024 wird das nicht leicht, dafür haben wir etwas zu spät angefangen. In einer halben Saison werden wir aber erste Fortschritte sehen. Ich hoffe, dass wir dann nächste Saison viel häufiger vorne dabei sein können."