Jorge Martin hat im Sprint von Sepang zwei weitere Punkte gutgemacht und den Rückstand auf Weltmeister Francesco Bagnaia im MotoGP-Titelkampf auf 11 Zähler reduziert. Der Spanier wurde aber erstmals nach fünf Sprint-Siegen in Folge wieder geschlagen. Alex Marquez war der klar schnellste Mann. Für Martin war der Tag dennoch ein Erfolg. Längst ist der Fokus ein anderer: Es geht nurmehr gegen Bagnaia.

Martin froh: Bagnaia trotz Quali-Niederlage und schlechtem Start besiegt

Eigentlich verlief der Samstag für Jorge Martin zunächst bescheiden. Im Qualifying stürzte der Pramac-Pilot in der Schlussphase und musste so mitansehen, wie ihm Bagnaia in letzter Minute doch noch die Pole-Position entriss. Im Sprint ging es dann nicht viel besser los. Beim Start verlor der Spanier weitere zwei Positionen. Eigentlich war er zuletzt immer losgestürmt wie der Teufel. Er gab zu, dass die WM im Kopf mitfuhr: "Der Start war nicht einer meiner besten, aber es ging mehr um das Anbremsen als um den Start an sich. Ich bremste zu früh und ging auf Nummer sicher, so war ich nach Runde Eins nur auf Platz Vier. Das müssen wir morgen mit Sicherheit besser machen."

Am Start fiel Martin zurück, Foto: LAT Images
Am Start fiel Martin zurück, Foto: LAT Images

Daraufhin fuhr der WM-Zweite mal nicht vorneweg und hatte daher in Sachen Reifendruck aufzupassen. Dennoch bezwang er seinen Titelrivalen Francesco Bagnaia: "Ich konnte meinen Fahrstil an die Reifendrücke anpassen und mich erholen. Dann überholte ich ihn [Bagnaia] und konnte davonziehen. Das war das Wichtigste heute. Ich dachte, er würde dranbleiben, aber er konnte nicht. Darüber muss ich glücklich sein. Wir werden sehen, ob ich morgen auch eine Lücke herausfahren kann."

Alex Marquez in anderer Liga, aber Martin gibt Grand-Prix-Sieg nicht auf

Die Plätze Zwei für Martin und Drei für Bagnaia bedeuteten eine weitere Zuspitzung der WM. Einer stahl den beiden aber die Show. Auch Martin konnte nur staunen: "Ich dachte, ich hatte mehr Pace als Pecco [Bagnaia]. Am Ende konnte ich ihn auch überholen und davonziehen. Alex [Marquez] hingegen war heute auf einem anderen Level. Er war schneller als wir." Angesichts des Punktsieges gegen Bagnaia war er zufrieden, aber die Niederlage gegen Marquez nagte doch etwas am Titelanwärter: "Das wichtige war, dass wir schneller als Pecco waren. Wir müssen verstehen, was Alex mit seinem Bike macht. Er hat dasselbe Bike und macht so einen Unterschied, das ist schwer zu glauben. Er fuhr sehr gut."

Ist Marquez also auch im Grand Prix unschlagbar? Martin hat Respekt, aber noch nicht aufgegeben: "Nach 12 Runden könnte ich diese Pace nicht mehr halten. Wenn er diese Pace noch für fünf oder sechs Runden halten kann, dann wird er zu 100% gewinnen. Hoffentlich können wir einen Schritt mit dem Setup finden, um schneller zu sein." Im Sprint wurden 10 Runden gefahren. Der Grand Prix sei aber eine andere Disziplin: "Sicherlich wird es morgen langsamer sein. Zum einen aufgrund des Körperlichen. Wir können nicht 20 Quali-Runden am Stück fahren. Zum anderen wegen der Reifen, die waren schon heute am Limit."

Martin sieht sich im Daten-Nachteil: Kein Austausch bei Ducati wäre besser

Auch wenn Alex Marquez der Gegner um den Sieg sein wird, so geht Martins Blick eigentlich nur noch auf einen. Das Narrativ des Außenseiters und des nicht vorhandenen Drucks hört man nicht mehr. Er will Bagnaia schlagen und Weltmeister werden. Daher ist der Pramac-Pilot auch von einer bestimmten Ducati-Erfolgsformel nicht begeistert: "Ducatis Strategie ist sicherlich sehr gut, denn sie gibt allen Fahrern die Möglichkeit, auf ein gutes Niveau zu kommen. Aber von meiner Seite aus würde ich es bevorzugen, dass ich keine Daten einsehen könnte, sodass die anderen auch nicht meine Daten sehen. Mit Sicherheit hat mir das manchmal ein bisschen geholfen, aber das ist vielleicht 10%. Der Rest kommt von mir. Ich denke, ich komme schnell ans Limit und dann holen die anderen auf."

Jorge Martin und Francesco Bagnaia bei der Pressekonferenz
Jorge Martin(r.) würde lieber keine Daten mit Francesco Bagnaia(l.) teilen, Foto: LAT Images

Ohne seinen Namen zu nennen, ist dies natürlich ein klarer Seitenhieb in Richtung Bagnaia. Während Martin zumeist am Freitag rausfährt und sofort schnell ist, braucht Bagnaia häufig mehr Zeit, um auf Touren zu kommen. Oft ist der Italiener erst am Sonntag so richtig bereit für den Kampf um den Sieg. Dabei profitiert er natürlich vom Prinzip der Datentransparenz bei Ducati, die für alle Fahrer der MotoGP-Dominatoren gilt. Martin sieht das als einen Nachteil im WM-Kampf an: "Ich teile also mit Ducati Dinge, die ich ohnehin schon weiß. Aber es ist, wie es ist." Fairerweise sollte jedoch angemerkt werden, dass auch Martin sich die Daten von Sprint-Sieger Alex Marquez ansehen will.