Weil Ducati den WM-Dritten Marco Bezzecchi zur Saison 2024 gerne auf eine Werksmaschine befördern würde, steht Johann Zarco vor dem Aus bei Pramac Ducati. Seine beste Alternative scheint dabei das LCR-Honda-Team, welches einen Nachfolger für Alex Rins sucht. Am Samstagvormittag kursierten im MotoGP-Paddock bereits Meldungen, wonach der Wechsel schon fix sei. Diese Gerüchte dementierte Zarco nach dem MotoGP-Sprint in Spielberg jedoch.

"Ich werde die finale Entscheidung erst morgen treffen", berichtete der Franzose am Samstagabend in seiner Medienrunde und verriet damit zeitgleich, dass schon in Kürze Klarheit herrschen wird. "Ich will die Entscheidung nicht zuhause treffen, weil ich nächste Woche einen klaren Kopf haben möchte." Nach dem Grand Prix von Österreich am Sonntag erwartet die MotoGP-Piloten ein freies Wochenende, ehe es Anfang September nach Barcelona geht.

Entscheiden wird sich Zarco zwischen LCR Honda und einem Verbleib bei Ducati müssen. "Die zwei Angebote sind klar", sagt er. Nun gilt es also, abzuwiegen: "Honda bietet mir ein gutes Projekt in der MotoGP. Ich wäre froh, ihnen mit meiner Konstanz und meiner Erfahrung bei der Weiterentwicklung des Motorrads helfen zu können - mindestens für zwei Jahre, eventuell auch für drei. Da gibt es eine Option im Vertrag."

Honda bietet Zarco zwar ein verhältnismäßig schwaches Bike, aber also einen langfristigen Verbleib in der MotoGP. Ebendies wäre bei einem Verbleib im Ducati-Lager nicht garantiert: "Bei Ducati würde ich noch ein Jahr bekommen, danach sehen sie mich schon in der Superbike-WM. Das könnte eine interessante Option sein. Solange ich in der MotoGP noch Leistung bringe, würde es mir aber schwerfallen, in die Superbike-WM zu wechseln."

Im Zentrum der Entscheidung steht ohnehin Zarcos fehlender MotoGP-Sieg. Diesen würde der Franzose gerne noch erzielen, bevor er in eine andere Rennserie wechselt. Deshalb macht Zarco auch kein Geheimnis daraus, dass ihm die Entscheidung leichter fallen würde, hätte er bereits einen Rennsieg eingefahren. So gilt es nun abzuwägen: Besseres Bike, aber weniger Zeit bei Ducati oder schlechteres Bike bei Honda, dafür aber potenziell dreifache Vertragslänge?

Johann Zarco fährt seit 2021 für Pramac Ducati, Foto: LAT Images
Johann Zarco fährt seit 2021 für Pramac Ducati, Foto: LAT Images

"Ich habe noch mindestens eine halbe Saison Zeit, um Rennen zu gewinnen. Ich muss aber jetzt entscheiden, was ich machen will", erklärt Zarco sein Dilemma. Bevor er sich am Sonntag entscheiden will, möchte er aber erst noch mit Paolo Campinoti [Pramac-Teamchef, Anm.] und Gigi Dall Igna [Ducati-Teamchef] sprechen: "Ich brauche erst eine persönliche Unterhaltung mit den Personen, die mir vor drei Jahren erst die Möglichkeit gegeben haben, bei Pramac Ducati zu fahren."

Nakagami: Zarco wäre gut für Honda und LCR

Sollte sich der Franzose für einen Wechsel zu LCR Honda entscheiden, könnte er dort im kommenden Jahr Teamkollege von Takaaki Nakagami werden. Der Japaner steht zwar selbst noch vor einer ungewissen Zukunft, würde Zarco aber gerne auf der anderen Seite seines Rennstalls sehen. "Das wäre gut für Honda und das Team. Er war bei Pramac sehr konkurrenzfähig und hat viel Erfahrung auf der Ducati gesammelt. Er kann aufzeigen, wo die Unterschiede zwischen den Bikes liegen und neuen Input geben", erklärte Nakagami am Samstagabend.

Auf seine eigene Zukunft im Honda-Lager angesprochen verriet Nakagami, dass bei ihm ebenfalls zeitnah Klarheit herrschen sollte: "Wir werden nach Barcelona eine Entscheidung treffen. Dann gibt es das 'Ja' oder 'Nein'".