Als Ersatzfahrer für den verletzten LCR-Piloten Alex Rins erlebte Stefan Bradl in Assen ein schwieriges Wochenende. Im Qualifying kam er nicht über Platz 20 hinaus, den Sprint beendete er als Letzter. Im Hauptrennen am Sonntag reichte es dann jedoch zu Rang 13 und drei WM-Punkten. Vermeintlich ein positiver Abschluss des letzten Rennwochenendes vor der MotoGP-Sommerpause - allerdings nur auf dem Papier.

Denn nach Rennende zeigte sich Bradl trotz des 13. Platzes alles andere als glücklich, im Gegenteil. "Ich habe es überstanden, das freut mich. Es ist schön, Lucio [Cecchionello, Anm.] und dem Team zusätzlich dazu noch ein paar Punkte mitbringen zu können, deswegen lächle ich etwas, aber ich hatte mir eigentlich nichts von diesem Rennen erwartet", gab er sichtlich angefressen in seiner Medienrunde zu Protokoll. Sein bitteres Fazit: "Ich hatte nie ein gutes Gefühl. Das Bike hat keine Stärken, mit denen ich aktuell irgendetwas ausrichten könnte."

Auch die Rückkehr zum Kalex-Chassis, auf das Bradl an Freitag und Samstag noch hatte verzichten müssen, brachte nicht die erhoffte Besserung. "Ich bin diese Woche drei verschiedene Chassis und viele weitere unterschiedliche Teile gefahren, ich konnte nie ein Vertrauen zum Bike aufbauen. Mein Gefühl für die Reifen war inexistent", kritisiert er und lässt tief blicken: "Ich hatte überhaupt kein Selbstvertrauen. Ich wusste nicht, wo das Limit ist und bin nichtmal in Nähe von 99 oder 95 Prozent gekommen. Ich steckte irgendwo im Bereich von 75 Prozent fest."

Bradl kritisiert Honda-Performance: Wurde vom Rest aufgefressen

Offen und ehrlich gesteht der Deutsche, am Sonntag kein Rennen gefahren zu sein. Das lässt die Honda RC213V aktuell nicht zu, ohne Stürze zu riskieren. "Ich bin nur rumgefahren", sagt Bradl. "Das einzige Positive ist, dass ich einen guten Start hatte und nach der ersten Runde in einer ordentlichen Position lag. Das war okay, aber anschließend war ich nur Futter für den Rest. Ich wurde aufgefressen und konnte nicht mithalten."

Entsprechend bedient zeigte sich Bradl, der bei der Dutch TT zwischenzeitlich auch mal vor Augusto Fernandez, Lorenzo Savadori und Raul Fernandez gelegen war. Trotzdem war er nach Rennende bemüht, die Fassung zu bewahren: "Wir müssen ruhig bleiben und akzeptieren, wie es ist. Aber das ist mental nicht einfach für einen Rennfahrer. Unsere Gesamtsituation ist alles andere als zufriedenstellend."

Stefan Bradl konnte in Assen nicht mit der Konkurrenz mithalten, Foto: LAT Images
Stefan Bradl konnte in Assen nicht mit der Konkurrenz mithalten, Foto: LAT Images

Bereits am Samstag hatte Bradl seinen Arbeitgeber Honda zu mehr Unterstützung aufgefordert. Ein erster Fingerzeig dafür könnten drei Testfahrten sein, die während der MotoGP-Sommerpause geplant sind. Wirklich hoffnungsvoll zeigt sich Bradl aber auch hier nicht: "Ich habe keine Ahnung, was sie dort in Angriff nehmen wollen."