"Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen schon Neuigkeiten für euch habe", ließ Fabio Di Giannantonio zuletzt beim Thailand-Grand-Prix in Buriram die MotoGP-Medienvertreter wissen. Er hatte sich in den Tagen zuvor in die Pole Position für die Nachfolge von Marc Marquez bei Repsol Honda gebracht. Am Donnerstag traf sich der MotoGP-Zirkus in Sepang wieder, doch Di Giannantonio hatte die erhoffte Freudensnachricht nicht im Gepäck: "Es gibt keine News. Wir arbeiten daran, aber momentan ist die Situation unverändert."

Dass es nach wie vor nicht zum Vertragsabschluss zwischen Di Giannantonio und Honda gekommen ist, dürfte an lange Zeit unerwartete Konkurrenz im Kampf um den Repsol-Platz liegen. Fermin Aldeguer ist zu einem ernstzunehmenden Kandidaten hierfür geworden. Der Moto2-Pilot befindet sich in Topform, stand in den letzten drei Rennen jeweils auf dem Podium und konnte in Thailand sogar souverän gewinnen.

Fermin Aldeguer feiert seinen Sieg in Thailand mit einem Wheely
In Buriram siegte Aldeguer mit mehr als drei Sekunden Vorsprung, Foto: LAT Images

Aldeguers Manager, der achtfache 125ccm-Rennsieger Hector Faubel, verhandelt in diesen Tagen mit den HRC-Bossen. Er will für seinen Schützling einen Dreijahresvertrag herausschlagen, Honda will den offenen Platz aber nur für 2024 besetzen. Ein Zweijahreskontrakt ergibt keinen Sinn, da Ende 2024 fast alle MotoGP-Verträge auslaufen, 2026 wird sich dieses Szenario wiederholen. Fahrer und Team wären mit einem Deal für die folgenden zwei Saisons also auf dem Transfermarkt stark eingeschränkt.

Dass Honda einem Dreijahresvertrag zustimmen wird, scheint unwahrscheinlich. An einer derartigen Forderung scheiterte bereits ein mögliches Engagement von Miguel Oliveira. Begnügen sich Aldeguer und Manager Faubel also nicht mit einem Deal für 2024, geht die Werks-Honda also mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an Fabio Di Giannantonio.

Dass Aldeguer überhaupt ein ernsthafter Kandidat für Repsol Honda wurde, ist schon überraschend. Die RC213V gilt ja als extrem schwierig zu fahrendes Motorrad. Sie mit einem MotoGP-Rookie zu kombinieren, wird im Paddock von vielen Experten als vorprogrammierte Katastrophe angesehen.

Aldeguer ist erst 18 Jahre alt. Einen derartigen Schritt in jungen Jahren zu wagen, ist für den Spanier also definitiv riskant. Und dennoch gibt es Stimmen aus seinem Umfeld, die Aldeguer zum MotoGP-Aufstieg mit Repsol Honda raten. Aleix Espargaro etwa, der ein freundschaftliches Verhältnis mit seinem Landsmann pflegt und zwischen den Rennen in Thailand beziehungsweise Malaysia einen gemeinsamen Urlaub mit ihm in Indonesien verbrachte.

"Er ist bereit für die MotoGP. Er hat in den letzten Rennen gezeigt, wie schnell er ist. Es ist aber ein Unterschied, ob er den Aufstieg mit Ducati oder Aprilia macht - oder mit Honda. Fermin ist 18 Jahre alt. Ich denke nicht, dass er mental damit klarkommen würde, wenn das Bike nicht funktioniert", erklärt Espargaro. Ein Gespräch über den möglichen MotoGP-Aufstieg habe es zwischen ihnen nicht gegeben: "Und ich bin froh darüber! Denn die Entscheidung ist sehr, sehr schwierig. Ich würde ihm raten, auf diesen Zug aufzuspringen. Aber ich habe in meiner Karriere viele Fehler gemacht, also bin ich vielleicht nicht das richtige Vorbild. Du musst als Fahrer auch geduldig sein. Wenn er diesen Zug nicht nimmt, werden noch zwei oder drei weitere vorbeikommen."